Marlene Suson 2
er, und sein Atem strich erregend über ihre Wange. „Du bist meine Frau. Was wir tun, ist gottgefällig. ,Was Gott zusammengefügt, das soll der Mensch nicht scheiden.’„ Er hob den Kopf und zwinkerte ihr zu.
„Das ist Blasphemie.“
„Nein, es ist Gottes Wille, daß der Mann seine Frau lieben soll.“ Stephen verschloß ihr den Mund mit den Lippen und erstickte jeden weiteren Protest.
Er ließ sich alle Zeit der Welt, liebkoste sie mit Lippen und Händen, bis sie ihn anflehte, sie zu nehmen. Als er schließlich zu ihr kam, drängte sie ihm begierig entgegen. Er begann sich in ihr zu bewegen, erst langsam, dann immer heftiger.
Sie erreichte den Gipfel der Lust vor ihm. Ein heftiges Zittern überlief ihren Körper, und sie stieß leise Schreie der Lust aus. Einen Augenblick später fand auch er seine Erfüllung. Ohne sich von ihr zu lösen, schlang er die Arme um sie und drückte sie fest an seine Brust.
Erschrocken riß Meg die Augen auf. Sie wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ein- fach einzuschlafen, während sie splitternackt in den Armen ihres Mannes vor dem Kaminfeuer lag?
Lieber Himmel, sie war auf dem besten Weg, ebenso schamlos und lüstern zu werden wie jene Damen, deren Skandalhistör- chen die Oldfields ihr so genüßlich erzählt hatten. Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten, als sie an diese ungebetenen Gäste dachte. Sie hatten ihr viel mehr über ihren Mann hinter- bracht, als sie hören wollte. Es fiel ihr wirklich schwer, in dem frivolen, vergnügungssüchtigen, lasterhaften Mann, den die bei- den beschrieben hatten, den Stephen wiederzuerkennen, den sie geheiratet hatte.
Nachdem die Oldfields sich lang und breit über Stephens amouröse Abenteuer ausgelassen hatten, wandten sie sich den neuesten Londoner Skandalgeschichten zu, bei denen es fast ausschließlich um Ehebruch ging.
Wieder einmal war Meg entsetzt, mit welcher Leichtfertigkeit der englische Adel sich über das Ehegelübde hinwegsetzte. Es gab anscheinend nicht einen einzigen Lord im ganzen Land, der seiner Frau treu war.
Ausgenommen vielleicht Jerome. Oldfield hatte eine abfällige Bemerkung darüber gemacht, wie vernarrt der Herzog in seine Gattin war.
Und wieso auch nicht? Sie war die schönste Frau, die man sich nur vorstellen konnte.
Stephen dagegen hatte keine schöne Frau geheiratet, und es wäre vermessen, sich einzubilden, daß er ihr die Treue halten würde.
Erst jetzt bemerkte Meg, daß sie zugedeckt war. Als sie den Kopf ein Stückchen hob, stellte sie fest, daß die Reitjacke ihres Mannes über sie gebreitet war. Er mußte es wohl getan haben, nachdem sie eingeschlafen war.
Sie wandte den Kopf und schaute in sein Gesicht, das so dicht neben ihr war. Er sah sündhaft gut aus. Seine Augen waren ge- schlossen und seine Züge entspannt und glücklich. Nie hätte sie es für möglich gehalten, daß ein Mann eine solche Leidenschaft und Begierde in ihr entfachen könnte. Kein Wunder, daß er bei den Frauen immer so erfolgreich gewesen war.
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie daran dachte, daß er schon so viele Frauen vor ihr geliebt hatte. Die Vorstel- lung, daß er das Bett mit einer anderen Frau teilte, war schier unerträglich. Doch sie würde sich wohl daran gewöhnen müssen.
Ein Mann, der unter den Schönen des Landes nur zu wählen brauchte, würde sich nicht lange mit einer so unscheinbaren Frau begnügen. Was konnte sie ihm schon bieten? Sie war weder schön noch von nobler Abstammung. Sie brachte auch keine Mitgift in diese Ehe ein, zu der er von Quentin gezwungen worden war.
Meg versuchte, sich aus Stephens Armen zu lösen, doch sofort drückte er sie noch fester an sich. Er öffnete die Augen. „Geh nicht weg. Wir haben noch nicht miteinander geredet.“
„Worüber willst du denn reden?“
„Ich will, daß du mir sagst, weshalb du unglücklich bist, Megan. Was bekümmert dich?“
„Meine Zukunft.“
Überrascht sah er sie an. „Was meinst du damit? Deine Zukunft ist gesichert.“
„Meinst du?“
„Natürlich. Du bist meine Frau und die Countess of Arlington.“
Eine Frau, die du gar nicht willst. Sie hatte plötzlich das Ge- fühl, als wäre ihr Herz eine einzige offene Wunde. „Ich bin so allein, eine Fremde in einem fremden Land.“
„Aber Megan, du bist doch nicht allein. Du hast mich. Du hast Rachel und Jerome, und bald wirst du auch Josh haben.“
„Aber was geschieht mit mir, wenn du . . .“ Sie
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