Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Namen Korad gewesen. Man hatte es an einem schönen, natürlichen, von sanften Hügeln eingeschlossenen Hafen errichtet. Ihren Berichten zufolge war das kleine Tal im Westen der Stadt das einzige, was vom Hafen übriggeblieben war, während der Paß, der durch die Gebirge zum ehemaligen Meeresgrund führte, jener Kanal gewesen sei, durch den die Schiffe vor die Stadttore gelangten.
Überall an den Ufern der früheren Meere befanden sich solche Städte. Je weiter man sich auf dem ausgetrockneten Meeresgrund fortbewegte, desto weniger kleinere Siedlungen fand man, da die Menschen den zurückweichenden Ufern hatten folgen und schließlich zu den sogenannten Marskanälen Zuflucht nehmen müssen.
Die Betrachtung der Gemächer und unsere Unterhaltung hatten uns derart in Anspruch genommen, daß es spät am Nachmittag war, ehe wir uns versahen. Ein Bote brachte uns zurück in die Gegenwart. Lorquas Ptomel ließ mir ausrichten, ich solle unverzüglich zu ihm kommen. Ich verabschiedete mich von Dejah Thoris und Sola, befahl Woola, auf sie aufzupassen, und eilte in den Audienzsaal, wo ich Lorquas Ptomel und Tars Tarkas auf dem Podium sitzend vorfand.
Ein mit Macht ausgestatteter Gefangener
Als ich eintrat und grüßte, hieß mich Lorquas Ptomel nähertreten, richtete die großen, gräßlichen Augen auf mich und hub an: »Du bist zwar erst einige Tage bei uns, hast dir in dieser Zeit durch dein außergewöhnliches Können jedoch schon eine hohe Position verschafft. Wie dem auch sei, du gehörst nicht zu uns und bist uns nichts schuldig.«
»Deine Stellung ist eigentümlich«, fuhr er fort. »Du bist ein Gefangener, und dennoch muß deinen Befehlen Folge geleistet werden. Du bist ein Fremder und dennoch ein Anführer der Thark. Du bist ein Zwerg, und dennoch vermagst du einen stattlichen Krieger mit einem einzigen Faustschlag zu töten. Nun wird uns zugetragen, daß du mit der anderen Gefangenen die Flucht planst, einer Gefangenen, die nach eigener Aussage halb glaubt, daß du aus dem Tal Dor zurückgekehrt bist. Jede von diesen beiden Anschuldigungen lieferte, sollte sie sich als wahr herausstellen, ausreichenden Anlaß für deine Hinrichtung, aber wir sind ein gerechtes Volk, und du sollst bei unserer Rückkehr nach Thark einen Prozeß haben, sofern Tal Hajus es befiehlt.
Solltest du mit dem roten Mädchen davonlaufen, bin ich es, der Tal Hajus dafür Rechenschaft ablegen muß, bin ich es, der gegen Tars Tarkas antreten und seine Befehlsgewalt nachweisen muß, oder das Metall meines Leichnams wird an einen besseren Mann übergehen, wie es der Brauch bei den Thark verlangt.
Ich habe mit Tars Tarkas keinen Streit, gemeinsam herrschen wir über die größte Gemeinschaft der grünen Menschen, und wir suchen keinen Zwist. Ich wäre froh, wenn du tot wärest, John Carter. Dennoch darfst du ohne Befehl von Tal Hajus nur unter zwei Bedingungen getötet werden: Wenn du einen von uns angreifst, oder wenn wir dich beim Fluchtversuch erwischen.
Der Gerechtigkeit halber teile ich dir mit, daß wir nur auf eine der beiden Gelegenheiten warten, um dich loszuwerden. Für uns ist die Übergabe des roten Mädchens an Tal Hajus von größter Wichtigkeit. Innerhalb der letzten tausend Jahre haben die Thark niemals einen solchen Fang gemacht. Sie ist die Enkelin des größten der roten Jeddaks, eines unser Erzfeinde. Ich habe gesprochen. Das rote Mädchen hat uns gesagt, wir wären bar jeden menschlichen Gefühls, aber wir sind ein gerechtes und ehrliches Volk. Du darfst gehen.«
Ich wandte mich um und verließ das Audienzzimmer. So also sah Sarkojas Rache aus! Ich wußte, daß der Bericht, der so schnell Lorquas Ptomels zu Ohren gekommen war, von niemand anders stammen konnte, und nun fielen mir Bruchstücke unseres Gespräches wieder ein, soweit sie die Flucht und meine Herkunft betrafen.
Sarkoja war zu dieser Zeit Tars Tarkas älteste Vertraute. Als solche besaß sie einen großen Einfluß auf den Herrscher, denn keinem Krieger vertraute Lorquas Ptomels in dem Maße wie seinem fähigsten Stellvertreter, Tars Tarkas.
Anstelle mir jeden Fluchtgedanken ein für allemal auszutreiben, führte meine Audienz bei Lorquas Ptomel jedoch lediglich dazu, daß sich mein gesamtes Streben nunmehr diesem Ziel zuwandte. Mehr denn je war ich mir der absoluten Notwendigkeit der Flucht bewußt, denn ich war überzeugt, daß Dejah Thoris im Hauptlager bei Tal Hajus ein schreckliches Schicksal erwartete.
Nach Solas Beschreibung vereinten sich in diesem
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