Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
hauerartig nach oben ragten und etwa dort endeten, wo sich beim Erdenmenschen die Augen befinden.
Die Zähne hatten nicht die Farbe von Elfenbein, sondern waren schneeweiß und glänzten wie Porzellan. Vor dem dunklen Hintergrund ihrer olivfarbenen Haut fielen die Stoßzähne sehr auf und wirkten ausgesprochen bedrohlich.
Die meisten Dinge bemerkte ich erst später, da ich nur wenig Zeit hatte, über die unerklärlichen neuen Entdeckungen nachzudenken. Ich hatte festgestellt, daß die Winzlinge gerade schlüpften, und während ich die entsetzlichen kleinen Monster dabei beobachtete, wie sie sich aus den Schalen befreiten, entging mir, daß sich mir von hinten zwanzig ausgewachsene Marsbewohner näherten.
Da sie über das weiche und dämpfende Moos kamen, das mit Ausnahme der vereisten Pole und der wenigen kultivierten Gebiete praktisch die ganze Marsoberfläche bedeckte, hätten sie mich leicht gefangen nehmen können, doch trugen sie sich mit weitaus finstereren Absichten. Es war das Rasseln der Ausrüstung des vordersten Kriegers, wodurch ich gewarnt wurde.
Mein Leben hing an einem seidenen Faden, so daß ich mich oft darüber wundere, überhaupt entkommen zu sein. Wäre nicht das Gewehr des Anführers der Truppe am Sattelhalfter herumgeschwungen und gegen den metallbeschlagenen Schaft des großen Speers gestoßen, so hätte ich mein Leben ausgehaucht, ohne je erfahren zu haben, wie nahe mir der Tod war. Aber das leise Geräusch ließ mich herumfahren, und dicht vor mir, keine zehn Fuß vor meiner Brust erblickte ich die glänzende Metallspitze eines riesigen Speeres von etwa vierzig Fuß Länge, die ein berittenes Ebenbild der kleinen Teufel, die ich soeben beobachtet hatte, gesenkt neben sich hielt.
Aber wie winzig und harmlos sahen diese nun neben dem riesigen und furchteinflößenden Inbegriff von Haß, Rache und Tod aus. Der Mann selber, als solchen will ich ihn bezeichnen, maß reichlich fünfzehn Fuß und hätte auf der Erde etwa vierhundert Pfund gewogen. Er saß auf seinem Reittier wie wir auf einem Pferd, klammerte sich mit den unteren Gliedmaßen an dessen Rumpf fest, hielt mit den zwei rechten Händen den gigantischen Speer flach neben dem Tier und streckte die zwei linken Arme seitwärts aus, um die Balance zu halten. Das Wesen, das er ritt, trug weder Zaum noch Zügel irgendwelcher Art.
Und dieses Reittier erst! Wie soll man es mit den uns gegebenen Worten beschreiben! Bis zur Schulter maß es zehn Fuß, hatte auf jeder Seite vier Beine, einen flachen, breiten Schwanz, der an der Spitze dicker war als am Ansatz, und ein klaffendes Maul, das erst an dem langen, feisten Hals endete und den Kopf in zwei Hälften teilte.
Wie sein Reiter war es gänzlich unbehaart, von der Farbe dunklen Schiefers, außerordentlich glatt und glänzend. Der Bauch war weiß, bei den Beinen verblaßte das Grau der Schultern und Hüften und ging an den Füßen in ein lebendiges Gelb über. Diese waren dick gepolstert und ohne Nägel, was sicherlich zu dem lautlosen Auftauchen beigetragen hatte und ebenso wie die zahlreichen Gliedmaßen eine charakteristische Eigenschaft der Marsbewohner ist. Allein das höchstentwickelte Lebewesen und ein anderes Tier, das einzige Säugetier auf dem Mars, haben wohlgeformte Nägel. Huftiere gibt es überhaupt nicht.
Hinter diesem ersten Angreifer standen neunzehn weitere, die sich in jeder Hinsicht glichen, aber wie ich später feststellte, ebenfalls individuelle Eigenschaften hatten wie wir, obwohl wir doch in derselben Weise geschaffen wurden. Dieses Bild, besser gesagt, dieser Wirklichkeit gewordene Alptraum, den ich lang und breit geschildert habe, beeindruckte mich aufs schrecklichste.
Unbewaffnet und nackt wie ich war, konnte die einzig mögliche Lösung, der Spitze des angreifenden Speeres zu entkommen, nur im ersten Gesetz der Natur liegen. Und zwar machte ich einen sehr irdischen und gleichzeitig übermenschlichen Satz auf das Dach des Inkubators, denn ein solcher Brutapparat mußte es meiner Meinung nach sein.
Meine Bemühungen wurden von einem Erfolg gekrönt, der mich nicht weniger als die kriegerischen Marsbewohner überraschte, denn er beförderte mich volle dreißig Fuß in die Luft und ließ mich einhundert Fuß von meinen Angreifern auf der gegenüberliegenden Seite des Bauwerkes wieder aufkommen.
Sanft und unverletzt landete ich auf dem weichen Moos, wandte mich um und sah meine Feinde auf der anderen Seite aufgereiht stehen. Einige begutachteten mich mit einem
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