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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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verkauft, die zurück nach Pennsylvania wollte.“ Meg runzelte die Stirn. „Eigentlich widerlegt das meinen Eindruck, daß er nicht lange hierbleiben wollte.“
    Stephen vermutete etwas anderes. Vielleicht hatte Charles wirklich nicht die Absicht zu bleiben, doch er wollte sichergehen, daß seine Stiefkinder hier festgenagelt waren.
    Stephen und Meg gingen zum Blockhaus zurück. Ihm fiel auf, wie schlampig es gebaut war. Die Fenster waren nicht ver- glast, sondern nur mit Ölpapier verklebt. Nachts wurden sie mit Holzläden verschlossen, die an Lederlaschen hingen.
    Der Aufenthalt im Freien hatte Stephen doch sehr ermüdet, und als sie das Blockhaus betraten, ging er sofort wieder ins Bett. Er war gerade ein wenig eingedöst, als er draußen eine Stimme rufen hörte.
    Er fuhr hoch, im selben Augenblick hellwach. Flynt hatte ihn

gefunden! Verzweifelt schaute er zu dem Fenster, das seinem Bett am nächsten war. Ob er sich wohl hindurchzwängen konnte?
    Doch ihm blieb keine Zeit, es auszuprobieren. Ein Riese von Mann, fast so breit wie hoch, schlurfte herein, wobei er den Kopf einziehen mußte, um nicht an den Türbalken zu stoßen.
    Er trug ein ledernes Jagdhemd, ähnlich dem, das Meg gerade für Stephen nähte. Er hatte kein Gewehr bei sich, doch in seinem Gürtel steckte eine kurzstielige Axt und eine Lederscheide mit einem langen Messer.
    Stephens Blick heftete sich unwillkürlich auf die mächtigen Hände des Mannes. Auch sie konnten tödliche Waffen sein. Das Haar des Riesen war sandfarben, und sein rundes, ein wenig einfältiges Gesicht mit den schieferfarbenen Augen vermittelte Stephen den Eindruck, daß sein Verstand genauso schleppend funktionierte wie sein Gang.
    „Wilhelm! Wie schön, dich zu sehen.“ Ein strahlendes Lächeln erhellte Megs Gesicht.
    Ein scharfer Stich durchfuhr Stephen. Er beneidete Megs Nachbarn um dieses verschwenderische Lächeln, mit dem sie ihn willkommen hieß.
    „Was führt dich her, Wilhelm?“ fragte Meg.
    Was für eine Frage, dachte Stephen gallig. Du natürlich!
    Anstatt zu antworten, musterte Wilhelm Stephen eingehend und argwöhnisch.
    Nach einer Weile fragte Meg noch einmal: „Wieso bist du hier? Um diese Zeit arbeitest du sonst immer auf dem Feld.“
    Wilhelm wies mit dem Finger auf Stephen. „Wollte mal einen Blick auf den Mann werfen, von dem Josh mir erzählt hat.“
    Gemessen an Wilhelms finsterer Miene, konnte Joshs Beschrei- bung nicht gerade schmeichelhaft gewesen sein.
    Nachdem Meg die beiden Männer miteinander bekannt ge- macht hatte, fragte Wilhelm Stephen, woher er käme.
    „Yorkshire, England.“
    Wieder eine lange Pause, als müßte Wilhelm gründlich über die Antwort nachdenken.
    Schließlich fragte er: „Wozu sind Sie hergekommen?“
    Das hatte Stephen Meg zwar erklärt, zumindest so gut er konnte, doch er hatte keine Lust, seine Gründe auch noch mit anderen zu diskutieren. „Ich bin auf dem Weg zu meinem Bruder. Er ist Captain bei der Britischen Armee in New York.“

Wieder schwieg Wilhelm eine Weile, ohne Stephen aus den Augen zu lassen. Dann sagte er: „Ich halte ein Auge auf Megan Drake. Haben wir uns verstanden?“ Der stahlharte Blick seiner Augen war gar nicht mißzuverstehen.
    „Ich werde ihr bestimmt keinen Schaden zufügen“, gab Ste- phen in gereiztem Ton zurück. Er war es gründlich leid, von allen und jedem für einen Übeltäter gehalten zu werden. „Selbst wenn ich etwas auf dem Kerbholz hätte – was aber nicht zutrifft –, würde ich ihr ihre Güte nicht mit Bösem vergelten. Haben Sie mich auch verstanden?“
    Offensichtlich nicht gleich, denn der Mann musterte ihn noch immer mit unverhohlenem Argwohn. Dann griff er in die Tasche seines Jagdhemds, zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier her- aus und reichte es Meg. „Das hing an meinem Zaun. Liest du es mir vor?“
    Analphabet ist er auch noch, dieser Trottel, dachte Stephen verächtlich. War das der Mann, den Josh so sehr verehrte?
    Meg entfaltete das Papier, las es und schaute dann auf. „Hier steht, daß für die Rückführung eines entflohenen Sträflings eine Belohnung ausgesetzt ist. Er soll über die Blue Ridge Mountains geflohen sein und sich hier in unserer Gegend aufhalten.“
    Eine eiskalte Hand umklammerte Stephens Herz. Hatte Hi- ram Flynt schon das ganze Grenzland mit seinem Steckbrief überschwemmt?
    „Der Flüchtling heißt Tom Grise, soll knapp eins siebzig groß sein und helles, schütteres Haar haben“, fuhr Meg fort.
    Stephen unterdrückte einen

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