Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Verfestigung meiner Probleme hätten zu einem beruflichen Stillstand geführt. In der Provinz warten die Herausforderungen. Ich habe viele neue Aufgaben. Den Menschen ein Lächeln ins Herz und ins Gesicht zu zaubern, ist nur eine davon. Da ich die Aufmerksamkeit der Menschen spüre, atme ich durch.
„Ich werde dieses Leben lieben, ich werde alles lieben“, das ist mein erster Gedanke, den ich mit 23 Jahren auf meiner ersten professionellen Bühne ausspreche. Und damit springe ich ins Licht in einem kleinen Provinztheater. Für mich ist es in diesem Augenblick der beste Ort überhaupt. Ich habe den schönsten Beruf der Welt: Schauspieler.
Meine Lehrjahre in West-Deutschland dauern lediglich zwei Jahre. Zurück in Berlin, spiele ich an der Komödie, am Theater am Kurfürstendamm, am Renaissance-Theater. Fünf Jahre bin ich Ensemblemitglied des Off-Theaters „Magazin“. Zu meinen Theaterhöhepunkten zählt die Rolle des Richters Adam in „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist. Folke Braband inszeniert diesen Höllenritt für die Kreuzgangspiele in Feuchtwangen. Jürgen Woelffer wird mit „Der Mann, der sich nicht traut“ von Curt Flatow zu meinem Lieblingsregisseur. Er stellt seinen Schauspielern so viel Freiraum zur Verfügung, dass sie in die Lage versetzt werden, eigene Ideen zu verwirklichen. Das ist für mich genau das Richtige.
Bereits 1987 probiere ich in der Serie „Die Schwarzwaldklinik“ die leichte Unterhaltung aus und bin erstaunt ob ihrer Massenwirkung. Noch heute bekomme ich Post von lieben Menschen, die einfach nicht aufhören können, die guten alten Zeiten zu preisen. Recht haben sie. Von der Bühne weg werde ich für Film und Fernsehen entdeckt. Mit meinem ersten Agenten L. kommen Vertrauen und Struktur in meinem Berufsleben an.
Einem breiten Publikum wachse ich durch das Werbefernsehen ans Herz. Ich spiele und lebe zehn Jahre lang vor der Kamera den leicht schusseligen und humorvollen Verkäufer T. Neumann, der „Telefone mit ohne Schnur“ empfiehlt. Er wird Teil meines Selbst als öffentliche Person. Als Komiker versuche ich die Menschen außer mit „Die Dreisten Drei“ zum Beispiel auch als vegetarischer, äußerst zärtlicher Koch „Cookie“ im Otto-Waalkes-Film „Sieben Zwerge – Männer allein im Wald!“ glücklich zu machen. Schneewittchen bekommt von mir ihr Leibgericht: Würstchen im Pimpinellen-Schlafrock! Und das Publikum lacht Tränen. Auch auf der Bühne bleibe ich den Menschen verpflichtet und halte den Livekontakt zu ihnen aufrecht. Seit 2010 reise ich mit „Ein Heimspiel“ von Charles Lewinsky durch Deutschland. Kritisch und humorvoll zugleich zeigen meine Kollegen und ich auf der Bühne, was der lebensbejahende Wille zum Widerstand gegen soziale Ungerechtigkeit bewirken kann. Erfahrung, Kraft und Hoffnung bestimmen bei diesem Stück nicht nur mich selbst, sondern auch meine Arbeit: Ich spiele einen süchtigen Menschen.
Trotz meiner Erfolge als Komiker sehne ich mich stets auch nach ernsten Rollen. Schließlich verwirkliche ich mir einen Kindheitstraum und lerne, als Kommissar in „Der letzte Zeuge“ oder als Assistent des Kommissars Brinkmann im hessischen „Tatort“, mein Handwerk zu verfeinern. Die tragische Rolle des schwulen Uli in der Serie „Die rote Meile“ wird zum Kult. Viele Film- und Fernsehrollen folgen, ob nun in „Anna Marx“, „Balko“, „Für alle Fälle Stefanie“, „Rossini“, „Lateshow“ oder mit Evelyn Hamann in „Geschichten aus dem Leben“.
Der Märchenfilm „Zwerg Nase“ wird zu einem Wendepunkt in meiner Laufbahn. Die eigene Nase blutig gestoßen, lande ich am Boden. Ich schreibe meine ersten Bücher. Das Kinderbuch „Modjo und Mütze“ erscheint im Buchhandel. Meine Lesungen geben mir Kraft. „Der liebe Gott und Icke“ folgt als Live-Programm, das sich im Wesentlichen aus den Erfahrungen dieses Buches ergibt. Nach einer Fernsehpause stehe ich seit 2012 wieder vor der Kamera. Der lange Atem hat sich gelohnt: Ich konnte mich regenerieren. Filmen macht mir wieder Spaß.
Ende 2008 inszeniere ich fünfzig Sketche für „Die Dreisten Drei“. Auch am Theater ist meine Arbeit als Regisseur nun zu einem neuen Standbein geworden, zuletzt für „Der Geizige“ von Molière. Hierfür engagiere ich meine Kollegin Eva aus den Dinkelsbühler Zeiten für drei Rollen. Sie spielt die Frosine, den Koch Jaques und die Senatorin Anselme so grandios, dass die Kritiker zu Recht schwärmen. Die Begegnung mit Bad Segeberg
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