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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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erste. Gegen neun hatte der Techniker
Ergebnisse zu präsentieren.
    »Und was sieht man?« Gerhard hatte sich einen Stuhl herangezogen.
    »Etwas weniger als nichts.« Er zuckte die Schultern.
    Baier und Gerhard nahmen Platz zu ihrer persönlichen Filmvorführung.
»Weniger als nichts« stimmte so nicht ganz. Man sah Leo und Winnie durchaus
gesellig trinken, durfte den ganzen Prozess des Alkoholabusus miterleben. Immer
wieder waren auch noch Bankkunden eingetrudelt, die von den beiden bierseligen
Burschenschaftlern zu fortschreitender Stunde stärker angepöbelt wurden. Was
auch fortschritt, war der Nebel.
    »Scheiße!«, entfuhr es Gerhard.
    »Ja, eben das.« Baier hatte sich wegen Nelly wohl auch
Kraftausdrücke versagt. »Das hier ist leider nicht die Sahara, sondern unser
grünes Bayern.«
    »Das nur so grünt, weil’s von oben reichlich Wasser bekommt«,
ergänzte Gerhard, der sich allmählich wieder auf Baier eingeschossen hatte.
    Es war ein Jammer! Die regenfeuchte Kleidung der Raiba-Besucher und
die Ausdünstungen der beiden alkoholfeuchten Junggesellen verschleierten die Szenerie
zusätzlich. Erschwerend kam hinzu, dass Winnie alle zehn Minuten spätestens
hinausstolperte, um zu rauchen. Was Gerhard beachtlich fand, war, dass der
besoffene Kamerad da doch so viel Obrigkeitsgehorsam zeigte und nicht im
Bankfoyer qualmte. Und mit jedem Mal verbreitete seine regennasse Jacke mehr
Nebel. Sie kamen zur entscheidenden Szene. Seit geraumer Zeit schon war Leo
hinter dem Paravent abgetaucht, komatös wahrscheinlich. Winnie soff allein, und
erneut bemerkenswert umsichtig und mitmenschlich, konterte er eine
Übelkeitsattacke mit Rausrennen. Er war kaum draußen, als eine Gestalt
hereinkam. Und die war weniger als ein Schemen. Irgendwas Schwarzes mit Hut,
das hereinglitt, hinter dem Paravent verschwand, wieder erschien, die beiden
Kameras griff. Gerhard nahm das mal als wahrscheinlich an, denn der/die/das
Schwarze machte sich zumindest in dem Bereich des Raums zu schaffen, wo die
Dinger gestanden waren. Und weg war die Gestalt wieder. Fünfzehn Minuten später
kam Winnie wieder oder das, was sie für ihn hielten. Inzwischen war »The Fog –
Nebel des Grauens« schier undurchdringlich.
    Aber den Rest kannten sie ja. Winnie war nochmals raus zum Kotzen,
hatte sich irgendwie gefasst, war bergauf gestiegen und hatte Baier
rausgeklingelt, der sich nicht lange bitten ließ. Er hatte bereits auf der
Terrasse einen Tee getrunken. »Der frühe Vogel ist die Lerche«, wie Baier zu
sagen pflegte.
    Gerhard hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. »Gut – oder
nicht gut. Wir haben hier einen Raubmord. Jemand hatte es auf die Kameras
abgesehen, und diesen Leo hat es erwischt. Diese Kameras tauchen doch sicher
irgendwo im Internet auf, ich werde Melanie mal drauf ansetzen, da
dranzubleiben.«
    Baier gab ein Grunzen von sich. »Mir gefällt das nicht.«
    »Mir auch nicht. Ich weiß, was Sie denken, Baier.«
    »Eben.«
    Ach, was war eine Minimalkonversation mit Baier doch launig und
beflügelnd. Nichts gegen Frauen, aber unter Männern redete es sich einfach
präziser. Näher am Kern. Ruhig mitten im Zentrum des Orkans. Frauen waren der
Sturm rundherum, sie sorgten dafür, dass Äste bis zum Boden gepeitscht wurden,
sie waren das Donnergrollen, das anschwoll.
    Gerhard seufzte. Die Wohligkeit verlor sich mit jedem Wort. »Leo war
mehr oder minder im Koma. Der Raum war wie ein Dampfbad, nur kühler wahrscheinlich.
Der Dieb hätte die Kameras doch auch nehmen können, ohne Leo zu meucheln.«
    »Sehe ich auch so, allerdings wissen wir natürlich nicht, ob Leo da
hinter seiner Palisade noch was gekräht hat. Wir haben ein verwischtes
Nebelbild, aber keinen Ton. Kann ja gut sein, dass er Laut gegeben hat, der
Dieb wollte sichergehen, nicht gestört zu werden. Und schwuppdiwupp – das Ende
von Leo war angezählt.«
    »Möglich, genauso wahrscheinlich wie Version eins, oder?«, fragte
Gerhard.
    Baier antwortete nicht, sie waren sich so oder so einig. Wie
sinnvoll war es, einen halblebigen Wächter zu töten, selbst wenn der noch
aufgemuckt hätte? Er hätte sich doch am nächsten Morgen bestimmt an nichts mehr
erinnert.
    Gerhard seufzte wieder. »Diese Theorie würde aber bedeuten, dass wir
Feinde von Leo finden müssten. Motive finden, die groß genug waren, ihn
hinterrücks zu ermorden und das Ganze als Raubmord zu tarnen.«
    Baier lächelte fein. »Mein lieber Weinzirl. Da gebe ich nun
zweierlei zu bedenken. Erstens: Chef und

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