Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
erklären, oder ich rufe die Wache.«
»Schau selbst, Wachposten, und du wirst sehen, wie ich hierher gekommen bin und mit welch knapper Not«, entgegnete ich, wandte mich zum Rand des Daches, zu meinem Lederseil, an dessen Ende zwanzig Fuß unter mir all meine Waffen hingen.
Der Mann trat von Neugierde getrieben neben mich. Das war sein Pech, denn als er sich vorbeugte, um über die Rinne zu blicken, packte ich ihn am Hals und an der rechten Hand und stieß ihn kraftvoll auf das Dach. Die Waffe entfiel ihm. Meine Finger erstickten seinen Hilfeschrei. Ich knebelte und fesselte ihn und ließ ihn von der Dachrinne herab, so daß er nun dort hing, wo ich mich vor kurzem befunden hatte. Mir war klar, daß man ihn erst am Morgen entdecken würde, und ich brauchte soviel Zeit wie möglich.
Ich nahm meine Ausrüstung und Waffen wieder an mich, eilte zu den Unterständen und hatte bald meine und Kantos Kans Maschine herausgezogen. Nun machte ich sein Flugzeug hinter meinem fest, startete, hüpfte über den Dachrand und tauchte in die Straßen weit unterhalb der Höhenschichten, die von der Luftpatrouille kontrolliert wurden. In weniger als einer Minute setzte ich unbehelligt auf dem Dach unserer Behausung neben dem erstaunten Kantos Kan auf.
Ich vergeudete keine Zeit für Erklärungen, sondern besprach augenblicklich mit ihm unser weiteres Vorgehen. Wir entschieden, daß ich versuchen sollte, mich nach Helium durchzuschlagen, während Kantos Kan sich in den Palast begeben und Sab Than erledigen sollte. Hatte er seine Mission erfüllt, sollte er mir folgen. Er stellte meinen Kompaß für mich (ein kleines intelligentes Gerät, dessen Zeiger nicht von der Stelle rücken würde, hatte man zuvor irgendeinen Punkt auf Barsoom angegehen). sagten einander Lebewohl, stiegen gemeinsam auf und jagten in Richtung Palast, an dem auch ich auf dem Weg nach Helium vorbei mußte.
Als wir uns dem hohen Turm näherten, stieß eine Patrouille von oben auf uns, richtete ihren durchdringenden Scheinwerfer auf mein Flugzeug, und eine Stimme befahl mir zu halten. Als ich dem Gebrüll keine Beachtung schenkte, folgte ein Schuß. Kantos Kan glitt schnell in die Dunkelheit, während ich steil aufstieg und in atemberaubender Geschwindigkeit über den Marshimmel raste, dicht gefolgt von einem Dutzend Luftaufklärungsmaschinen, die sich der Verfolgung angeschlossen hatten, und später noch von einem schnellen Kreuzer mit einigen hundert Mann Besatzung sowie einer Reihe von Schnellfeuerkanonen. Ich vollführte mit meiner kleinen Maschine Drehungen und Wendungen, stieg mal auf und ließ mich ein andermal fallen, so daß ich mich die meiste Zeit ihren Suchscheinwerfern entziehen konnte. Doch gleichzeitig verlor ich mit dieser Taktik an Boden, so daß ich beschloß, auf einen direkten Kurs zu setzen und den Rest dem Schicksal und der Schnelligkeit meiner Maschine zu überlassen.
Kantos Kan hatte mir verraten, wie man durch eine bestimmte Art zu schalten die Leistungsfähigkeit der Maschine heraufsetzen kann. Da dieser Kniff nur der Marine von Helium bekannt war, würde ich nach meiner Überzeugung meine Verfolger weit hinter mir lassen, wenn ich nur für einige Augenblicke den Geschossen auszuweichen vermochte.
Als ich durch die Luft raste, überzeugte mich das Schwirren der Kugeln um mich herum, daß mir nur noch ein Wunder helfen konnte, doch die Würfel waren gefallen. Ich trieb die Maschine zum äußersten und raste auf direktem Wege in Richtung Helium. Stück für Stück blieben meine Verfolger hinter mir zurück, schon wollte ich mir zu meinem glücklichen Entkommen gratulieren, als ein wohlgezielter Schuß des Kreuzers vorm Bug meines kleinen Flugzeuges explodierte. Durch die Erschütterung überschlug es sich beinahe und stürzte kopfüber abwärts durch die dunkle Nacht, daß einem übel werden konnte.
Ich weiß nicht, wie tief ich fiel, bevor ich die Maschine erneut unter Kontrolle bekam, doch ich mußte dem Erdboden sehr nahe gekommen sein, da ich unter mir deutlich Tiere schreien hörte. Als ich wieder aufstieg, suchte ich den Himmel nach meinen Verfolgern ab, deren Lichter ich schließlich weit hinter mir ausmachte. Sie landeten und suchten offensichtlich nach mir.
Erst als ich ihre Lichter nicht mehr erkennen konnte, wagte ich, meine kleine Lampe auf den Kompaß zu richten, und mußte zu meiner Bestürzung feststellen, daß mein einziger Helfer sowie mein Tachometer von einem Geschosssplitter völlig zerstört worden waren. Sicherlich
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