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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Er war groß, laut, von besessener Energie, vertrauensvoll und rastlos. Er war nach dem ersten Kaffee recht gesprächig und freundlich. Es dauerte eine Weile, bis man bemerkte, wie er diese Freundlichkeit einund ausschaltete, und zu erkennen, wie wenig sein Gespräch verriet. Zum Beispiel erfuhr Maya nie etwas über seine Vergangenheit, trotz entschiedener Bemühungen, ihn zum Reden zu bringen. Das machte sie neugierig. Er hatte schwarzes Haar, ein dunkel getöntes Gesicht, hellbraune Augen - hübsch im Sinne eines zähen Burschen. Sein Lächeln war kurz und sein Lachen scharf wie das von Mayas Mutter. Auch sein Blick war scharf, besonders, wenn er Maya ansah. Sie nahm an, daß er die andere Führungsperson abschätzte. Er verhielt sich ihr gegenüber, als bestünde ein Einvernehmen auf der Basis langer Bekanntschaft, eine Annahme, die sie verunsicherte aufgrund dessen, wie wenig sie in Antarctica miteinander gesprochen hatten. Sie pflegte sich Frauen als ihre Verbündeten vorzustellen und Männer als attraktive, aber gefährliche Probleme. Also war ein Mann, der ihr Verbündeter zu sein vorgab, desto problematischer. Und gefährlich. Und - noch etwas anderes.
    Sie erinnerte sich nur an einen Moment, wo sie ihm bis unter die Haut hatte blicken können; und das war damals in Antarctica gewesen. Nachdem der thermische Ingenieur zusammengebrochen und nach Norden geschickt worden war und die Nachricht von seinem Ersatz eintraf; und als das bekanntgegeben wurde, war ein jeder höchst überrascht und aufgeregt zu hören, daß es John Boone selbst sein würde, obwohl dieser bestimmt auf seiner früheren Expedition mehr als die maximale Höchstdosis an Strahlung mitbekommen hatte. Während der abendliche Saal noch von der Nachricht brodelte, hatte Maya gesehen, wie Chalmers hereinkam und ihm das mitgeteilt wurde. Da hatte er den Kopf herumgeworfen, um seinen Informanten anzustarren. Dann hatte sie für einen Sekundenbruchteil gesehen, wie Wut aufblitzte, so kurz, daß es fast ein unterschwelliges Ereignis war.
    Aber dadurch war sie auf ihn aufmerksam geworden. Und sicher bestand zwischen ihm und John eine seltsame Beziehung. Natürlich war das für Chalmers schwierig. Er war der offizielle Anführer der Amerikaner und hatte sogar den Titel >Captain<; aber Boone hatte mit seinem guten blonden Aussehen und der eigenartigen Präsenz seiner Perfektion sicher mehr Autorität. Er erschien als der wahre amerikanische Führer, und Frank Chalmers mehr wie ein übereifriger stellvertretender Offizier, der die unausgesprochenen Befehle Boones ausführte. Das konnte nicht angenehm sein.
    Sie waren alte Freunde, hatte man Maya gesagt, als sie fragte. Aber sie selbst sah nur selten Anzeichen davon, auch wenn sie die beiden aufmerksam beobachtete. Sie sprachen selten in der Öffentlichkeit miteinander und schienen privat nicht zu verkehren. Also beobachtete sie die beiden, wenn sie nahe beisammen waren, desto genauer, ohne sich je ernsthaft zu fragen, weshalb. Die natürliche Logik der Situation schien das einfach zu verlangen. Wenn sie wieder bei Glavkosmos gewesen wären, hätte es strategisch Sinn ergeben, einen Keil zwischen sie zu treiben. Aber hier dachte sie nicht an so etwas. Es gab vieles, über das Maya nicht bewußt nachdachte.
    Dennoch paßte sie auf. Und eines Morgens brachte Janet Blyleven ihre Videobrille zum Frühstück in die Halle D mit. Sie war Chefreporterin für das amerikanische Fernsehen und wanderte oft durch das Schiff mit aufgesetzter Fernsehbrille. Sie schaute sich um und sprach den Kommentar. Sie sammelte Geschichten und schickte sie nach Hause, wo sie, wie Arkady sich ausdrückte, »vorverdaut und in die kindische öffentliche Meinung ausgekotzt« werden würden.
    Natürlich gab es nichts Neues. Die Aufmerksamkeit der Medien war ein gewohnter Teil im Leben eines jeden Astronauten, und während des Auswahlprozesses waren sie mehr denn je aufs Korn genommen worden. Aber jetzt waren sie das Rohmaterial für Programme, die um Größenordnungen beliebter waren, als je zuvor ein Weltraumthema gewesen war. Millionen sahen sie als die ultimate Space Opera; und das war einigen von ihnen lästig. Als sich daher Janet am Ende des Tisches niederließ mit dieser modischen Brille, in deren Gestell Faseroptik steckte, ertönte einiges Stöhnen. Und am anderen Ende des Tisches diskutierten Ann Clayborne und Sax Russell, ohne irgendwie Notiz zu nehmen.
    »Es wird Jahre dauern herauszufinden, was wir dort haben, Sax. Dekaden.

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