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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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zornbebend und steifbeinig die Gangway hinab, vorbei an gaffenden Seeleuten und Lord Morgan Parnell. Was in aller Welt tat Jeromes Bruder hier?
    Stephen trug sie den Kai entlang. Als er fast am Ende ange- langt war, hielt vor ihnen eine Kutsche mit einem Ruck. Die Tür ging auf, und Jerome sprang heraus. Er grinste erleichtert. „Wie ich sehe, hast du es noch rechtzeitig geschafft.“
    „Um Haaresbreite“, knurrte Stephen, dessen Zorn sich offen- bar noch nicht gelegt hatte.
    „Laß mich runter“, forderte Megan wieder in gereiztem Ton.
    Er beförderte sie ziemlich unsanft in die Kutsche und sprang hinter ihr hinein. „Fahren Sie los, egal wohin!“ fuhr er den Kutscher an. Dann schlug er heftig die Tür hinter sich zu.
    Die Kutsche ruckte an.
    Stephen wandte sich Megan zu. Man sah ihm an, daß er vor Zorn kochte. „Hölle und Teufel, Megan, das mindeste, was ein Mann von seiner Frau erwarten darf, ist ja wohl, daß sie es ihm ins Gesicht sagt, wenn sie ihn verlassen will. Es ist schlicht eine Unverschämtheit, ihm einen Brief zu hinterlassen, den er erst finden kann, wenn sie schon auf hoher See ist.“ Erregt zerrte Stephen den Brief aus seiner Tasche. „So etwas hätte ich nicht von dir erwartet. Das mag vielleicht zu deinem mißratenen Bruder Quentin passen, aber nicht zu dir.“
    Entgeistert starrte sie auf den Brief. „Wo hast du den denn her?“
    „Ferris hat Rachel gegenüber seinen Verdacht geäußert, daß du möglicherweise auf und davon willst. Sie entdeckte den Brief in unserem Schlafzimmer und schickte Morgan damit zu mir.“
    „Aber woher wußtest du, daß ich an Bord dieses Schiffes bin?“
    „Wieder Ferris. Er hat eine Nachricht in Jeromes Stadthaus ge- schickt. Dem Himmel sei Dank, daß der Mann einen so gesunden Menschenverstand hat und darauf bestand, dich auf deinem Ritt zu begleiten. Jetzt verstehe ich auch, weshalb Jerome so große Stücke auf ihn hält. Warum, zum Teufel, bist du davongelaufen?“
    „Ich wollte heim.“
    „Dein Heim ist jetzt auf Wingate Hall. Bei mir.“
    „Das ist es nicht! Ich gehöre nicht dorthin. Das werde ich nie. Meine Heimat ist Virginia, und dort will ich leben.“
    Er seufzte tief auf. „Ist das wirklich dein Wunsch?“

„Ja.“ Das war natürlich eine Lüge. In Wirklichkeit wollte sie immer nur dort sein, wo Stephen war. Doch sie mußte fest bleiben, ihm und auch ihr selbst zuliebe.
    „Also gut, dann werden wir eben beide in Virginia leben“, seufzte er ergeben.
    Mit offenem Mund starrte sie ihn an. „Und was ist mit Wingate Hall?“
    „Soviel mein Landgut mir auch bedeutet, ich würde es auf- geben und alles, was ich sonst noch besitze, bevor ich mich von dir trenne.“
    An dem entschlossenen Blick seiner Augen und dem trotzig vorgestreckten Kinn erkannte sie, daß es ihm ernst war. „Aber ich bin nicht die passende Frau für einen englischen Lord, wie du weißt.“
    „Ich weiß nichts dergleichen.“
    „Doch. Es ist dir verhaßt, an eine Frau aus den Kolonien, noch dazu von bürgerlicher Abstammung, gefesselt zu sein.“
    „Deine Abstammung ist über jeden Vorwurf erhaben. Abge- sehen davon, bist du die einzige passende Frau für mich.“
    Wie konnte er erwarten, daß sie ihm eine so faustdicke Lüge abnahm? „Wenn ich so passend bin, weshalb hast du dann zu Rachel gesagt, daß du mich nicht zur Saison nach London mitnimmst?“
    „Das kann ich wohl kaum, da ich selbst nicht hinfahre.“
    „Und warum nicht?“
    „Weil mir London zum Hals heraushängt. Ich ziehe die Ge- sellschaft meiner Frau auf Wingate Hall vor.“
    „Wo das fade, reizlose Geschöpf dich nicht vor deinen aristo- kratischen Freunden in Verlegenheit bringt.“
    „Wie kannst du mir nur so etwas unterstellen?“ Stephen war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. „Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie stolz ich bei dem Ball auf dich war?“
    „Wieso hast du dann dieses schmucklose Kleid für mich aus- gesucht?“ Am Zittern ihrer Stimme erkannte er, wie verletzt sie war.
    „Hat es dir etwa nicht gefallen?“ Stephen schien aus allen Wol- ken zu fallen. „Aber es war doch einfach perfekt für dich! Du bist viel zu zart, um dich mit all diesen Kinkerlitzchen zu behängen. Rüschen und Volants würden an dir verheerend wirken. Dir ste- hen einfach geschnittene Kleider von vornehmer Noblesse. Sie

heben dich von all diesen aufgedonnerten Frauen vorteilhaft ab, und genau das hat dein Ballkleid getan.“
    Sprachlos vor Verblüffung hörte Meg ihm zu, und es

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