Marlon, die Nummer 10
zusammen mit mir.“
Dann ging es los. Markus stupste den Ball mit dem Schnabel zu Maxi. „DOI-JOING!“, machte es und der Pinguin mit dem härtesten Bumms auf der Welt passte ihn – „KA-SCHLADDER-DUMPF!“ – knallhart mit der Flosse nach rechts. Fabi startete durch. Er watschelte über das Eis, steckte sich seine Flossen unter die Flügel, warf sich – „HUIIIH!“ – auf den Bauch, rutschte auf ihm die Außenlinie entlang, überholte die Kugel und flankte sie – „SAPPA-DA-DATSCH!“ – mit dem Schwanz ganz lässig und lachend nach innen. Dort stand Leon bereit. Direkt am Elfmeterpunkt. „IEHH-JUUUH!“, zischte er und schraubte sich wie eine Rakete hoch in die Luft, streckte Juli die Zunge raus und verlängerte den Ball „DA-DONG!“ und „DA-DUMPF!“ mit seinem runden Pinguinbauch nach links und Felix direkt in den Lauf. Der tanzte über das Eis, nahm mit seinen Stummelflügeln kurz Schwung, drehte einen Pirouettenwirbelwind – „WIEHHH!“ – und schoss die Kugel – „BAHM!“ – auf das Tor. Das gläserne Rund sauste auf das Lattenkreuz zu. Es passte genau in den Winkel. Doch Vanessa,die Pinguin-Dame, hatte den Torschuss geahnt. Sie sprang in die Luft, flog, als hätte sie Flügel, und faustete den Ball aus ihrem Kasten heraus. „FLAPP-FLAPP-DA-DONG!“ Raban und Deniz klatschten vor Freude, aber das war zu früh. Die Kugel blieb heiß. Sie begann fast zu schmelzen. Ein Pinguin mit einem Federkleid, das so bunt war, als käme er direkt aus Hawaii, rutschte auf dem Rücken herbei. Er trug eine Sonnenbrille und drehte sich lässig im Kreis. Er trommelte einen Copacabana-Bongo-Rhythmus auf seinem Bauch und schlawinerte den Ball mit seinem allerwertesten Pinguinhinterteil – „BAP-DAP-DIBBI-DI-PUHPS!“ – in Vanessas Kasten hinein.
„Heiliger Lebertran!“, jubelte Fabi und Markus ballte die Flügel.
Er streckte sie in den Himmel hinein und da ging ein Feuerwerk los. Die Narwal- und Pottwal-Wolken waren verschwunden. Sie wurden von Sternschnuppenstürmen verjagt. Deren Feuerschweife zischten und pfiffen über die Piguinköpfe hinweg und die rutschten begeistert übers Eis. Sie tanzten um die Eckfahnen herum, trugen Rocce auf ihren Schultern und machten die Wand. Seite an Seite fassten sie sich bei den Flügeln und rissen sie hoch in die von Funken durchstobene Luft.
Das sah wunderschön aus, noch schöner als damals bei unserem ersten Teufelstopf -Match, als Juli die Flutlichtanlage zerschoss. Ich verließ mein Versteck. Ich krabbelte aus dem Schnee und ging auf sie zu. Ich wollte sie fragen, ob ich mitspielen darf. Doch sie sahen mich nicht.
„Leon!“, rief ich. „Maxi! Vanessa!“
Doch sie hörten mich nicht.
Ich packte den nächstbesten Pinguin bei den Schultern und schaute ihm direkt ins Gesicht. Es war der mit dem Papageienfederkleid und der Sonnenbrille auf dem Schnabel. Es war – verflixt noch mal – Rocce: eine unbändige Wut stieg in mir hoch.
„Du bist Schuld daran, hörst du! Du ganz allein! Wegen dir kann ich nie wieder Fußball spielen. Wegen dir gehöre ich nicht mehr zu den Wilden Fußballkerle n dazu!“
Ich schüttelte und rüttelte ihn und ich wollte ihn schlagen. Da nahm Rocce die Brille ab. Er schaute mich an. Er war verzweifelt und traurig.
„Hallo, Marlon“, lächelte er. „Ich hab dich vermisst!“
„Aber ich vermisse dich nicht!“, fauchte ich. „Ich hasse dich, hörst du!“
Ich stieß ihn ins Eis.
„Ich hasse dich!“
Ich starrte auf Rocce hinab. Ich genoss seine Tränen. Ich wollte, dass es ihm genauso schlecht ging wie mir. Ich schenkte ihm meine ganze Verachtung. Erst dann drehte ich mich um und ging weg. Ich ging in die Wüste aus Eis. Ich verschwand in der Nacht und ging immer weiter. Ich wollte dorthin, wo mich niemand mehr fand. Ich wollte mich selber vergessen!
Kein Weg zurück
Am nächsten Morgen erschien das Krankenhauszimmer nicht weiß, sondern schwarz. Zwölf Wilde Fußballkerle drängten sich um mein Bett und warteten mucksmäuschenstill,aber ungeduldig darauf, dass ich aufwachen würde. Sie waren extra vor der Schule gekommen, so sehr sorgten sie sich um mich.
„Seid ihr sicher, dass er schläft?“, flüsterte Jojo, der mit der Sonne tanzt.
„Na, klar. Was denn sonst?“, zischte Leon, mein Bruder, und bohrte sich die Fingernägel in die Handballen hinein.
„Ich weiß nicht so recht!“, flüsterte Joschka, die siebte Kavallerie. „Vielleicht ist er auch ... tot?“
„Du bist ja verrückt!“, fuhr ihm Juli
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