Marlene Suson 2
ihre Freiheit gegen höchst interessan- tes Beweismaterial gegen ihren Mann und für ihre Mitarbeit, um ihn nach Royal Elms zu locken.“ Jerome zwinkerte seinem Schwager zu. „Ich bin davon überzeugt, daß du den Empfang nicht verpassen willst, den ich für den Herrn vorbereitet habe.“
Stumm vor Staunen hörte Meg zu, wie Stephen Jane, Ra- chels Zofe, bis ins kleinste darüber informierte, welche Frisur seine Frau heute abend auf dem Ball tragen und wie sie sie zurechtmachen sollte.
Er selbst sah einfach umwerfend aus in seinem blauen Justaucorps und den seidenen Kniehosen. Dazu trug er eine lange Weste aus Brokat und ein Jabot aus Brabanter Spitze.
In selbstvergessener Bewunderung schaute Meg in sein männ- lich schönes Gesicht und fragte sich, ob es wohl irgendeine Frau auf der Welt gab, die diesen unvergleichlichen blauen Augen unter den schwarzen Brauen widerstehen könnte.
Vermutlich keine, wenn sie an die bewegte Vergangenheit ihres Mannes dachte.
Während Jane Meg frisierte, wich Stephen nicht von ihrer Seite und vergewisserte sich, daß die Zofe seine Anweisungen bis ins kleinste Detail befolgte. Sie türmte die honigblonde Flut geschickt auf Megs Kopf auf und ließ die hintere Partie über ihren Rücken herabfließen.
Als es an Puder und Schminke ging, fand Meg schnell heraus, daß Stephen viel mehr als sie über den Inhalt dieser geheim- nisvollen Tiegel und Töpfchen wußte, die die Zofe bereitgestellt hatte.
„Ein bißchen mehr hiervon unter die Augen“, sagte er und wies auf eines der Töpfchen. Die Zofe gehorchte, und Ste- phen zeigte auf ein anderes Töpfchen. „Hiervon etwas auf die Wangen.“
Sein Wissen über die Toilette einer Dame schien unerschöpf- lich zu sein. Es deprimierte Meg über alle Maßen, wenn sie daran dachte, wie er an all dieses Wissen gekommen war. Wie viele Frauen außer Lady Caroline würden heute abend noch auf dem Ball sein, die schon in seinen Armen gelegen hatten? Meg krümmte sich innerlich zusammen, wenn sie sich vorstellte, wie unscheinbar sie an der Seite dieses attraktiven Mannes wirken würde.
Als Stephen mit dem Werk der Zofe endlich zufrieden war, sagte er: „Und nun das Kleid.“
Jane half Meg hinein. Die Abendrobe war noch immer eine große Enttäuschung für Meg. Warum hatte Stephen so etwas für sie ausgesucht? Es war so schlicht und schmucklos, und Meg wußte genau, daß sie heute abend neben all den pracht- vollen Balltoiletten der anderen Damen regelrecht kümmerlich aussehen würde.
Stephen ging zum Nachttisch und öffnete eine Schublade.
„Möchte Madame sich jetzt in dem großen Spiegel im Anklei- dezimmer betrachten?“ fragte Jane.
Madame mochte nicht. „Nein. Das wäre alles, Jane.“ Die Ant- wort schien die Zofe zu überraschen. Doch trotz all der Mühe, die Jane sich mit ihr gegeben hatte, wußte Meg genau, daß sie neben ihrem sündhaft schönen Ehemann wie eine graue Maus wirken würde. Sie fürchtete, nach einem Blick in den Spiegel nicht mehr den Mut zu haben, den Ballsaal zu betreten, der mit so schönen Frauen wie Lady Caroline bevölkert war.
Ihr Magen drehte sich um, wenn sie an die Tortur dachte, die vor ihr lag. Sie fürchtete diesen Abend wie die schwarze Pest. Einen Wald zu roden war dagegen ein Kinderspiel.
Als die Tür sich hinter der Zofe schloß, trat Stephen zu Meg. Er hatte ein schwarzes Schmuckkästchen in der Hand und lächelte sie liebevoll an. „Du siehst bezaubernd aus.“
Es hörte sich überzeugend und aufrichtig an, und Megan hätte ihm auch geglaubt, wenn sie es nicht besser gewußt hätte. Es überraschte sie wirklich nicht, daß alle Frauen auf ihn flogen.
Er reichte ihr das Kästchen. „Das ist für dich. Es ist mein Hoch- zeitsgeschenk – das heißt ein Hochzeitsgeschenk. Ich hoffe, dir in der nächsten Woche noch ein zweites überreichen zu können“, fügte er geheimnisvoll hinzu.
Meg öffnete das Kästchen und stieß einen entzückten Schrei aus, als sie sah, was auf dem weißen Satinkissen lag. Eine so ausgefallene Brosche hatte sie noch nie im Leben gesehen.
Sie war wie ein Kolibri geformt und sah genauso aus, wie die reizenden kleinen Vögel, die sie auf Ashley Grove so gern beobachtet hatte. Eine große Perle bildete den Körper. Die ausgebreiteten Flügel waren aus Gold und mit zahllosen klei- nen grünen Smaragdsplittern besetzt. Es war ein bezaubernd schönes, erlesenes Schmuckstück.
„Oh, Stephen, das ist ja wunderschön! Wo hast du es her?“
„Ich habe es entworfen und
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