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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Meter lange von Nord nach Süd verlaufende »via praetoria« und die 250 Meter lange von West nach Ost verlaufende »via principalis« kreuzten, befanden sich die wichtigsten Gebäude und der Versammlungsplatz, das »forum«. Das Stabsgebäude – die »principia« – war bei Weitem das imposanteste. Auf über 2500 Quadratmetern war es ein dreigeschossiger Bau in weiß gekalkter Fachwerkbauweise. Zahlreiche Balkone, kleine Türmchen und Balustraden ließen den Eindruck einer architektonisch ansehnlichen Luxusvilla innerhalb der Festung entstehen. Um den rund 1000 Quadratmeter großen Innenhof herum, der von Laubengängen gesäumt auf eine Vorhalle zulief, lagen noch diverse Funktionsräume, aber auch etliche eindrucksvolle Gästezimmer. Diese wurden hauptsächlich den Stammesabgesandten zugeteilt, die in regelmäßigen Abständen für Verhandlungen und Besprechungen ins Lager kamen. Um die Pracht und die Macht Roms zu bezeugen, standen diese Zimmer den Offiziersunterkünften in ihrer Ausstattung in nichts nach.
    Ebenfalls in der »principia« befand sich das Fahnenheiligtum der 18. Legion, ein speziell gesicherter Raum, in dem der Legionsadler und die Standarten der anwesenden Kohorten aufbewahrt wurden. Symbolisch bewacht wurde dieser Raum durch zwei sich gegenüberstehende überlebensgroße Statuen der Kriegsgötter Mars und Quirinus.
    Südlich der »principia« befand sich das Haus des Kommandeurs, des Legaten [17] Marcus Vinicius, das »praetorium«. Es war ganz im Stile der römischen Villenarchitektur errichtet worden, hatte also ein kleines Atrium in der Gebäudemitte, gesäumt von diversen Zimmern für dienstliche oder private Zwecke. Ein stilvoll angelegter Garten vor der Villa, in welchem eine Vielzahl von Blumen und einige Gemüsesorten gehegt wurden, gehörte dazu. Weitere villenähnliche Bauten, allerdings deutlich kleiner in der Ausführung, gruppierten sich um das »praetorium« herum. Sie waren als zusätzliche Gästehäuser für hohen militärischen Besuch sowie für die anderen hohen Offiziere und Adligen der 18. Legion reserviert.
    Das Lager war der nördlichste Vorposten des Römischen Reiches und mitten im Gebiet der verbündeten Chauken gelegen. Insgesamt war Phabiranum für die Belegung durch eine ganze Legion [18] , also rund 6000 Mann, geeignet und bot den hohen Offizieren ein Mindestmaß an Komfort. Derzeit waren aber nur fünf der zehn Kohorten der 18. Legion hier stationiert. Die anderen fünf befanden sich in Aliso, einem der großen Lager am Fluss Lupia [19] , in dem normalerweise auch der Oberbefehlshaber der germanischen Heeresverbände residierte. Doch dieser Oberbefehlshaber des Heeres in Germanien, Lucius Domitius Ahenobarbus, vor Jahren schon Consul [20] in Rom, danach Statthalter der Provinzen Africa und Illyricum [21] , sowie sein Legat Marcus Vinicius, Befehlshaber der Legio XVIII »Augusta«, misstrauten den Friedensbekundungen der chaukischen Stammesführer. Sie rechneten jederzeit mit einem Wiederaufflammen des chaukischen Widerstands oder dem Angriff benachbarter feindseliger Völker. Ahenobarbus, im Range eines »Legatus Augusti pro praetore« [22] , hatte das alleinige Kommando über die Heeresbezirke »Germania Inferior« [23] sowie »Germania Superior« [24] und verfügte über drei voll ausgerüstete Legionen. Aus dem Heeresbezirk »Niedergermanien« heraus versuchte er nun, das freie Germanien, also das Gebiet zwischen Rhein und Elbe, unter römische Kontrolle zu bringen; bisher allerdings mit nur mäßigem Erfolg.
    Marcus Caelius war freilich nur hier, weil er Karriere machen wollte. Er war nun 46 Jahre alt und sein Ziel war es, bald zur 1. Kohorte in Aliso berufen zu werden – dort, wo die ehrenvollsten Soldaten mit dem höchsten Ansehen versammelt waren und in der Militärverwaltung dienten. Aber bis dorthin war es noch ein langer und steiniger Karriereweg. Er führte vorbei an den leidigen und banalen Alltagsangelegenheiten des Lagerlebens, so, wie diese eine war. Einen Soldaten züchtigen, weil ihm die Augen zugefallen waren! Beim Dis Pater [25] ! Es war so trivial! Er wollte es mit entsprechender Würde durchführen und den Mann dann seinen Kameraden überlassen. Erfahrungsgemäß fiel es ihnen schwerer zu verzeihen als ihm und sie würden ihm im Anschluss noch eine ordentliche Tracht Prügel verpassen. Hauptsache, sie brachten ihn nicht um, was leider immer wieder vorkam …
    Er hatte noch viel vor, wollte als wohlhabender und erfahrener Mann seine

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