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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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einfach an ihm vorbei.
    „Marlon, warte doch mal! Ich muss mit dir reden!“, rief Rocce und als ich nicht anhielt, lief er hinter mir her. „Bitte, Marlon! Ich brauch deine Hilfe!“

    Jetzt hielt ich an. Ich zögerte noch, doch dann drehte ich mich zu ihm um. „Was hast du da eben gesagt?“, fragte ich ihn und in meiner Stimme vibrierte der Hass.
    Rocce wich erschrocken zurück.
    „Bitte, Marlon. Schau mich doch nicht so an!“, bettelte er.
    „Ich schau dich an, wie ich will!“, konterte ich. „Also schieß los! Warum bist du hier?“
    Rocce zuckte zusammen. Er erkannte sofort: Ich hatte nichts anderes vor, als ihm meine Hilfe zu verweigern. Ich würde es sogar genießen, und je mehr und inständiger er mich darum bat, umso größer war für mich das Vergnügen. Aber Rocce war wirklich verzweifelt. Er war mindestens genauso verzweifelt wie ich und er wollte nicht aufgeben. Das unterschied ihn von mir. Rocce hatte sich noch nicht vergessen. Er kämpfte. Er war noch nicht in der Wüste aus Eis. Rocce lebte noch. Rocce war warm.
    „Bitte, Marlon! Ich bitte dich!“, sagte er jetzt schon zum dritten Mal und ich konnte es nicht mehr ertragen. „Bitte, hör mir einfach nur zu.“
    „Gut. Wenn das alles ist“, lachte ich hämisch. „Aber bisher bittest und bettelst du nur.“
    Rocce schluckte. „Da hast du Recht“, flüsterte er. „Aber ich hab Angst vor dir, weißt du, und ich hab Angst vor dem, was gleich passieren wird.“
    „Nun, das kann ich nicht ändern!“, gab ich eiskalt zurück und ich wusste im selben Moment, dass ich log.
    Deshalb wollte ich gehen. Doch Rocce hielt mich zurück.
    „Nein, warte, bleib hier!“, sagte er und ich ärgerte mich, wie er mit seinem Mut wuchs. „Ich brauch deine Hilfe, Marlon. Du musst meinen Vater trainieren. Sonst wird er verkauft.“
    „Wie bitte?!“, fragte ich ihn verblüfft. „Willst du mich hochnehmen, Rocce?“
    „Nein. Es ist mir absolut ernst. Das schwöre ich dir.“ Rocce sah mich aufrichtig an. „Sein Vertrag läuft aus und er ist außer Form. Er hat in den letzten Spielen nur auf der Tribüne gesessen.“
    „Das kann nicht sein!“, widersprach ich sofort. „Die Bayern haben ihn doch erst im letzten Sommer verpflichtet.“
    „Ja, ich weiß. Aber mein Vater hat halt gepokert“, erklärte mir Rocce. „Er hat nur einen Jahresvertrag unterschrieben. Er wollte für die zweite Saison noch höher verhandeln.“
    „Ich verstehe“, dachte ich mit. „Und jetzt schicken sie ihn in die Wüste.“
    „Nein. Sie haben ihm eine Probezeit angeboten“, antwortete er.
    „Und dafür ist er zu stolz!“, fasste ich alles zusammen.
    „Ja.“ Rocce senkte den Blick. „Dafür ist er zu stolz.“
    Ich lächelte kalt. Das war meine Chance. Jetzt konnte ich ihm alles heimzahlen. Da hob Rocce den Kopf.
    „Aber du kannst ihm helfen, Marlon“, sagte er leise, aber bestimmt. „Ich mein, vielleicht kannst du das. Du warst wie er. Du hast alles gehabt, das weißt du doch, oder? Und du hast alles verloren. Aber wenn du dich aufraffst und kämpfst, wenn du ihm zeigst, dass du dich jetzt nicht versteckst, auch nicht vor dir, dann macht er das vielleicht auch.“
    „Hey, Rocce! Stopp! Halt! Warte doch mal.“ Ich hob beide Hände und ohne, dass ich es merkte, stand ich plötzlich ohne Krücken vor ihm. „Rocce, das geht nicht. Dein Vater ist ein Fußballstar bei den Bayern und ich bin ein Kind.“
    „Ja, aber du bist noch mehr. Wegen dir haben die Wilden Fußballkerle einen Trainer bekommen, und zwar den besten der Welt. Du hast die Trikots und die Logos entworfen. Wegen dir sind wir schwarz und gefährlich und wild. Du hast Vanessa geholfen. Auf ihrem Geburtstags-Fußballturnier. Du hast die Horrorgruselnacht für Maxi organisiert. Du hast ihm seine Stimme wiedergegeben. Und den Trippel-M.S. ...“
    „Hey! Halt! Das reicht!“, versuchte ich ihn zu stoppen. „Das ist genug.“
    Doch Rocce war noch nicht fertig: „Und du bist und bleibst für immer und ewig und egal, was passiert, mein bester Freund.“
    Rocce schaute mich an. Jedes seiner Worte kam ganz tief aus ihm raus und in diesem Augenblick war es wie früher. Wir waren online vernetzt. Jeder fühlte, was der andere fühlte, und jeder war bereit, alles für den andern zu tun. Ich dachte noch einmal an das Spiel gegen Solln . Ich sah meinen Pass und den Einzigen auf dem Spielfeld, der mich in diesem Moment noch verstand. Es war Rocce, mein Freund. Mein bester Freund. Ich sah seinen copacabanischen

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