Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Monster Eigenschaften der grausamsten und brutalsten Vorfahren aller Jahrhunderte. Er war kalt, verschlagen und gab sich im Gegensatz zu seinen Mitmenschen jener triebhaften Leidenschaft hin, die aufgrund der schwindenden Notwendigkeit, sich auf diesem sterbenden Planeten fortzupflanzen, fast bei allen Marsmenschen verkümmert war.
Bei dem Gedanken, daß die göttliche Dejah Thoris einem solch degenerierten Unhold in die Klauen fallen konnte, brach mir der kalte Schweiß aus. Es war weitaus besser, sich Kugeln für den letzten Augenblick aufzusparen, wie es jene mutigen Pionierfrauen meines verlorenen Grenzlandes getan hatten, die sich lieber das Leben nahmen als in die Hände indianischer Krieger zu fallen.
Als ich, meinen düsteren Gedanken nachhängend, noch auf dem Platz umherlief, näherte sich mir Tars Tarkas, der aus dem Audienzsaal kam. Sein Auftreten mir gegenüber war unverändert, und er grüßte mich, als hätten wir uns nicht erst vor einigen Augenblicken getrennt.
»Wo ist deine Unterkunft, John Carter?« fragte er mich.
»Ich habe noch keine«, entgegnete ich. »Es erschien mir am besten, mir etwas für mich allein zu suchen oder bei den anderen Kriegern zu wohnen. Ich wollte dich deshalb bei Gelegenheit um Rat fragen«, sagte ich lächelnd. »Wie du weißt, sind mir noch nicht alle Bräuche der Thark geläufig.«
»Komm«, befahl er, und gemeinsam gingen wir über den Platz zu einem Gebäude, das zu meiner Freude an jenes grenzte, in dem Sola und ihre Schützlinge untergebracht waren.
»Meine Räume befinden sich im untersten Geschoß dieses Hauses, das zweite ist ebenfalls voll von Kriegern, aber das dritte und die übrigen Stockwerke sind frei, du kannst dir eines davon aussuchen.
Ich verstehe, daß du deine Frau der roten Gefangenen überlassen hast. Wie du gesagt hast, ist deine Art nicht die unsrige, aber du bist ein so guter Kämpfer, daß du tun kannst wie dir beliebt, und wenn du deine Frau der Gefangenen gibst, ist das deine Sache. Als Befehlshaber mußt du jedoch Diener haben, und entsprechend unseren Bräuchen darfst du dir aus dem Gefolge jener, deren Ausrüstung du nun trägst, einige oder alle Frauen nehmen.«
Ich bedankte mich, versicherte ihm aber, sehr wohl ohne Hilfe zurechtzukommen, außer bei der Nahrungszubereitung, und er versprach, mir einige Frauen zu schicken, die sich auch um meine Waffen kümmern und Munition herstellten sollten, was seiner Ansicht nach nötig war. Ich bat darum, daß sie auch einige Seidenstoffe und Felle mitbrachten, die mir als Beute des Zweikampfes zustanden, da es des Nachts kalt war und ich keine eigenen besaß.
Er versprach mir Hilfe und verschwand. Auf der Suche nach einer geeigneten Bleibe stieg ich die Wendeltreppe zu den oberen Stockwerken empor. Die Pracht der anderen Gebäude wiederholte sich in diesem, und wie immer befand ich mich bald auf einem Erkundungsgang.
Schließlich wählte ich einen der vorderen Räume des dritten Stockwerkes aus, da ich Dejah Thoris dort näher war, deren Räume sich im zweiten Geschoß des Nebengebäudes befanden. Mich durchfuhr der Gedanke, daß wir irgendwelche Zeichen vereinbaren müßten, für den Fall, sie brauchte meine Dienste oder meinen Schutz.
Neben meinem Schlafgemach lagen Bäder, Ankleideräume und andere Wohn- und Schlafzimmer, insgesamt zehn auf dem Stockwerk. Die Fenster der hinteren Räume blickten auf einen riesigen Innenhof, den vier Gebäude einschlössen und der nun die verschiedenen Tiere der Krieger aus den angrenzenden Gebäuden beherbergte.
Obwohl der Hof gänzlich von dem gelben Moos bewachsen war, das eigentlich die gesamte Marsoberfläche bedeckt, zeugten zahlreiche Springbrunnen, Skulpturen, Bänke und laubenartige Gebäude von der früheren Anmut dieser Einrichtung, die die blonden, glücklichen Menschen mit ihrer Anwesenheit verschönt hatten, um später von unerbittlichen und unwandelbaren kosmischen Gesetzen aus ihren Heimstätten vertrieben zu werden, so daß außer den Legenden über ihre Abstammung nichts mehr von ihnen bekannt war.
Mit Leichtigkeit konnte man sich das prächtige Laubwerk der reichhaltigen Pflanzenwelt des Mars vorstellen, die diese Szene mit Leben und Farbe erfüllt hatte, die anmutigen und wunderschönen Frauen, die aufrechten, gut aussehenden Männer, die glücklichen und ausgelassenen Kinder - überall eitel Sonnenschein, Glück und Friede. Es war schwierig, sich einzugestehen, daß sie ausgelöscht wurden, durch finstere Jahrhunderte der Ignoranz
Weitere Kostenlose Bücher