Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
von meinem neuen Leben – und ich kann mich an nichts Vergleichbares erinnern. Das war unverhofft, etwas wirklich Lebendiges. Markus ließ sich Zeit, ging die Sache ruhig an. Egal! Bald sind wir auf der Insel mit dem weißen endlosen Strand, ein Buch, Säfte und endlose Ruhe. Ja, ich sehe dich, Markus. Zeig mir deine Augen. Rehbraun! In keiner Weise hatte ich vor, mich zu verlieben. Ich hatte beschlossen, eine „männerfreie Zeit“ anzugehen. Ich ahnte, der Mann war mir zu kompliziert. Aber ich musste weiter. Und ich wollte weiter, gleichzeitig weiter und auch stehenbleiben. Ich mache hier erst mal Urlaub, dachte ich mir. Jawohl!
Markus hatte tollpatschige Bewegungen, und täglich steuerte er zielgenau von Tauchplatz zu Tauchplatz. Mittags ging er einmal um die kleine Insel. Nach dem Essen erschien er plötzlich nass, braun und rund vor mir – und war offen wie ein Buch für mich, weil immer fröhlich und positiv, ein wenig kurz angebunden. Er war auch unentschieden, er kannte mich ja nicht, nahm mich nur schemenhaft wahr.
Mein Bauchgefühl sagte erst mal nichts. Ich dachte: abwarten. An seinem letzten Tag bat er mich um meine Telefonnummer. Ich schrieb sie auf einen ganz kleinen Zettel – teils mit der Hoffnung, dass er ihn verliert, teils mit der Hoffnung, einen Anruf von ihm zu erhalten. Zwei Wochen später klingelte das Handy, als ich auf dem Weg von Potsdam nach Berlin war.
Ein magischer Augenblick für mich – damals. Natürlich trafen wir uns mit Herzklopfen. Das Spiel begann und wir brachen zu einer besiegelten Reise vor den Traualtar auf. Es folgten noch viele solcher magischen Augenblicke, und im Lauf des Jahrzehntes stellen wir immer wieder mal fest, wie unterschiedlich wir sind. Gegenteiliger könnte es kaum sein. Der Makrokosmos, die Natur macht es uns vor: Es bedarf beider Pole für das große Ganze! Manchmal gibt es kleine Explosionen, Feuer und Funken, die das ganze Spiel feiner, subtiler und aufregender machen. Ich gut geerdet und er in den Lüften schwebend. Wir leben das Spiel im Hier und Jetzt.“
Als ich aus dem Traum erwache, stelle ich fest: Es ist Anfang 2004, unser Sohn geht auf Startposition, und ich bin co-schwanger. Soviel ich später mitbekomme, hat er sich bereits mit dem Kopf in Richtung Beckenkanal gedreht. Das hat er gut gemacht – er kann ja nicht wissen, dass es so nicht klappen wird. Im Bauch meiner lieben Frau Barbara ist jetzt einiges los. Langsam, aber sicher müssen sich Mutter und Kind miteinander arrangieren. Ich versuche das weitestgehend zu koordinieren und bekomme dabei eine handfeste Nackenstarre. Ich habe da wohl etwas missverstanden.
Wir haben drei Namen für den Filius ausgesucht und können uns nicht entscheiden: Julius klingt sehr schön und ist klassisch, Kimo klingt japanisch, ist aber eine Erfindung von uns, und Sylvester geht auf meinen Großvater Majowski zurück. Der, der aus dem Wald kommt.
Kimo gefällt mir sehr! Es ist eine Kombination aus „Ki“, was im Japanischen „Lebenskraft“ bedeutet (im Chinesischen Qi), und dem Englischen „motion“. Also wäre die Bedeutung dieses Namens: „Kraft, die bewegt“. Toll, genau das Richtige für mich! Ich bin emsig bemüht, meiner Frau beizustehen, trotz eines mittlerweile ausgewachsenen Halswirbel-Syndroms meinerseits. Ich bleibe einfach immer in Bewegung, das hilft bestimmt. Ich weiß ja: Gemeinsam werden wir es hinbekommen. Ich habe aber plötzlich auch tausend andere Dinge im Kopf. Ich beginne ein neues Tagebuch. Okay, das tut gut und hat Tradition. Manches in dem Buch, das vor Ihnen liegt, liebe Leserinnen und Leser, stammt aus Aufzeichnungen in Tagebuchform.
„Guten Morgen, lieber Tag. Heute fühle ich mich wunderbar, und ich bin co-schwanger, denn mein Kampfgewicht liegt jetzt bei zwanzig Kilogramm über normal! Das ist die Manifestation von zwei erwachsenen Menschen, die sich lieben.“
Auch mein Alter Ego – Icke genannt – wird hier Einzug halten. Und da ich einst in „Sieben Zwerge“ den „Cookie“ gespielt habe, gibt es hier natürlich auch ein paar lustige Kochrezepte. Ich bin so aufgeregt wegen der Schwangerschaft meiner Frau, dass ich tagelang dasselbe koche, im vollen Besitz meiner körperlichen, jedoch nicht meiner geistigen Kräfte. Das folgende von mir während der Schwangerschaftsgymnastik entwickelte und nach dem anschließenden Yoga kreierte Rezept ist so treffsicher und lecker, dass mein Sohn später jahrelang in einem Piratenlook rumrennt. Des Weiteren gewinne ich
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