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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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verstehen. Das Rechtsverständnis dieser Leute war ein grundlegend anderes als meines. Doch in diesem Moment sahen wir einen alten Mann mit einem bauchlangen grauen Bart, der gerade dabei war, grobe Äste mit einer Axt zu spalten. Er schaute hoch zu uns und runzelte missmutig die Stirn.
    »Esen, ich grüße dich! Wie geht es dir?«
    Skrohisarn kannte den Alten offensichtlich.
    »Skrohisarn, es ginge besser, wenn ich hier meine Ruhe hätte! Aber heutzutage scheint das halbe Land auf den Beinen zu sein und hierhin und dorthin zu ziehen. Gerade erst vor zwei Monden kamen hier schon welche durch, waren aber keine von uns.«
    Skrohisarn konnte mit dieser Information wohl nichts anfangen, jedenfalls ging er nicht darauf ein.
    »Esen, sag, ziehen auch bewaffnete Kriegsgruppen umher? Hast du etwas von Kämpfen gehört … oder gar von meinen Söhnen?«
    Der Alte kratzte sich am Kinn. »Ich hörte im Frühjahr davon, dass der mächtige Bliksmani von den Angrivariern immer mehr Männer um sich schart und die Römer durchs Land jagt. Einige unserer Häuptlinge verweigern sich ihm aber wohl und stehen zu ihrem Wort des Friedens, das sie den Römern gaben. Die Spannungen wachsen stetig. Gefährlich, gefährlich, wenn du mich fragst! Immerhin ist Bliksmani direkt vom großen Donnerer geschickt worden und wirft Blitze, die Fleisch fressen, gegen seine Feinde!« Er riss die Augen auf und machte eine schnelle Bewegung mit der Hand, so, als wolle er Skrohisarn das Herz aus der Brust reißen.
    Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als Esen sich mir zuwandte. »Halte dich fern von Bliksmani, junger … Wie heißt du, junges Fohlen?«
    »Le…«, wollte ich auf die Frage antworten, aber Skrohisarn fiel mir ins Wort.
    »Witandi«, antwortete er an meiner Stelle.
    »Witandi?«, fragte Esen und sah mich stirnrunzelnd an. »Ein ungewöhnlicher Name von einem Vater für seinen Sohn …« Aber den Namen eines Mannes zu hinterfragen, galt als sehr unhöflich und so ließ Esen es dabei bewenden.
    »Wie auch immer … Die kommenden Zeiten werden schwer, Krieg liegt in der Luft! Die jungen Männer werden sich einen Namen machen können, der noch in vielen Jahren in den Hallen der Chauken besungen werden wird, so viel ist sicher!«
    »Ja, das ist wohl unausweichlich. Solange Männer wie Bliksmani die römischen Lager angreifen, römische Patrouillen überfallen und Pferde und Waffen stehlen, werden immer mehr Römer hergeschickt. Das schürt dann den Widerstand nur weiter!«
    »Bliksmani und seine Angrivarier werden zum Thing am Wiesenfluss kommen, heißt es. Sie wollen noch Männer für den Kampf gewinnen und die römischen Lager am Wiesenfluss im kommenden Winter angreifen. Manche sagen gar, er sei der Donar [14] selbst, weil er im Kampf stets ein Donnergrollen im Rücken hat. Wenn er tötet, haut es die stärksten Männer um, als wären sie von einem unsichtbaren Hammer getroffen worden! Es gibt bereits überall Geschichten an den Feuern der Reisenden über diesen Hammer des Donar. Und dass der Hammer immer wieder in die Hand des Donar zurückkehrt, denn er soll beliebig oft damit töten können!« Esen sah uns mit weit aufgerissenen Augen an. Er war jetzt sichtlich erregt und wirkte fast ein wenig ängstlich. »Andere sagen, der Donar habe sich mit einem Menschenweib gepaart und den Bliksmani gezeugt! Bliksmani wäre also sein Sohn! Er soll mehr Römer getötet haben als die Pest!«
    »Wir werden auch dort sein, vielleicht können wir diesen Göttersohn ja sehen und etwas von seiner Kraft atmen«, entgegnete Skrohisarn und blickte in den Himmel. »Wir wollen weiter zu den Eisensuchern um Godagis. Kannst du uns fahren? Ich habe mir kürzlich den Fuß verletzt und würde mich freuen, wenn ich ein wenig in deinem Boot ausruhen könnte.«
    »Zu den Eisensuchern geht es aber flussaufwärts«, deutete er an.
    »Ja, ja, ich weiß schon, was du sagen willst, ist ja nicht das erste Mal für mich«, entgegnete Skrohisarn. »Witandi hier, der wird dir beim Staken und Rudern zur Hand gehen und dir helfen. Er ist noch jung und stark! Außerdem können die Pferde den Kahn ziehen.«
    Die Pferde und das Ochsengespann trotteten am nächsten Morgen auf einem breiten Trampelweg längs des Thur Hriod neben uns her. Der Ochse wurde dabei von den starken, kleinen Pferden geführt. In einer Mischung aus Staken, Paddeln und Rudern versuchten wir dagegen, in dem Boot die beinahe schon grotesk verschlungene und sich windende Ochtum stromaufwärts zu kommen. Der

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