Marlene Suson 2
ihr aufwallte, und ein Zittern über- lief sie. Das schien seine Glut noch mehr anzufachen, und sein Kuß wurde härter, fordernder und noch erregender.
Die Hitze in ihrem Innern wurde zur lodernden Flamme, die alle Zweifel und Bedenken verschlang. Ohne sich dessen bewußt zu werden, erwiderte Meg seinen Kuß mit spontaner, unver- fälschter Leidenschaft und einem Hunger, der seinem in nichts nachstand.
Noch nie zuvor hatte sie den Kuß eines Mannes so erwidert. Bislang war sie stets passiv geblieben, doch das war ihr jetzt unmöglich.
Aber sie hatte so gar keine Erfahrung auf diesem Gebiet. Des- halb folgte sie einfach seinem Beispiel und ließ – scheu und ein wenig ungeschickt – auch ihre Zunge an dem Spiel teilhaben. Sie wollte ihm das gleiche berauschende Gefühl vermitteln, das sie durchströmte.
Offenbar hatte sie Erfolg damit, denn sie hörte ihn aufstöhnen.
Seine Hand glitt an ihrem Haar hinab, legte sich um ihre Brust, und sein Daumen begann sanft die Knospe zu reiben. Ihr Körper schien sich unter seiner Berührung in flüssiges Feuer zu verwandeln. Für einen Augenblick war sie unfähig, irgend etwas anderes zu empfinden als den Rausch der Lust, die ihren Körper durchströmte.
Wie durch einen Nebel nahm sie plötzlich wahr, daß Stephen begann, die Knöpfe ihres Kleides zu öffnen. Das versetzte ihr einen solchen Schock, daß sie sich erschrocken von ihm losriß und seine Hände wegstieß.
„Wie können Sie nur, Mr. Wingate!“ Ihre Stimme zitterte, klang jedoch nicht annähernd so entrüstet, wie sie hätte klingen sollen.
Spöttisch hob er eine seiner schön geschwungenen dunklen Brauen. „Sind wir jetzt wieder bei ,Mr. Wingate’ angelangt? Und das nach dem, was wir gerade getan haben?“
„Was Sie getan haben“, schnappte sie.
Er lächelte ohne sichtliche Reue. „Es war nicht allein meine Schuld, Megan. Ihnen hat es auch gefallen. Sie wollten es, streiten Sie es nicht ab.“
Sie versuchte es nicht einmal. Er hatte ja recht, und sie war zu ehrlich, um zu lügen. Ihr Gesicht brannte vor Scham. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und floh den Pfad hinauf zum Blockhaus.
Meg stolperte durch die Tür, die Wangen noch immer heiß und rot. Sie zitterte bei der Erinnerung an das Verlangen, das Ste- phen in ihr geweckt hatte. Die Tatsache, daß er genau wußte, wie es um sie stand, beschämte sie nur noch mehr.
O ja, er war ein Mann, der sich seiner Wirkung auf Frauen voll und ganz bewußt war. Um ihres inneren Aufruhrs Herr zu werden, begann sie, ihr Haar mit heftigen Strichen zu bürsten.
Wie hatte sie sich nur so . . . so schamlos aufführen kön- nen? Noch dazu mit einem Fremden, der am nächsten Morgen fortgehen und nie zurückkehren würde!
Mit einem Fremden, der die Male eines gefährlichen Sträflings am Körper trug.
Offenbar war sie noch närrischer als ihre Mutter. Jedermann hatte gewußt, daß Charles Galloway seit Jahren versuchte, eine Frau mit Geld zu ergattern. Trotzdem hatte Mama sich von sei- nem Süßholzgeraspel einlullen lassen. Meg hatte sich für ihre Mutter geschämt, weil sie sich so lächerlich machte, wann immer Charles auftauchte. Sie hatte mit den Wimpern geklimpert wie ein unreifes Schulmädchen und sich ganz und gar nicht wie die Mutter von fast erwachsenen Kindern aufgeführt.
Damals hatte Meg sich geschworen, sich nie und für keinen Mann so zum Narren zu machen.
Und nun? All ihre Prinzipien waren zunichte, und das eines Mannes wegen, der vermutlich ein Lügner und vielleicht etwas noch viel Schlimmeres war.
Wie glaubhaft seine Geschichte auch klingen mochte, kein anständiger, ehrbarer Mann trug die Spuren von Peitsche und Fesseln an seinem Körper.
Meg empfand ihre Schwäche als eine solche Schmach, daß sie davon überzeugt war, Stephen nie wieder ins Gesicht se- hen zu können. Was für ein Glück, daß er morgen für immer verschwand.
Doch noch im selben Augenblick spürte sie, wie dieser Gedanke einen scharfen Schmerz in ihrem Herzen auslöste. Sie würde ihn nie wiedersehen.
Sie flocht ihr Haar zu einem langen Zopf, den sie sich um den Kopf legte und feststeckte. Als sie sich gerade eine Haube auf- setzen wollte, kam Stephen herein. Er brachte den Kübel und die Decke mit, die sie unten am Fluß gelassen hatte.
Er reichte ihr den Kübel, und sie sah, daß Handtuch, Seife, Kamm und Bürste darin lagen. Offenbar hatte er alles aufge- sammelt, nachdem sie zum Blockhaus gelaufen war.
„Danke“, sagte sie und mied seinen Blick. Sie
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