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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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mir mit zwanzig Stockschlägen bestraft!«
    Zwanzig Stockschläge waren der Durchschnitt, manche Centurionen gaben aber schon mal dreißig oder fünfunddreißig für das gleiche Vergehen. Allerdings gab es auch welche, die es bei fünfzehn bereits bewenden ließen. Sextus Lerius hätte es also schlimmer erwischen können.
    Er zog sich das knielange Soldatenhemd über den Kopf und öffnete sein Halstuch, um es abzulegen. Dann stellte er sich mit gespreizten Beinen an den etwa drei Meter hohen Pfosten am Rande des Forums, um seine Strafe zu erwarten. Er hörte, wie die Sandalen des Centurios im Sand knirschten, als dieser sich ihm von hinten näherte.
    Sextus Lerius respektierte seinen Centurio, denn Marcus Caelius war ein ausgezeichneter Krieger, mutig, erfahren und stets bei seinen Leuten in vorderster Front. Er würde es mit zusammengebissenen Zähnen ertragen und hoffte, dass seine Kameraden ihn hinterher nicht allzu hart rannahmen. Er wusste, dass das zum Ritual gehörte, aber die brisante Situation außerhalb des Lagers spielte ihm in die Hände. Keiner hier konnte es sich derzeit leisten, einen der ihren ernsthaft zu verletzen, jeder wurde gebraucht. Ein einzelner Legionär entschied manchmal Schlachten, das hatte sich in der Vergangenheit oft genug gezeigt. Und vielleicht war gerade er, Sextus Lerius, derjenige, der in der nächsten Auseinandersetzung einen der feindlichen Anführer töten konnte. Erfahrungsgemäß führte dies immer dazu, dass sich diese kriegerischen Barbaren daraufhin sofort zurückzogen, da sie den Verlust ihrer Kriegshäuptlinge ausnahmslos als Zeichen ihrer wilden Götter begriffen.
    Auch hatte Lerius Glück mit der Zusammensetzung der 2. Kohorte. Normalerweise nahmen die Bestrafungen und Demütigungen mit dem Anteil an Soldaten aus eroberten Provinzen in der Kohorte zu, insbesondere wenn der zu Bestrafende selber von Geburt an Römer war. Gallischstämmige oder hispanische Legionäre pflegten dann oft härter zuzulangen, als es nötig gewesen wäre, sodass es immer wieder zu schwersten Verletzungen oder gar dem Tod des Betroffenen durch die eigenen Kameraden kam. Doch die Achtzehnte bestand zu einem großen Teil aus italischen Römern.
    Er kniff die Augen zusammen und schaute auf den festgestampften sandigen Boden. Eine kühle Brise strich kurz über seinen nackten Rücken, als schon der erste Schlag mit einem dünnen Pfeifen durch die Luft schnitt und einen Sekundenbruchteil später auf seine Haut klatschte. Zischend zog Lerius die Luft ein und versuchte, den Schmerz herunterzuschlucken. Dies gelang ihm jedoch nicht ganz. Wie ein wilder, stechender Biss fuhr die vitis in sein Fleisch und hinterließ einen tiefroten Striemen. Lerius presste die Zähne zusammen und erwartete den nächsten Schlag, der auch schnell kam.
    Wieder und wieder biss die biegsame Gerte in sein Fleisch, doch Marcus Caelius lag nichts daran, diesen Mann für Wochen außer Gefecht zu setzen. So platzten nur zwei der Wunden auf Lerius’ Rücken auf, was natürlich auf die nur mäßig stark geführten Hiebe zurückzuführen war.
    Nach dem zwanzigsten Schlag trat Caelius zurück und rief mit erhobener Stimme die traditionellen Worte: »Soldat Lerius, deine Strafe empfingst du, deine Lehren daraus ziehe du, mögest du in Zukunft Rom treuer dienen! Wegtreten!«
    Einige Soldaten von Lerius’ Centurie traten nun auf ihn zu und ergriffen ihn unter den Armen. In der Zwischenzeit bildeten die anderen Soldaten einen schmalen Gang, durch den Lerius gleich mit Tritten und Schlägen getrieben werden würde. Caelius sah noch kurz zu und versicherte sich, dass keiner der Männer Stöcke oder andere Gegenstände zum Schlagen benutzte. Er trat zum Pilus posterior, dem nächsthöheren Centurio nach ihm, Septimus Adicus. »Pass auf, dass Lerius nicht zu stark mitgenommen wird! In wenigen Tagen wird es eine Offensive flussabwärts gegen Aufständische auf einem Waffenmarkt geben und wir brauchen in diesem Scheißland jeden Mann!«
    Adicus nickte kurz und stellte sich in eine Reihe mit seinen Männern. Daraufhin wandte Caelius sich ab und marschierte mit weit ausladenden Schritten zurück zu seiner Unterkunft. Das Johlen der Soldaten seiner Kohorte hallte kurz durch das Lager. Lerius konnte froh sein, so davonzukommen!
    Am Nachmittag sollte es eine taktische Besprechung geben und der Oberbefehlshaber der Truppen, Ahenobarbus, würde höchstpersönlich das Vorgehen gegen die germanischen Aufständischen erläutern. Die über dreißig

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