Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
der unzählige Kriege und Glaubenskämpfe durchgefochten wurden, große Reiche entstanden und wieder zerfielen. Das Strandgut der Katastrophen wurde von den Wogen der Ereignisse in die einsamen Täler des Libanon geschwemmt. Er ist das Fluchtgebirge der Geschichte des Vorderen Orient, das Gebirge der verlorenen Angelegenheiten.“ Dieses Zitat erinnert mich an meine eigenen „Schlachten“ bzw. Diskussionen, die ich mit Menschen ausgetragen habe, die nicht gläubig sind. Oft fanden heftige Streitgespräche auf unseren Tourneen statt. So etwas tue ich mir heute nicht mehr an. Raue Gebirge und zerklüftete Täler sind mir in Erinnerung geblieben. Ich beginne zu begreifen, dass viele Felsen, die in meinem Leben liegengeblieben sind, die Überbleibsel verlorener Schlachten darstellen. Und das ist in Ordnung. Ich durfte nach meiner gesundheitlichen Niederlage begreifen, dass ich eben nicht alles lösen oder erklären kann. Ich behalte heute die Ruhe und halte auch mal meinen Mund, wenn ich nicht weiter weiß. Nicht die Ruhe, nicht das Nachdenken, sondern der Schmerz haben mich in meinen wilden Zeiten befriedigt. Immer war ich kampfbereit. Da ich nicht in eine vermeintliche „Schlacht“ ziehen konnte, habe ich mich wie zum Trotz selbst verletzt.
Ich gebe es offen zu: Vom Berg Masada konnte ich damals nur noch herunter gefahren werden. Die Gondel trug mich, ich hatte keine Kraft mehr. Physisch bin ich unten ganz normal angekommen. Meine innere „Glaubensgondel“ blieb auf halber Höhe stecken. Ich konnte das neue Wissen nicht verarbeiten. Noch nicht. Als ich begriff, dass es wenigstens „irgendwie“ weitergehen musste, raste meine innere „Glaubensgondel“ weiter, den Ereignissen hinterher, tauchte vermeintlich in den Alltag – und schlug unten auf meinem Bodensatz auf. Das ging im übertragenen Sinn in den folgenden Jahrzehnten weiter: rasen und unten höllisch aufschlagen. Mein Fehler: Ich parkte mich selbst in meiner eigenen Hölle, anstatt die Fahrt zügig fortzusetzen. Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, ging die Reise gerade noch gut aus. Aber kam der Wandel in dem Moment, den Gott vorherbestimmt hatte? Nun, eines übe ich seitdem täglich: Meine Zwänge muss ich immer wieder aufbrechen, falsche Vorstellungen und Muster über Bord werfen. Seit dieser Zeit versuche ich, die Struktur, die mir Gott an die Hand gibt, zu bewahren: liebevoller Umgang mit anderen Menschen, mit dem Leben und mit mir selbst. Wenn ich dabei manchmal die Zähne zusammenbeißen muss, ist das okay. Auch wenn ich ganz, ganz häufig die Zähne zusammenbeißen muss, ist es okay. Jeder neue Tag ist wie eine Geburt meines erneuten Vertrauens in Gott. Leider gehören Schmerzen dazu. Ich kann das nicht ändern. Das ist ein Hinweis für mich, dass ich Israel und seine Lehren, die es für mich bereithält, nicht vergessen darf. Ich wünsche jedem Menschen, der Antworten sucht, den Mut, dorthin zu reisen, wo das Unmögliche geschehen kann. In all dem Chaos und Leid, bei all der Ungerechtigkeit und dem Sterben gibt es im Nahen Osten – unweit des Ortes, an dem das Paradies gelegen sein soll, beseelt von unseren Urahnen und beschrieben in der Heiligen Schrift – die Wunder des Lebens. Dort ist die Parabel des Friedens als Chance vorhanden: Hoffnung.
Der Wind, gegen den ich mich in der Wüste stemme, macht mich nicht stärker. Der Wind jedoch, der durch mich hindurchströmt und mich trägt, der macht mich stärker. Diesen Wind atme ich ein und wieder aus. Ich kann die Ereignisse so stehen lassen, wie sie sind. Nicht mehr und nicht weniger. Einer übertriebenen Reaktion bedarf es nicht. Das Wetter ist nur das Wetter, ein Naturereignis außerhalb meines Einflusses. Aber es kann mir als Orientierung dienen. In diesem Augenblick kann ich innehalten und ins Gebet gehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Gott im Wort, Jesus in der Tat und der Heilige Geist in der Ewigkeit. Jesus hat alles Leid auf sich genommen. Und er nimmt täglich neues hinzu. Das ist Israel. Dort gilt: Diejenigen, die einschreiten, wenn Leid geschieht, diejenigen, die „Aufhören!“ rufen, diejenigen, die den eigenen Tod nicht scheuen und sich der Grausamkeit verweigern – diejenigen sollen selig sein.
Als Jugendlicher schrieb ich auf dem Weg nach Israel:
Eingesessene Kraft als Mittel überschwänglicher Provokation.
Schule des Wahnsinns!
Erfahrene Kraft als Mittel imaginärer Selbstgewissheit.
Schule des Irrsinns!
Überwundene Kraft als Mittel des
Weitere Kostenlose Bücher