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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Hal- tung auf die Tür zubewegte und sorgsam darauf bedacht war, ihr dabei stets den Rücken zuzuwenden.
    Männer, dachte sie. Würde sie diese Geschöpfe je verstehen?

8. KAPITEL
    Als Josh am nächsten Tag die Kuh gemolken und das Vieh gefüt- tert hatte, griff er nach seinem Gewehr und verkündete, daß er auf die Jagd gehen wollte, um einen Hasen oder einen Truthahn fürs Abendessen zu erlegen.
    Meg machte gerade ihr Bett. Sie schaute auf und sagte mah- nend: „Du hast noch kein Holz gehackt, Josh. Wir haben kaum noch genug, um das Feuer bis morgen in Gang zu halten.“
    „Ach, Meg, ich tue es, wenn ich zurückkomme. Versprochen.“ Josh liebte die Jagd, und sie sah, wie erpicht er darauf war, hinaus in den Wald zu kommen. Sie brachte es einfach nicht fer- tig, ihm den Spaß zu verderben. „Also gut. Aber nur, wenn du versprichst, es wirklich nachher zu tun.“
    „Ich verspreche es, großes Ehrenwort“, versicherte Josh. Und schon war er verschwunden.
    „Sie hätten ihn erst gehen lassen sollen, nachdem er das Holz gehackt hat“, sagte Stephen tadelnd. Er stand neben dem Ka- min. Statt des Nachthemds trug er jetzt das Jagdhemd, das Meg für ihn genäht hatte, und die enger gemachte Lederhose.
    Es war nun fünf Tage her, seit er wieder zum Bewußt- sein gekommen war, und er hatte schon etwas zugenommen. Seine Rippen ragten nicht mehr so heraus, und sein Gesicht wirkte nicht mehr ganz so hager, was ihn noch besser aussehen ließ.
    Er war auch schon wieder bei Kräften. Seine zerschundenen Füße waren fast verheilt, und auch sein Rücken sah viel besser aus, obwohl die Spuren der Peitsche nie wieder ganz verschwin- den würden. Bald würde er in der Lage sein weiterzuziehen. Meg sollte eigentlich froh sein, ihn endlich loszuwerden, doch statt dessen tat der Gedanke ihr weh.
    „Sie haben Josh jetzt schon seit Tagen gebeten, Holz zu hacken, Meg, und er hat es trotzdem nicht getan.“

„Sie glauben, ich wäre zu nachsichtig mit ihm, aber ich weiß doch, wie sehr er das Holzhacken haßt.“ Meg strich ihr Bett glatt und begann den großen Tisch abzuwischen.
    „Er drückt sich auch um andere Arbeiten, und am Schluß endet es damit, daß Sie sie für ihn machen.“
    Damit hatte Stephen recht, wie Meg widerwillig zugeben mußte. Quentin, der sich mit Charme und Witz ebenfalls um die Arbeit gedrückt hatte, war ein schlechtes Beispiel für Josh gewesen. Ein noch schlechteres Beispiel war Charles Galloway gewesen, obwohl Josh sich an diesem Versager bestimmt kein Beispiel genommen hatte.
    „Sie sollten darauf bestehen, daß Josh zuerst seine Pflichten erledigt.“
    Meg lächelte versonnen. „Ich weiß, aber ich mag ihn einfach nicht zu hart anfassen. Der arme Junge hat soviel verloren.“
    Stephen drehte sich um und sah sie an. „Er hat nicht mehr verloren als Sie.“
    „O doch“, widersprach sie. „Er hat seine Zukunft verloren. Mein Bruder war in allen Fächern ein sehr guter Schüler, abgese- hen von Latein. Papa wollte ihn aufs College schicken, entweder in Williamsburg oder in Harvard. Vielleicht hätte er ihn sogar nach England gehen lassen. Jetzt ist das alles nicht mehr mög- lich. Ich würde so viel dafür geben, ihn aufs College schicken zu können. Da mir das unmöglich ist, bin ich fest entschlossen, aus dieser Farm etwas zu machen, damit seine Zukunft nicht ganz so dunkel ist.“
    „Und was ist mit Ihrer Zukunft, Meg? Sie verdienen mehr als dieses bescheidene Blockhaus mitten in der Wildnis.“
    „Das Leben ist voller Überraschungen“, gab sie achselzuckend zurück.
    „O ja, wie recht Sie haben.“
    Die plötzliche Bitterkeit in Stephens Stimme ließ Meg auf- schauen. Wenn seine Geschichte wahr war, hatte er noch mehr verloren als sie und ihr Bruder.
    „Sie tun Josh keinen Gefallen, wenn Sie ihm immer seinen Willen lassen, Meg.“
    „Da haben Sie zweifellos recht. Aber wenn er sich auch hier oder da mal drückt, so arbeitet er doch immer noch sehr hart. Ohne Joshs Hilfe könnte ich hier nicht bestehen.“
    Stephen ließ sie nicht aus den Augen. „Ab morgen werden Sie

eine Last weniger haben. Ich mache mich bei Sonnenaufgang auf den Weg.“
    Meg spürte einen scharfen Stich im Herzen. Sie hatte nicht erwartet, daß er so bald aufbrechen würde. „Gut“, sagte sie und gab sich Mühe, ihre Stimme erfreut klingen zu lassen.
    Eine Spur von Enttäuschung trat in seine Augen, und er sagte überraschend spitz: „Es freut Sie also, mich endlich loszuwerden, ja?“
    „Wo wollen Sie hin?“

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