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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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nicht allein seine Schuld war, wenn sie an seiner Geschichte zweifelte. Das Problem lag teilweise auch bei ihr selbst, denn es fiel ihr au- ßerordentlich schwer, Männern zu vertrauen. Sie hatte zu viele gekannt, die es nicht wert gewesen waren.
    Andererseits würde ein gefährlicher Krimineller sich nicht so wie Stephen verhalten. Meg wußte, wie sehr es ihn drängte, seine Flucht fortzusetzen. Trotzdem blieb er, um ihr bei der Arbeit zu helfen. Er wollte ihr seine Dankbarkeit beweisen und setzte dafür seine eigene Sicherheit aufs Spiel.
    Wenn man ihn einfing, würde er teuer dafür bezahlen müssen.
    Und wenn er blieb, würde sie vielleicht ebenso teuer bezahlen müssen.

12. KAPITEL
    Stephen hatte gerade Bess gemolken. Er lehnte den Melkschemel wieder an die Stallwand und griff nach dem Milcheimer. Stolz be- trachtete er den schäumenden Inhalt. Seit seinem Mißerfolg vor neun Tagen war er ein verdammt guter Melker geworden, fand er.
    Und unter Wilhelms Anleitung hatte er es noch zu vielen an- deren Fertigkeiten gebracht, die zum Überleben in der Wildnis von äußerster Wichtigkeit waren. Seine Künste reichten vom Zimmern bis zum Gerben. Wenn er so weitermachte, war er bald ein perfekter Kolonist.
    Gestern hatte er bei der Rettung einer Kuh geholfen, die in eine Schlucht gestürzt war. Er war gerade bei Wilhelm gewesen, als der Besitzer der Kuh kam und um Hilfe bat. Wilhelm hatte sofort alles stehen– und liegenlassen, um dem Mann zu helfen, und Stephen war mitgegangen. Es war gut, daß er es getan hatte, denn zu zweit hätten die Männer es nicht geschafft, das Tier herauszuziehen.
    Anschließend hatte Wilhelm ihm erklärt: „Wir helfen uns im- mer untereinander, denn man kann nie wissen, wann man selbst Hilfe braucht.“
    Stephen nahm den Milcheimer und verließ den Stall. Es war ein schöner Morgen. Es duftete nach Tannennadeln und Tau. Megan kam gerade mit ihrem Eierkorb aus dem Hühnerstall und ging hinüber zum Blockhaus. Stephen folgte ihr.
    Er bewunderte sie grenzenlos, weil sie alles so unglaublich gut im Griff hatte. Aber sie arbeitete auch von früh bis spät.
    Dennoch reichte es nicht aus. Wilhelm hatte ganz recht. Sie und Josh konnten die Erntearbeit allein nicht bewältigen. Es war einfach zuviel für sie.
    Wenn Quentin nicht auftauchte – und Stephen glaubte ebenso wenig daran wie Wilhelm –, würden Megan und Josh in großen Schwierigkeiten stecken.

Stephen hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen, weil er sich mit diesem Problem herumgeschlagen hatte.
    Und mit seinem Gewissen.
    Als er am Morgen aufstand, war sein Entschluß gefaßt: Was immer es ihn auch kosten würde, er konnte Megan nicht vor der Ernte verlassen.
    Es war die schwerste Entscheidung gewesen, die er je in sei- nem Leben hatte fällen müssen. Bis jetzt hatte er Glück gehabt. Flynts Häscher hatten ihn noch nicht aufgespürt. Doch je länger er hierblieb, desto leichter machte er es ihnen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen würden.
    Er konnte fast spüren, wie sich der „Kesselhaken“ um seinen Hals schloß. Unwillkürlich zog er den Kopf ein. Es war sträf- licher Leichtsinn, hier auf der Farm zu bleiben. Doch er wußte genau, daß er nie wieder in den Spiegel schauen könnte, wenn er Megan in dieser Situation im Stich ließ.
    Wie würde sie es wohl aufnehmen, wenn er ihr seinen Ent- schluß mitteilte? Beschämt erinnerte er sich an ihre Antwort, als er nach Joshs Unfall verkündet hatte, bleiben zu wollen. In- zwischen hatte er ihr aber gewiß bewiesen, daß er nicht ganz so unbrauchbar war, wie sie gedacht hatte.
    War sie sich eigentlich darüber im klaren, wie sehr sie ihn brauchte, zumal Joshs Fußgelenk anscheinend nicht so gut heilte, wie es eigentlich sollte? Obwohl die Schwellung zurückgegan- gen war, stöhnte der Junge noch immer vor Schmerz, wenn er auftreten wollte.
    Stephen rief ihren Namen, und sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. Er winkte sie herbei. „Kommen Sie, ich muß mit Ihnen reden.“
    Sein ernster Tonfall schien sie zu erschrecken, denn sie stellte sofort den Eierkorb auf die Bank neben der Tür ab und kam hastig auf ihn zu.
    „Was ist? Geht es um Ihren Aufbruch?“
    Er nickte.
    „Ich verstehe“, sagte sie sofort. „Sie wagen es nicht, noch länger zu bleiben. Es war sehr freundlich von Ihnen, bis jetzt durchgehalten zu haben. Machen Sie sich um den Fuß meines Bruders keine Sorgen.“
    „Das tue ich aber. Meinen Sie, er könnte sich vielleicht doch etwas

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