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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Name »Durchfließt das Ried« passte sehr gut, denn gewaltige Flächen Schilf- und Wollgräser wuchsen auf der gesamten Strecke an den Ufern des Flusses. Die Pferde hatten ihre Mühe, hindurchzustapfen.
    Die Landschaft war von einer schier unendlich anmutenden Weitläufigkeit geprägt. Feuchtwiesen waren, so weit das Auge reichte, von glitzernden Tümpeln und dichten Inseln aus Schilfgras durchsetzt. Stille und Frieden lagen in der Luft und der ereignisarme und schweigsame Vormittag hatte in mir eine etwas bedrückte Stimmung geschaffen. Meine Schultern und Arme schmerzten von der harten Arbeit und ich war froh, dass wir nun bald unser Ziel erreichen würden.
    Gegen Mittag kamen wir dann auf einen großen, silbern glänzenden See, aus dem sich der Thur Hriod offenbar bildete. Auf der anderen Seite wurde das dichte Schilfgras an zwei Stellen durch kleinere Flüsse unterbrochen, die sich in den See ergossen und ihn mit Wasser speisten.
    Ich dachte kurz nach: Konnte es etwa sein …? Falls ich wirklich an der Stelle, wo in zwei Jahrtausenden mein Haus stehen würde, »herausgekommen« war, dann war die westlich davon gelegene Senke das Klosterbachtal. Der Bach an Skrohisarns Haus, den er »Nithana Brok« nannte, war somit der Klosterbach. Zwar würde sich das Landschaftsbild, durch das dieser Bach floss, über die Jahrtausende noch stark verändern, doch der Bachlauf konnte dies nicht, denn die lang gezogene Senke würde er nie verlassen können. Von diesem Anhaltspunkt aus konnte der Bach auf der östlichen Seite des Höhenzuges, den Skrohisarn »Thurisfingar« genannt hatte, nur der Hombach sein.
    Der Hombach – diesem waren wir gerade flussaufwärts gefolgt – mündete in die Ochtum. Obwohl sein Lauf sicher nichts mit dem aus dem 21. Jahrhundert zu tun hatte, waren einige der Zu- und Abflüsse wohl doch erhalten geblieben. War dann dieser See das Gewässer, welches einmal »Kirchweyher See« genannt werden würde? Gespeist aus Hache und Süstedter Bach? Die zurückgelegten Entfernungen stimmten einigermaßen, die Struktur der Landschaft passte. Hier entstand die Ochtum – und das würde auch noch in 2000 Jahren so sein!
    Eine Gänsehaut überkam mich, denn ein Gefühl sagte mir, dass ich recht hatte. An diesem See war ich in meiner Kindheit oft gewesen, war zum Schwimmen und Angeln hergekommen! Wehmut breitete sich in mir aus, plötzlich und heftig.
    Am linken Ufer fiel mir auf einer breiten unbewachsenen Wiese ein am Rand stehender, von großen alten Holunderbüschen umgebener Steinhaufen auf. Mit seiner flachen, aufliegenden Steinplatte wirkte er beinahe wie ein Altar. Doch schon glitten wir daran vorbei und das wogende Schilfgras verdeckte diese auffällige Stätte, die ich gerne näher betrachtet hätte, vor meinen Augen.
    Wir mussten die Pferde kurz von den Leinen und frei laufen lassen, sodass sie sich ihren eigenen Weg durch das Dickicht der Uferböschung bahnen konnten. Doch unsere Fahrt auf dem Fluss war bald darauf auch schon zu Ende.
    »Du weißt ja, wo du Godagis findest.« Esen deutete auf einen dunkelgrünen Streifen am Horizont und sprach eher mich als Skrohisarn an.
    Wir verabschiedeten uns unspektakulär voneinander und folgten dann dem Lauf des rechten Baches. Das letzte Stück des Weges war ein von Brennnesseln und vielerlei anderem Gestrüpp beinahe zugewachsener Trampelpfad. Die Landschaft veränderte sich langsam wieder und immer öfter waren nun kleinere und größere Gehölze wie Haselnuss und Eberesche zu sehen.
    Nicht weit von uns entfernt ragte eine mächtige Reihe von Eichen und Buchen in den Himmel. Aus der Baumgruppe stieg eine dunkelgraue Rauchfahne wie ein mahnender Finger empor und verflüchtigte sich im weiten Himmel. Dort waren offensichtlich die Eisensucher zu finden.

Das Lager
    Möwen saßen auf der Lagermauer oder kreisten in der Luft, immer auf der Suche nach frischem Müll, den die Soldaten produzierten und außerhalb des Lagers in riesigen Gruben entsorgten. Dort teilten sie ihn sich mit einer ganzen Legion streunender Hunde und allerlei Kleintieren, die nachts aus den nahen Wäldern kamen. Die Möwen kreischten schrill und zogen ihre unruhigen Bahnen über den Köpfen der angetretenen Männer.
    Sextus Lerius war nicht zu beneiden. Nur noch wenige Augenblicke und er würde seine gerechte Strafe bekommen. Er konnte sich jedoch nicht beschweren. Viele Tausend Legionäre vor ihm hatten diese Strafe bereits über sich ergehen lassen müssen und viele Tausend nach ihm würden

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