Mars 02 - Die Götter des Mars
ein ausführliches Zeugnis meiner Wertschätzung für all das aufzusetzen, was du getan hast, um meine Gefangenschaft erträglich zu machen.
Du hast mir jeden Tag gewissenhaft mein Essen gebracht und darauf geachtet, daß es wohl zubereitet und ausreichend war. Nie hast du durch Wort oder Tat versucht, meine hilflose Lage auszunutzen, um mich zu beleidigen oder zu foltern. Du bist stets nur höflich und rücksichtsvoll gewesen. Dieses vor allem weckt bei mir ein Gefühl der Dankbarkeit und den Wunsch, dir zum Zeichen dafür ein geringes Geschenk zukommen zu lassen.
Im Wachraum meines Palastes sind viele schöne Ausrüstungsstücke. Geh hin und such dir einen Harnisch aus, der dir besonders gefällt - er soll dir gehören. Ich bitte nur, daß du ihn auch trägst, so daß ich weiß, daß meinem Wunsch Genüge getan wurde.«
Die Augen des Jungen leuchteten vor Freude auf, als ich dies sagte, und ich sah ihn von seiner rostigen Rüstung auf meine prächtige blicken. Er blieb einen Moment nachdenklich stehen, ehe er etwas sagte, und in diesem kurzen Augenblick stockte mir beinahe das Herz - so viel hing für mich von seiner Antwort ab.
»Und ginge ich zum Palast des Prinzen von Helium mit einer solchen Forderung, so würden sie über mich lachen, mich dazu noch höchstwahrscheinlich kopfüber auf die Straße befördern. Nein, es kann nicht sein, obwohl ich dir für das Angebot danke. Außerdem, sollte Zat Arrras auch nur eine Ahnung davon bekommen, ich hätte eine solche Sache in Erwägung gezogen, würde er mir auf der Stelle das Herz aus dem Leib schneiden lassen.«
»Dir muß daraus kein Schaden erwachsen, mein Junge«, drängte ich. »Du kannst doch nachts mit einer Nachricht an Carthoris, meinem Sohn, zu meinem Palast gehen. Du darfst die Nachricht lesen, ehe du sie abgibst, damit du weißt, daß sie nichts enthält, was Zat Arrras schaden könnte. Mein Sohn wird verschwiegen sein, und so werden nur wir drei davon wissen. Es ist sehr einfach und eine so harmlose Sache, daß niemand sie verurteilen könnte.«
Abermals stand er schweigend in tiefes Nachdenken versunken.
»Dann wäre da auch noch das juwelenbesetzte Kurzschwert, das ich einem toten Nordjeddak abgenommen habe. Wenn du die Rüstung abholst, dann achte darauf, daß Carthoris es dir ebenfalls gibt. Damit und mit dem Harnisch, den du dir dort aussuchst, wirst du der am schmucksten ausgerüstete Krieger in ganz Zodanga sein.
Bring mir Schreibmaterial mit, wenn du das nächste Mal in meine Zelle kommst, und binnen weniger Stunden werden wir dich in einer Weise gekleidet sehen, die deiner Geburt und Haltung entspricht.«
Noch immer in Gedanken und ohne zu antworten wandte er sich um und ging. Ich hatte keine Ahnung, wie er sich entscheiden würde, und saß deshalb stundenlang und grübelte über den Ausgang der Angelegenheit.
Erklärte er sich einverstanden, Carthoris eine Nachricht zukommen zu lassen, so bedeutete das für mich, daß Carthoris noch lebte und frei war. Kehrte er mit Rüstung und Schwert zurück, dann wußte ich, daß Carthoris meine Nachricht erhalten hatte und wußte, daß ich noch lebte. Daß der Überbringer der Nachricht ein Zodanganer war, genügte, um Carthoris klar zu machen, daß ich ein Gefangener von Zat Arrras war.
Mit einem Gefühl aufgeregte Erwartung, das ich kaum verbergen konnte, hörte ich, wie der Junge sich bei seinem nächsten routinemäßigen Besuch meiner Zelle näherte. Ich sagte außer meiner üblichen Begrüßung kein Wort weiter. Als er mein Essen neben mir auf den Fußboden setzte, legte er auch Schreibmaterial dazu.
Mein Herz hüpfte vor Freude. Ich hatte einen Punkt gewonnen. Einen Augenblick schaute ich in gespielter Überraschung auf das Material, tat aber sogleich so, als dämmere mir eine Erkenntnis, und nahm alles auf. Ich kritzelte eine kurze Notiz an Carthoris, er solle Parthak einen Harnisch seiner Wahl und das Kurzschwert aushändigen, welches ich beschrieb. Das war alles, und es bedeutete auch alles für mich und Carthoris.
Ich legte die Nachricht offen auf den Fußboden. Parthak hob sie auf und verließ mich wortlos.
Soweit ich es beurteilen konnte, war ich zu diesem Zeitpunkt dreihundert Tage in den Gruben. Sollte etwas geschehen, um Dejah Thoris zu retten, dann mußte es schnell getan werden, denn wenn sie nicht bereits tot war, stand ihr Ende gewiß bald bevor, denn diejenigen, die Issus erkor, lebten nur ein einziges Jahr.
Als ich das nächste Mal sich nähernde Schritte hörte, konnte
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