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Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)

Titel: Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Majowski
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einmal zu einer friedlichen Einigung zwischen Moslems und Christen, doch der christliche Patriarch von Jerusalem verließ die Stadt mit all seinen Schätzen. Anstatt tausende von Christen aus der Sklaverei freizukaufen, rettete er sich selbst und vermeintliche Kulturschätze. Das ist nicht sozial verträglich. Es wird heute in Europa wieder in ähnlicher Weise mit anderen Menschen verfahren.
    Ich glaube, dass ich noch etwas warten werde, bis ich versuche, meinem Sohn diese weitaus komplizierteren Zusammenhänge zu erklären. Nicht nur die Geschichte Jerusalems muss ich mit einem fundierten Hintergrundwissen betrachten, sondern mich dabei auch unbedingt in Gelassenheit üben. Vielleicht schaffe ich es mit einem gelegentlichen Perspektivwechsel.
    Ich erinnere mich an meinen Vater, wie er gemeinsam mit mir in die Ritterwelt von König Arthus und seiner Tafelrunde eingetaucht ist. Ganz abgesehen von dem väterlichen Freudentaumel über die Möglichkeit, Buntstifte, Schablonen und Kleber walten zu lassen, um die Sagenwelt der Tafelrunde auf großen Tapetentischen und Papierbögen wieder auferstehen zu lassen, hat das gemeinsame Suchen nach Information aus dieser Zeit ihn und mich sehr fest zusammengeschweißt. Es war mit die nachhaltigste Zeit meiner Kindheit. Die Feinstofflichkeit der Bilder, der Geschichten und sogar die Musik aus dieser Zeit haben uns beflügelt. Ich möchte diese Erlebnisse nicht missen, und ich freue mich auf die vielen Momente zusammen mit meinem Sohn Julius, die sich jetzt bereits anbahnen. Ich könnte diese Zeit nicht mit ihm verbringen, wenn ich nicht meine süchtige Lebenseinstellung geändert hätte. Ich bin noch auf dem Wege zu mehr Gemeinsamkeit und Familiensinn, mit kleinen, aber stetigen Schritten. Es wird besser.
    Christliche Werte und ihre pädagogische Wirkung halte ich für äußerst sinnvoll, vor allem in der heutigen Zeit. Sie helfen mir, die Dualität des Lebens zu üben: Es kann kein Böses ohne das Gute geben, kein Gutes ohne Böses.
    Ich glaube, dass alle Religionen dieser Welt einen soliden Bildungsanspruch haben, um dem Menschen bei seiner sozialen Entwicklung zu helfen. Darauf waren und sind Religionen von Anfang an ausgelegt. Sie sind sehr gut dazu geeignet, um aus dem „Raubtier“ Mensch ein soziales Wesen zu formen. Gott ist für die gläubigen Menschen in ihrer Religion die Boje im Meer, der Leuchtturm an Land und die Nadel in ihrem Kompass während der Reise durch ihr Leben. Manche wissen diesen Umstand zu nutzen, andere nicht. Wieder andere lehnen es ab. Denen biete ich die Stirn. Persönlich. Indem ich für sie bete.
    Aber zurück zum Thema. Ich taste mich vorsichtig ran. Ich verwende häufig die Redewendung „Fußvolk des Himmels“. Für mich sind das die Herrscher über Kirchen, Klöster und Gottesstaaten, Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Könige, Kaiser und so weiter. Haben die nicht versagt bei der entscheidenden Frage, wo der Eigennutz anfängt und der Wille Gottes aufhört? Ein simples Beispiel: Jerusalem war lange unter muslimischer Herrschaft. Doch feindliche Glaubensbrüder, die die Stadt für sich haben wollten, griffen die Stadt an und zerstörten sie. Tausende von Muslimen starben durch die Hand anderer Muslime, und das nur wegen Jerusalem. Gleiches vollbrachten Christen wenige Jahre später an selber Stelle. Und beinahe zur gleichen Zeit bekriegten sich Papst Gregor IX. und Friedrich II. in Europa auf politischer und kirchlicher Ebene. Bannbullen wurden erlassen und die jeweils andere Seite beschuldigt, das Böse schlechthin zu verkörpern. Und das unter christlichen Glaubensbrüdern! Und was steht dahinter? Menschliche Eitelkeit. Nicht Gott – der steht darüber.
    Es gibt aber genauso viele Beispiele der Versöhnung und Toleranz. Gerade in der heutigen Zeit und gerade in einer so konfliktbeladenen Region wie Israel. Gerne schließe ich da den Libanon, Syrien und Jordanien mit ein. Ich wurde auf eine Geschichte aufmerksam gemacht, die spannender und gleichnishafter nicht sein kann: Ein palästinensisches Kind spielt mit einer unechten Plastikschusswaffe und wird von einem besorgten israelischen Soldaten am Kopf getroffen. Kurze Zeit später ist der Junge hirntot und der Vater wird von den Ärzten gebeten, zu entscheiden, ob er die Organe seines Kindes nicht zur Transplantation freigeben möchte. Der Vater ist selbst militanter Freiheitskämpfer gewesen und hat sein Leben lang eine große Wut und Traurigkeit in seinem Herzen getragen. Der Junge stirbt,

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