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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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militärische Laufbahn beenden und dann ein Handelsgeschäft mit Sklaven und Wein in Bononia [26] aufbauen. Er hatte beste Beziehungen nach Südgallien und Hispanien [27] , dies würde ihm sicher helfen. Deswegen hatte er absolut kein Interesse daran, aufgrund zahlenmäßiger Unterlegenheit im nächsten Scharmützel von den wilden Kriegern der hiesigen Gegend geschlachtet zu werden. Also musste der Soldat überleben, auch seine eigene Zukunft hing letztendlich davon ab.
    Vor einigen Jahren war Caelius aus der Provinz »Hispania Citerior« [28] als Befehlshaber eines Manipels der Hastati, also der in vorderster Schlachtreihe kämpfenden Infanterie, aufgrund der hier nicht enden wollenden Unruhen nach Germanien versetzt worden. Mittlerweile hatte er sich schon zum ranghöchsten Centurio »Pilus prior« [29] der 2. Kohorte hochgearbeitet und war somit der Befehlshaber. Er hatte sich in zahlreichen Schlachten bewährt und Auszeichnungen erworben. Aber der Krieg hier war nicht zu vergleichen mit dem in Hispanien; die dortigen Stämme hatten erbitterten Widerstand geleistet, doch es war anders gewesen. Das Wort »Barbar« hatte er erst wirklich verstehen gelernt, als er und die Legion an diese nördlichste Front des Imperiums versetzt wurden. Die Verschlagenheit und Listigkeit, die ungeheure körperliche Größe und diese totale Wildheit und Raserei im Kampf machten den Soldaten Angst. Die Disziplin in der Schlacht war nur schwer zu erhalten, wenn Hunderte oder gar Tausende halbnackte, bemalte, langbärtige, vor Wut und Zorn Schaum sprühende Riesen sich ohne die geringste Rücksicht auf die eigene körperliche Unversehrtheit in die geordnete Kampfformation einer Phalanx stürzten und mit der Masse ihrer toten Leiber den Nachstürmenden so das Aufbrechen der Schlachtordnung ermöglichten. Nur die tapfersten Legionen wurden überhaupt hierher versetzt und an den Grenzen der durch den Princeps Augustus eingerichteten Heeresbezirke Germania Inferior und Germania Superior stationiert.
    Das ganze germanische Schlamassel war erst entstanden, als der eitle und raffsüchtige Legat Marcus Lollius, Kommandierender der 5. Legion »Alaudae«, vor 18 Jahren leichtsinnigerweise die schon unterworfen geglaubten Sugambrer, Tenkterer und Usipeter mit einer derart hohen Abgabenlast gegen sich aufbrachte, dass diese über den Rhein setzten und gallisches Land verwüsteten, in dem er Statthalter war. In den folgenden Kämpfen wurde Lollius’ Legion fast vollständig aufgerieben. Aber was noch schlimmer, ja, völlig unverzeihlich und bislang undenkbar gewesen war: Er hatte den als göttlich verehrten »aquila«, den Legionsadler, verloren! Jede römische Legion verteidigte dieses höchste Feldzeichen mit seinem Leben und einer eigens dafür abgestellten Truppe! Ihn zu verlieren, war eine Blamage und schwere Schädigung des Rufs der Legion. So sah sich der Princeps Augustus persönlich gezwungen, immerhin nach Gallien zu kommen und die Rachefeldzüge von dort aus selbst zu koordinieren.
    Die Last des germanischen Krieges wurde schließlich auf Drusus Claudius übertragen, einen Stiefsohn des Kaisers und höchst begabten und sogar vom Feind tief verehrten jungen, charismatischen Mann. Dieser war nach zahlreichen erfolgreichen Feldzügen gegen die Barbaren bei einem Sturz vom Pferd vor mehr als zehn Jahren unglücklich zu Tode gekommen. Die Legenden seiner Taten wurden aber noch heute an den Lagerfeuern der römischen Legionen in Germanien erzählt.
    Dieser Mann war auch Caelius’ Vorbild und um sein Ziel zu erreichen, musste er hart arbeiten und tun, was nötig war. Er bog seine Rute mit der linken Hand, so, als prüfe er ihre Stabilität und wäge ab, wie fest er wohl zuschlagen könne.
    »Milites, state! Oculos ad dextram! [30] «
    Sein Befehl dröhnte über das Forum, den Versammlungsplatz am Schnittpunkt der beiden Straßenachsen des Lagers. Die Soldaten der 2. Kohorte, etwa 480 Mann, hatten sich in Reih und Glied ausgerichtet und blickten an ihrem Centurio vorbei in den fernen, grauen Himmel. Es waren ausnahmslos altgediente, erfahrene Soldaten, alle in vielen Jahren des Kriegsdienstes gestählt und hartgesotten. Stockschläge mit der vitis waren nichts, was diese abgehärteten Burschen aus der Fassung bringen konnte. Nur die oft hinterher auftretenden Entzündungen der Fleischwunden konnten gefährlich werden. Doch der Lagerarzt würde dies verhindern.
    »Der Soldat Sextus Lerius hat seinen Wachdienst vernachlässigt! Dafür wird er von

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