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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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Kokotte!
    Bittere Galle stieg ihm in die Kehle. Er spürte, wie seine Liebe zu Rachel sich in abgrundtiefen Haß verwandelte.
    Jerome war nicht sicher, ob er sich beim Anblick dieser ver-

derbten, scheinheiligen Lügnerin in der Gewalt haben würde. Er fürchtete, die Beherrschung zu verlieren und womöglich gewalt- tätig zu werden. In seinem jetzigen Zustand war es nicht auszu- schließen, daß er ihr an die Kehle ging, wenn sie abstritt, diese Briefe geschrieben zu haben. Er mußte sich erst wieder unter Kontrolle haben, bevor er sie mit dem Beweis ihrer Treulosigkeit konfrontieren konnte.
    Rachel war auf dem Heimweg von einem dieser Besuche, die ihr allmählich verhaßt waren. Sie überlegte, ob sie Jerome erzählen sollte, daß sie inzwischen fast sicher war, guter Hoffnung zu sein. Ja, sie würde es tun, wenn sie nachher im Bett waren und sie in seinen Armen lag.
    Dann würde sie ihn auch bitten, sie nach Royal Elms zurück- zubringen. Jedermann wußte ja, daß man schwangeren Frauen nichts abschlagen durfte!
    Als ihre Kutsche vor Westleigh House hielt, entdeckte sie über- rascht Jeromes Reisekutsche vor der Tür. Zwei Lakaien luden gerade Gepäck auf.
    Wie schön! Er hatte schon selbst beschlossen, nach Royal Elms zurückzukehren. Dann wollte sie mit ihrer guten Nachricht lie- ber warten, bis sie zu Haus waren. So besorgt, wie Jerome im- mer um sie war, würde er am Ende die Heimreise abblasen, nur um sie zu schonen. Und dann würden sie monatelang in London festsitzen.
    Voller Vorfreude eilte Rachel zur Bibliothek, denn das war der Ort, wo ihr Mann um diese Tageszeit meistens anzutreffen war. Sie stürmte hinein, ohne anzuklopfen.
    Jerome stand am Fenster und schaute hinaus in den Garten, der hinter dem Haus lag. Er wandte ihr den Rücken zu.
    „Fahren wir heim nach Royals Elms?‚ rief sie aufgeregt.
    Ein Ruck ging durch seinen Körper, doch er drehte sich nicht um, um sie zu begrüßen. Mit einer Stimme, die sie kaum wieder- erkannte, stieß er hervor: „Schließ die Tür.‚
    Wenn sie früher so hereingekommen war, hatte er sie immer gleich in die Arme genommen und mit einem Kuß begrüßt. Be- klommen schloß sie die Tür.
    Erst jetzt drehte er sich zu ihr um, und ihr Herzschlag setzte aus beim Anblick seines Gesichts. Er machte keine Anstalten, zu ihr zu kommen.
    „Du fährst zurück nach Royal Elms‚, sagte er mit dieser

schrecklichen Stimme. „Du wirst in einer Viertelstunde abreisen. Ich bleibe in London.‚
    Entsetzt rang Rachel nach Luft. „Warum schickst du mich al- lein nach Royal Elms zurück?‚
    „Du bist nicht so schlau, wie du anscheinend geglaubt hast.‚ Sein Blick war so voller Haß und Ernüchterung, daß sie ihn wohl ein Leben lang nicht vergessen würde. „Ich kenne die Wahrheit, Rachel.‚
    Es kam ihr vor wie ein böser Alptraum. Sie schluckte mühsam und machte einen Schritt auf ihn zu. „Was ...‚
    „Wage es nicht, noch einen Schritt näher zu kommen!‚ herrschte er sie an. „Ich könnte mich sonst vergessen.‚
    Bestürzt blieb sie stehen. „Liebling, was ist los, um Gottes willen?‚
    Die Wut, die in seinen Augen aufflammte, schien sie zu ver- brennen. „Verdammt sollst du sein! Nenn mich nie wieder ,Lieb- ling’. Ich bin nicht dein Liebling, und das weißt du auch genau, du verlogene Schlange. Jetzt mach, daß du rauskommst, bevor ich dich erwürge.‚
    Die Wut in seinen Augen und seiner Stimme machte ihr angst, doch sie blieb tapfer stehen.
    „Ich gehe nirgendwo hin, bevor du mir nicht sagst, was das bedeuten soll.‚
    „Das weißt du selbst am besten. Wir werden darüber sprechen, wenn ich mich wieder in der Gewalt habe. Im Moment hast du zwei Möglichkeiten: Entweder, du fährst freiwillig nach Royal Elms, oder ich lasse dich mit Gewalt hinbringen.‚
    Sie schnappte nach Luft. „Das würdest du nicht wagen.‚
    „Laß es darauf ankommen.‚
    Der abgrundtiefe Haß, der von Jerome ausging, lähmte Rachel. Ihr liebevoller Ehemann war verschwunden. An seine Stelle war dieser harte, unzugängliche Fremde getreten, der seine Drohung zweifellos wahr machen würde. Es war besser, freiwillig zu gehen, als sich der Demütigung auszusetzen, wie eine Gefangene nach Royal Elms gebracht zu werden.
    Rachel gab sich geschlagen. Sie drehte sich um und verließ die Bibliothek.
    Jerome stand am Fenster und schaute hinaus. Unten stand seine Reisekutsche und wartete auf die Herzogin, um sie nach Bed- fordshire zu bringen.

Er fühlte sich hin und hergerissen zwischen dem

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