Mars Trilogie 1 - Roter Mars
haben sie mich wirklich erwischt.«
Offenbar machte dies Arkady die meisten Sorgen. Nicht daß sie den Mars mit fremden Lebensformen kontaminiert hätten, sondern daß er von einem Geheimnis ausgeschlossen worden war. Männer waren so Ichbesessen, wenn es darum ging. Und Arkady hatte seine eigene Gruppe von Freunden gehabt, vielleicht mehr als das. Es gab Leute, die ihm in allen zustimmten, gewissermaßen Gefolgsleute. Die ganze Phobos- Crew und eine Menge der Programmierer in Underhill. Und wenn einige seiner eigenen Leute ihm etwas verheimlichten, so war das schlimm. Wenn aber eine andere Gruppe ihre eigenen Geheimpläne hatte, war das gewiß noch schlimmer; weil die mindestens Störer und vielleicht Konkurrenten waren.
So etwa schien er zu denken. Er sprach nicht viel darüber; aber es kam zum Ausdruck durch sein Gebrumm und seine plötzlichen scharfen Flüche, die echt waren, obwohl sie mit Ausbrüchen von Heiterkeit abwechselten. Er konnte sich anscheinend nicht entschließen, ob er geschmeichelt oder wütend sein sollte. Nadia glaubte schließlich, daß er beides zugleich war. So war Arkady. Er empfand die Dinge unbefangen und total, ohne sich viel Gedanken zu machen, ob das zusammenpaßte. Aber sie war sich nicht allzu sicher, ob ihr seine Motive diesmal gefielen - sei es sein Ärger oder seine Heiterkeit. Und das sagte sie ihm ziemlich verwirrt.
»Na, mach schon!« schrie er. »Warum sollten sie es vor mir geheimhalten, wenn es ursprünglich meine Idee war?«
»Weil sie wußten, daß ich mit dir kommen würde. Wenn sie es dir sagten, hättest du es mir erzählen müssen. Und wenn du es mir sagtest, würde ich es verhindert haben.«
Arkady lachte darüber unbändig. »Also war von ihnen schließlich doch alles wohl bedacht!«
»Quatsch!«
Die Bioingenieure, Sax, die Leute in der Abteilung, die die Dinger wirklich gebaut hatten. Jemand im Nachrichtenwesen wahrscheinlich auch... Es gab eine ganze Anzahl, die es gewußt haben mußten.
»Was ist mit Hiroko?« fragte Arkady.
Sie konnten sich nicht entscheiden. Sie wußten nicht genug von ihren Ansichten, um erraten zu können, was sie vielleicht dachte. Nadia war sich ziemlich sicher, daß sie auch dazu gehörte, konnte aber nicht erklären, warum. Sie dachte darüber nach und sagte: »Ich habe das Gefühl, es ist die Gruppe um Hiroko, das ganze Farmteam und eine hübsche Anzahl anderer, die sie respektieren und... ihr folgen. In gewisser Weise sogar Ann. Obwohl Ann sehr wütend sein wird, wenn sie davon hört. Jedenfalls habe ich den Eindruck, daß Hiroko von allem, was an Geheimem vor sich geht, wissen würde. Besonders, wenn es mit ökologischen Systemen zu tun hat. Schließlich arbeitet ja die Bioingenieurgruppe die meiste Zeit mit ihr zusammen; und für manche von denen ist sie wie so was wie ein weiblicher Guru. Sie verehren sie beinahe. Wahrscheinlich haben sie ihren Rat erhalten, als sie diese Algen zusammengefügt haben.«
»Hmmm...«
»Also haben sie wahrscheinlich ihre Zustimmung für diese Idee bekommen. Vielleicht sollte ich sogar sagen, ihre Erlaubnis.«
Arkady nickte. »Ich verstehe, was du meinst.«
Sie redeten endlos weiter, zerkrümelten jeden einzelnen Punkt. Das Land, über das sie kamen, flach und unbewegt, sah für Nadia jetzt anders aus. Es war besät und gedüngt. Es würde sich jetzt unausweichlich verändern. Sie sprachen über die anderen Teile der Terraformungspläne von Sax, gigantische orbitale Spiegel, die Sonnenlicht auf die Grenzgebiete der Dämmerungen lenkten, über Kohlenstaub, der über die Polkappen ausgestreut würde, aerothermale Wärme, die EisAsteroiden. Es schien, daß das alles wirklich passieren würde. Die Debatte war umgangen, die ersten irreversiblen Fakten geschaffen worden. Jetzt würden sie das Antlitz des Mars verändern.
Am zweiten Abend nach ihrer Entdeckung, als sie im Lee eines Kraters vor Anker lagen, bekamen sie einen Anruf aus Underhill, der von einem Nachrichtensatelliten übermittelt wurde. »He, ihr beiden!« sagte John Boone zur Begrüßung. »Wir haben ein Problem.«
»Ihr habt ein Problem?« entgegnete Nadia.
»Wieso, stimmt da draußen etwas nicht?«
»Nein, nein.«
»Na schön; denn in Wirklichkeit seid ihr es, auf die ein Problem zukommt. Und ich möchte nicht, daß ihr euch mit mehr als einem herumschlagen müßtet. Unten in der Claritas-Fossae-Region ist ein Staubsturm aufgekommen, und er wächst und bewegt sich ziemlich schnell nach Norden. Wir denken, daß er euch in einem
Weitere Kostenlose Bücher