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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Majowski
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nachdem wir uns Anfang der neunten Klasse beim Sport lachend an den Händen gehalten und wie zwei junge Fohlen über die Aschebahn gerannt waren, ist es schon fast wieder vorbei. Mein Ego betritt die pubertäre Bühne. Jetzt etwas Heimliches tun! Das Glück nur ja nicht einfach stehen lassen. Stattdessen verdoppeln oder kaputtmachen. Alles oder nichts. „Guck mal, der Junge da, der raucht einen Joint. Der ist echt klasse.“ Das Wort „cool“ lernte ich erst in der zehnten Klasse kennen. Mein erster Dealer übernimmt das Ruder. Er ist Sohn eines evangelischen Pfarrers. Das Mädchen gibt mir den Laufpass. Recht hat sie! Einige Tage später dockt ihre Freundin an. Die ist noch viel reizvoller, aber nicht so gescheit! Und es passiert endlich. Körper und Seele gehen auf Reise. Das ist doch gefährlich! Kann miteinander schlafen tödlich sein? Ich denke, jeden Moment kommt einer von unseren Eltern und wedelt mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch vor unserer Nase. So heftig! Ich kann nicht mehr aufhören mit dem Zittern. Der Körper, die Seele, der Geist – alles vibriert. Glücklicherweise begleitet mich in dieser Zeit bereits die Klassische Musik. Sie gibt mir Halt und der frühen Liebe einen Sinn.
    Als Kind und Jugendlicher bin ich mit der Familie oft in Salzburg bei den Osterfestspielen. Die Berliner Philharmoniker, mein Vater Heinrich als einer der zwölf Cellisten und der sagenumwobene Herbert von Karajan, sind die gesellschaftliche Welle, auf der ich durch mein Osterdasein surfe. Besonders an den Feiertagen machen wir uns alle schick und gehen repräsentieren. Die gesamte Familie, die meisten Verwandten, Kind und Kegel dackeln hinter Vater Heinrich her. Dazu gehören auch Freunde und Bekannte und deren Kinder. Ich mag sie alle sehr. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ein anderes Verständnis als sie davon habe, wie man Spielzeug teilt. Ich borge mir zum Beispiel einfach von einem anderen Jungen alles, was mir gefällt. Er ist eher brav und fragt jedes Mal vorher, ob er sich ein Spielzeug von mir nehmen darf. Das ist sehr vorbildlich von ihm, interessiert mich aber nicht. Schnapp – und schon ist seins für eine Weile meins. Schönes Spiel. Wir beide lieben Kekse. Stumm kauend glotzen wir stundenlang unsere grauen Flugzeugstaffeln an, die, von unzähligen Krümeln bedeckt, in Kampfformation einander gegenüberstehen. „Warte, ich hol uns ein wenig Nachschub.“ Und schon bin ich auf dem Weg zum Gemeinschaftskühlschrank. Seine Mutti hat ihre eigene Meinung über mich und zischt gerade meiner Mutter hinter einer Ecke zu: „Der Junge hat eine seltsame Ader. Pass bloß auf!“ Schokolade und Kekse kauend stehe ich drei Meter davon entfernt am offenen Kühlschrank und höre jedes Wort. Schnell greife ich mir noch einen Liter Milch. Flugs bin ich zurück bei meinem neuen Freund. Er freut sich über die Nahrungsergänzung, fragt aber vorsorglich: „Markus, aus welchem Teil des Kühlschranks hast du denn das Essen genommen?“ Ich überlege kurz. „Ist doch egal.“ Ich sehe ein anschwellendes Gewitter vor meiner Nase auf mich zukommen! „Unser Essen ist in der Mitte, eures oben!“ Ich verschlucke mich. „Moment! Und was ist mit unten? Wem gehören die Sachen unten?“ Das Gewitter schwillt zu einem Orkan an: „Das sind die Ostergeschenke, die wir für die Wirtsleute mitgebracht haben. Sag nicht, dass du die genommen hast!“
    Es tut mir längst leid, dass ich ihn so ärgern muss. Ich meine es nicht böse. Mir fehlt lediglich eine stärkere Hand bei der Erziehung. „Die Schokolade ist aus dem unteren Fach.“ Es sieht nicht schön aus, als er sie ausspuckt. „Brauchst du ein Taschentuch?“ Zu spät. „Die Schokolade schmeckt besser, wenn man sie nicht in den Kühlschrank legt! Warte, ich habe noch welche.“ Mein Freund hat sich längst aus dem Raum gekugelt. Eines ist klar: Seine Mutter ist unschuldig daran, dass meine Charakterschwächen mich noch eine Zeitlang in Atem halten werden. Trotzdem möchte ich ihr verzeihen, egal für was. Es wird schon irgendwas dabei sein, das passt. Ich tue es hiermit. Der Vater des Jungen ist prima und zuverlässig in seinen Aussagen. Er nimmt mich eines Tages beiseite: „Wenn du Mist baust, dann schau, dass du dich hinterher anständig benimmst. Du kommst aus einem guten Stall. Tu dir selbst den Gefallen und versuche es wenigstens. Du bist ein prima Kerl.“ Danke dafür! Der Mann kann eindeutig etwas dafür, dass meine Charakterstärken dominieren.
    Ich finde unsere

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