Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
Wintertag. Warten Sie, bis das Auto eine hohe Geschwindigkeit erreicht. Schauen Sie, dass Sie eine Strecke erwischen, bei der sich rechts von Ihnen ein lichter Bewuchs auf längere Distanz erstreckt. Nicht zu eng stehende Bäume, durch welche die Sonne scheint. Schließen Sie die Augen, halten Sie das Gesicht genau in die Sonne und achten Sie auf die Muster, die Sie durch die geschlossenen Lider sehen. Die Bäume sprechen mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen eine schöne Reise!
Bei mir gehen in solchen Momenten die Kopfschmerzen ganz langsam weg. Ich freue mich über die Schönheit der Bilder. Und wenn ich dann in einer neuen Stadt ankomme, schenke ich einem Menschen ein Lächeln, bin offen für Neues. Fragt mich jemand nach meinem Befinden, erwähne ich das Schöne und Gute. Es funktioniert!
9 | „Du kannst es verändern!
Ich weiß, dass du so einer b i st“ — Mein Alltag als Prominenter und Christ
Eines Nachts im Traum sehe ich meine Frau Barbara über einem Text brüten. Ich schaue ihr über die Schulter: „Ich bin kein Kind von Traurigkeit, aber es gab Momente in meinem Leben, da habe ich mir gewünscht, fliegen zu können. Und mit einem geliebten Menschen so viel Freude zu erleben, dass mir niemals langweilig werden könnte. Ich bin nie auf der Suche gewesen, schon gar nicht nach dem sogenannten Mann fürs Leben, ich habe mich durchgekämpft und nahm ab und zu etwas Leckeres von der Auslage. Vermutlich war der Konditorjunge aus dem Badischen damals tatsächlich meine erste Liebschaft. Das alles hat sich heute geändert. Ich fühle mich frei und gelassen, manchmal schwerelos, und bin doch seit einiger Zeit eingebunden in eine große, schöne, anstrengende Berliner Familie. Ich strotze vor Kraft und doch bin ich durchlässig wie das Meer, manchmal sogar durchsichtig – darum vielleicht trage ich wahnsinnig gerne Kapuzenpullis und kuschle mich jetzt öfter mal an den Bauch meines geliebten Mannes.
Wir sind vielleicht das Paar fürs Leben. Es musste ja so kommen – mein verrücktes Solodasein hätte sonst keinen Sinn gehabt. Wir haben uns in brütender Hitze zum ersten Mal getroffen, am Flugplatz, in einem kleinen Hafen, auf einem Steg – mitten im Indischen Ozean. Ich als Single mit schwarzer Sonnenbrille, wartend auf den letzten Passagier – ihn, mit mächtiger Verspätung. Er war ebenfalls Single, nur mit seinem Tauchgepäck beladen und außerdem einer seltsam geschäftsmäßigen, aber schicken Reisetasche um die Schultern, die sich mir später noch als lustiges Behältnis mit lauter feinen Überraschungen offenbaren sollte. Wen ich sah? Einen großen stattlichen jungen Mann, der gut beieinander war, der Gucci mochte und dessen Bewegungen denen eines Bären glichen: tapsig, schusselig, mit einem Hauch von Arroganz.
„Hey, das ist doch der lustige Schauspieler – der von der Telekom!“, flüsterten meine Bekannten durcheinander. Mir war das schnuppe, ich kannte ihn nicht. Überhaupt interessierten mich damals weder Fernsehen noch die Geschichten der Boulevardpresse. Wenn ich heute zurückdenke, war das eine angenehme Zeit – und wer hätte schon gedacht, dass ich mir den „Flüstersatz“ noch einige zehntausend Male anhören sollte.
Berlin ist unsere Welt, und ich muss gestehen: Berlin ist gerade auch meine Welt geworden mit und durch Markus. Ich bin da zu Hause, so wie Markus endlich zu Hause ist bei mir in meinem Herzen. In Berlin habe ich meinen Hafen gefunden, einen Ort, an dem ich als Reisende bleiben möchte und genau weiß: Hier gibt es auch Abenteuer.
Ich hätte mich wegschmeißen können vor Lachen, als ich zum ersten Mal Markus in Aktion erlebt habe – dort am Steg bei gefühlten vierzig Grad mit einer Jeans und Daunenjacke. Der Aktionismus in vollen Zügen. „So! Da bin ich – kann’s losgehen!?“ Ein leichtes Schmunzeln war auf meinen Lippen und leicht genervt habe ich gedacht: „Na warte! Der fliegt erster Klasse und hält sich für etwas Besonderes? Gut, aber ich will zum Strand.“ Na ja – so frech war ich noch gar nicht. Aber zum Strand wollte ich unbedingt – und dort meine Ruhe! Inzwischen waren meine Bekannten und er im Gespräch miteinander. Ich ging auf die andere Seite des Bootes und genoss den Fahrtwind und die Farben. Kaum ein paar Sekunden später kam Markus und stellte sich neben mich. Ich dachte: „Muss das sein?“ Er schob seine Brille leicht von der Nase, schaute mich an. Ich tat das Gleiche, und dann trafen sich unsere Blicke. Feuerwerk!
Das war der Anfang
Weitere Kostenlose Bücher