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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Majowski
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bitterkalt in Berlin. Doch das interessiert deinen Vater Heinrich an diesem Abend im Februar 1956 kaum. Gemeinsam mit anderen Musikerkollegen geht der junge Cellist zum beliebten Künstlerfasching ‚Bunte Laterne‘. Er freut sich auf einen unbeschwerten, lustigen Abend. Auch deine Mutter Ursula ist dort, gemeinsam mit einer Freundin. Sie ist kaufmännische Angestellte beim großen West-Berliner Modehaus ‚Bukowser & Schmidt‘. Ursula hat die Karte von ihrem Chef geschenkt bekommen. In dieser Nacht lernt sie Heinrich kennen, und beide tanzen in den Morgen hinein. Wenige Tage später stellt dein Vater sich deinen Großeltern Bösche vor, und schon bald sind Uschi und Heinrich verlobt. Als die Heirat ansteht, schenkt Herr Bukowser deiner Mutter das Brautkleid ‚Der Traum‘. Sie sieht darin bezaubernd aus, wie ein Traum. Mit zwanzig Jahren wird sie schwanger. Von nun an konzentriert sie sich ausschließlich auf das Leben als Mutter und Ehefrau eines erfolgreichen und beliebten Musikers, mit dem sie oft in der Öffentlichkeit repräsentiert. Das erste Kind, Tochter Nadja, kommt zur Welt. Sieben Jahre später, im April 1964, wirst du geboren, Markus. Ein strammes Kerlchen mit Kulleraugen und einem einnehmenden Lachen. Du wächst in der jungen Künstlerfamilie gutbürgerlich auf. Von deiner Mutter wirst du sehr behütet und stets liebevoll umsorgt. Ihr tiefer christlicher Glaube gibt dir Halt. Ihr spritziger Humor vermittelt dir Lebensfreude pur. Heinrich ist nachgiebig und zugleich wachsam, was das künstlerische Talent seines Sohnes angeht. Immer erinnert er dich daran, dass zum Künstlerdasein auch Fleiß und Mut zum ‚Unbequemen‘ gehören. So werden die Schönheit des Lebens und dessen Erhalt zu einem tiefen Bedürfnis für dich.“
    Ich mampfe Kuchen und nicke fröhlich vor mich hin. Sie ist so herrlich altmodisch und weise.
    „Dein Großvater Sylvester Majowski stammt aus einer polnischen, katholischen Kohlebergbau-Familie. Er wandert als junger Mann nach Deutschland aus und hat den sehnlichen Wunsch, zu studieren. Um Geld zu verdienen, macht er Militärmusik – hoch zu Pferd. Er schafft es bis zum Reichsbahn-Amtmann und Leiter der Militärkapelle Dorsten in Westfalen. Sein Leben lang bleibt er Vollblutmusiker auf fast allen klassischen Instrumenten. Du triffst ihn nicht oft. Er konnte sehr fröhlich sein. Streng war er alle Mal! Deine Großmutter Christine Majowski, die französischer Abstammung ist, lernst du nicht mehr kennen. Sie soll eine ganz besonders liebevolle Frau gewesen sein.“
    Omi schenkt Kaffee nach. „Von deiner Omi lernst du wahrscheinlich das Bemühen um Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft. Und auch die Leidenschaft, Gedichte zu schreiben, hast du wohl von ihr geerbt. Deinen Opi, Heinz Bösche, erlebst du als warmherzigen und nachgiebigen Menschen. Von ihm hast du die Gutmütigkeit geerbt!“ Und auch eine gewisse Begabung im Umgang mit Menschen habe ich von Opi Bösche mit auf den Weg bekommen. Ich lerne von ihm, Kompromisse zu schließen – mit einem zwinkernden Auge.
    „Deine Familie wohnt anfangs im Berliner Corbusier-Haus. Dieser Bau mit 557 Wohnungen auf siebzehn Etagen ist für dich besonders spannend. Es gibt eine eigene Post, einen Krämer- und einen Blumenladen. Die Hausflure mit ihren automatischen Müllschluckern und den riesigen Schwingtüren sowie das hauseigene Heizkraftwerk sind für dich ein Abenteuerspielplatz, wo es stets etwas zu entdecken gibt. Die erste Generation der Bewohner ist durch viele Künstler geprägt, besonders interessanten Menschen. Da du stets bei allen willkommen bist, besuchst du die Nachbarn oft. Da gibt es immer etwas Neues zu erleben, und es wird dir nie langweilig. Besonders reizvoll erscheint es dir, dich zu verstecken. Deine große Schwester Nadja ist von dem Versteckspiel gar nicht begeistert, da sie oft auf dich aufpassen soll und dich dann im ganzen Haus suchen muss. Das kann ziemlich lange dauern. Manchmal kommt auch Sabine aus Amerika zu Besuch, Vaters Tochter aus erster Ehe. Obwohl sie in der Metropole New York aufwächst, ist sie immer ganz angetan vom Künstlerhaushalt ihrer deutschen Familie. Die verrückten Ideen ihres 14 Jahre jüngeren Halbbruders gefallen Sabine, und sie macht gern mit bei deinen Streichen.“
    Sabine! Ist sie da, werden die Salzburger Osterfestspiele nochmal so schön. Wir wohnen wie jedes Jahr in der bezaubernden Pension „Eibl Hof“. Allein das Frühstücksbuffet wird mir unvergessen bleiben! Wir

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