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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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nächsten Tag stürzte Rachel sich mit Feuereifer in die Auf- gabe, aus Royal Elms ein wirkliches Heim zu machen. Sie be- gann mit dem Essen, das, obwohl tadellos zubereitet, doch etwas hausbacken und einfallslos war.
    Sie bewaffnete sich mit dem Rezeptbuch ihrer Mutter, das in ihren Kisten aus Wingate Hall gewesen war, und schickte nach der Köchin. Sie brachte ihr so diplomatisch wie möglich bei, daß sie einen wahren Heißhunger auf ein paar Gerichte von zu Haus habe.
    Die Köchin war hocherfreut und griff eifrig nach dem Buch. „Es gab nicht viel, was der alte Herzog mochte‚, vertraute sie Rachel an. „Deshalb hatte ich nicht viel Auswahl. Ihr Gemahl hat keine Wünsche geäußert, und ich hatte Angst, ohne Anweisung etwas zu ändern.‚
    Als die Köchin gegangen war, kam Mrs. Needham herein. Ra- chel bemerkte, wie steif und schwerfällig sie sich bewegte, und sie sah auch die geschwollenen Gelenke, die auf Rheumatismus hinwiesen. Ob ihre Bärbeißigkeit wohl daher rührte, daß sie stän- dig Schmerzen hatte?
    „Nehmen Sie etwas gegen Ihren Rheumatismus, Mrs. Need- ham?‚ fragte sie.
    Es überraschte die Haushälterin offensichtlich, daß Rachel es überhaupt bemerkt hatte. „Ja, aber es nützt nichts.‚
    „Ich habe ein gutes Mittel dagegen. Vielleicht hilft das.‚
    Hoffnung leuchtete in den glanzlosen Augen der Frau auf. „O ja, das wäre schön. Janes Gesicht ist auch schon viel besser. Die Leute reden von nichts anderem.‚
    Nachdem Rachel Mrs. Needham die Arznei gegeben hatte, stellte sie ihr ein paar Fragen über Royal Elms, denn die Haushäl- terin war schon zu Zeiten von Jeromes Großvater hier im Dienst gewesen.
    Unter anderem erfuhr Rachel, daß es auf Royal Elms früher ein kleines Eßzimmer für die Familie gegeben hatte. Jeromes Vater hatte sich jedoch geweigert, es zu benutzen, denn er vertrat die Meinung, daß nur ein formeller Speisesaal für ihn standesgemäß sei. Das kleine Eßzimmer war zu einem weiteren Salon geworden, und die Möbel hatte man auf den Dachboden gebracht.

Eine Inspektion des Zimmers mit seinem hübschen Erker, von dem man einen wunderschönen Ausblick auf einen gewundenen Waldpfad, gesäumt von Iris und Maiglöckchen, hatte, überzeugte Rachel, daß dieses Zimmer seinem ursprünglichen Zweck unbe- dingt wieder zugeführt werden mußte. Sie beschloß, Jerome nichts davon zu sagen, weil sie seinen Einspruch fürchtete. Lieber wollte sie ihn überraschen.
    Als Rachel in einer Zimmerecke eine Gitarre entdeckte, fragte sie, wem das Instrument gehörte.
    „Natürlich Seiner Gnaden‚, gab Mrs. Needham zurück. „Er hat das Instrument lange nicht mehr benutzt, aber früher hat er oft hier im Erker gesessen und darauf gespielt.‚
    Rachel ging, begleitet von Maxi, hinauf zum Dachboden, der sich als reinste Fundgrube für ausrangierte Möbel und aus der Mode gekommene Kleider erwies. Nach einer Weile entdeckte sie die Möbel und Tischwäsche, die zu dem Eßzimmer gehörten.
    Dann kramte sie in den Kleidertruhen und zog aus einer einen weiten schwarzen Umhang und einen schwarzen Hut mit dich- tem Schleier hervor. Es wäre ein perfektes Kostüm für eine der Scharaden gewesen, die vor dem Tod ihrer Mutter oft auf Win- gate Hall aufgeführt wurden. Rachel nahm beides mit hinunter in ihr Zimmer. Irgendwann würde sie die Sachen sicher einmal gebrauchen können.
    Zwei Abende später quälte Rachel sich durch das – wie sie hoffte – letzte Dinner in dem steifen Speisesaal. Das gemütliche kleine Eßzimmer war fast fertig, und sie hoffte, es Jerome morgen abend präsentieren zu können. Hoffentlich würde er sich darüber ge- nauso freuen wie sie.
    An diesem Abend wirkte ihr Gemahl noch abwesender als sonst.
    Und noch verdrießlicher. Was war nur los mit ihm? Keiner ihrer Versuche, eine Unterhaltung anzuknüpfen, hatte Erfolg, und als das Dessert serviert wurde, gab sie es auf.
    Als Paul, einer der Lakaien, Erdbeersoße über den Vanillepud- ding goß, den er dem Herzog gerade serviert hatte, spritzte etwas auf das schneeweiße Tischtuch.
    „Was soll diese Schweinerei?‚ fuhr Jerome ihn an.
    Rachel hatte noch nie gehört, daß er in dem Ton mit einem Dienstboten gesprochen hatte. Gemessen an Pauls erschrocke- nem, niedergeschmettertem Gesichtsausdruck war das wohl auch noch nicht vorgekommen. Der arme Kerl sah aus, als würde er

jeden Moment in Tränen ausbrechen, und er stammelte eine Ent- schuldigung.
    Er tat Rachel leid, und sie sagte begütigend: „Schon gut, Paul. Es

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