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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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ermöglichen. Wir möchten auf keinen Fall unhöflich erscheinen.“
    „Das tun Sie keinesfalls. Mir würde es nicht im Traum einfallen, Sie mit einer Einladung in Verlegenheit zu bringen.“
    Dem säuerlichen Ausdruck auf Lady Oldfields Gesicht nach war dies ganz und gar nicht die Antwort, die sie erhofft hatte. Da es Meg vor diesem Ball grauste, wechselte sie rasch das Thema. „Wohnen Sie weit von hier?“
    „Ziemlich“, antwortete Lady Oldfield knapp. „Wir verbringen die meiste Zeit in London. Ich freue mich schon darauf, Sie wäh- rend der Saison dort zu begrüßen. Es wird mir ein besonderes Vergnügen sein, Sie unter meine Fittiche zu nehmen.“
    „Wie liebenswürdig von Ihnen. Doch mein Mann hat ent- schieden, daß wir die Saison nicht in London verbringen.“
    „Nicht?“ rief Lord Oldfield verblüfft. „Da haben Sie ihn si- cher mißverstanden. Ihr Mann liebt London über alles. Er würde freiwillig nie eine Saison auslassen. Denken Sie an meine Worte. Sie werden bestimmt kommen.“
    „Natürlich werden Sie das“, echote seine Frau.
    „Ehrlich gesagt, London hat viel an Glanz verloren, seit Ihr Mann verschwand, besonders für die Damen.“ Ein boshaftes Glimmen trat in Oldfields Augen. „Die Berichte seiner Eskapa- den haben uns immer sehr erheitert, und wir hoffen doch sehr, daß wir dieses Vergnügen bald wieder haben werden.“
    „Zumal dieser charmante Tunichtgut Anthony Denton sich in Northumberland vor seinen Gläubigern versteckt. Er und Ihr Ge- mahl waren enge Freunde, wissen Sie?“ Lady Oldfield lächelte süffisant. „Und jetzt werde ich Ihnen mal ein bißchen über Ihren schlimmen, schlimmen Ehemann erzählen.“
    Nachdem Stephen fast den ganzen Tag mit seinen Pächtern verbracht hatte, kam er gutgelaunt nach Haus zurück. Als er die Halle durchquerte, hörte er von oben Harfenspiel. Die Mu- sik war wild und leidenschaftlich, doch voll Sehnsucht und Einsamkeit. Es gab keinen Zweifel darüber, wer an der Harfe saß.
    Wenn er doch nur wüßte, weshalb seine Frau so unglücklich war. Anstatt entzückt darüber zu sein, welch gute Partie sie ge- macht hatte und wieviel Luxus ihr geboten wurde, schien Megan von Tag zu Tag trauriger zu werden.

Und sie entfernte sich immer weiter von ihm. Eine unsichtbare Mauer hatte sich zwischen ihnen aufgerichtet, und er verstand beim besten Willen nicht weshalb.
    Anfangs war Stephen einfach nur von Herzen froh und zu- frieden gewesen, endlich wieder auf Wingate Hall zu sein, die Frau seines Lebens gefunden zu haben, zu wissen, daß sein Feind tot war und ihn nicht mehr bedrohen konnte, und sein Geburts- recht zurückerlangt zu haben. Über dieser Freude war ihm völlig entgangen, daß Megan sein Glück nicht zu teilen schien.
    Gewiß, sie vermißte Josh. Doch Stephen hatte seinen alten Hauslehrer schon nach Amerika geschickt, um den Jungen zu holen.
    Trotz ihrer Traurigkeit hatte Megan sich jedoch als umsichtige, tüchtige Herrin von Wingate Hall erwiesen, wie er es erwar- tet hatte. Er war stolz darauf, mit welcher Kompetenz Megan nach Rachels Abreise die Leitung des Haushalts übernommen hatte. Dabei war ihre Aufgabe gewiß nicht leichter gewesen als seine.
    Er hatte die skeptischen Blicke der Dienstboten gesehen, als Megan ihnen die ersten Anweisungen gegeben hatte. Alle Dienst- boten in großen Häusern waren durchweg Snobs. Sie sonnten sich im Ansehen ihrer Herrschaft. Deshalb war die Dienerschaft auf Wingate Hall entsetzt gewesen, daß ihre hochverehrte Herzogin von einer „Frau aus den Kolonien“ vertrieben wurde, die sie in ihrer Engstirnigkeit eines Earl für unwürdig hielt.
    Doch Megan mit all ihrer Energie, ihrer intuitiven Güte und praktischen Sachlichkeit hatte sich inzwischen Respekt bei den Leuten verschafft. O ja, Stephen war weiß Gott stolz auf sie.
    Es war höchste Zeit, einmal mit ihr darüber zu reden, was sie so unglücklich machte. Er schlüpfte ins Musikzimmer, zog die Tür leise hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloß um, damit sie nicht gestört wurden.
    Megan, die selbstvergessen auf ihrer Harfe spielte, bemerkte nicht, daß er hereingekommen war.
    „Was für eine traurige Melodie, Liebes.“
    Sie fuhr zusammen, und das Harfenspiel endete mit einem schrillen Mißton, als ihre Hände vor Schreck heftig über die Saiten fuhren. Stephen setzte sich neben sie auf das Bänkchen und atmete tief ihren süßen Orangenblütenduft ein.

Megan wollte von ihm wegrücken, doch er legte den Arm um sie und zog sie an

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