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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wütend. »Ich kann einfach nicht glauben, daß du zu so etwas imstande warst.«
    »Uns interessiert nicht, was du glaubst, John.«
    »Offensichtlich nicht. Aber machte es dir wirklich gar nichts aus, unsere Gene zu stehlen und durch uns Kinder zu machen ohne unser Wissen oder Einverständnis? Sie aufzuziehen, ohne uns dabei zu beteiligen, ohne uns ihre Kindheit miterleben zu lassen?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ihr könnt eure Kinder haben, wenn ihr wollt. Was dies angeht, na gut. War irgendwer von euch vor zwanzig Jahren interessiert, Kinder zu haben? Nein. Davon ist nie die Rede gewesen.«
    »Wir waren zu alt!«
    »Wir waren nicht zu alt. Wir wollten nicht daran denken. Weißt du, die meiste Ignoranz ist gewollt, und so kündet Ignoranz davon, woran dem Volk wirklich gelegen ist. Ihr wolltet keine Kinder, und so wußtet ihr nichts über späte Geburten. Aber wir wollten und erlernten so die Techniken. Und wenn ihr die Resultate seht, werdet ihr wohl erkennen, daß das eine gute Idee war. Ich denke, ihr werdet uns danken. Was habt ihr schließlich verloren? Diese Kinder sind unsere. Aber sie haben eine genetische Verbindung mit euch, und von jetzt an werden sie sozusagen als ein unerwartetes Geschenk für euch existieren. Als ein ganz außergewöhnliches Geschenk.« Ihr Mona-Lisa-Lächeln erschien und verschwand.
    Wieder die Vorstellung des Geschenkes. John machte eine Pause, um nachzudenken. Endlich sagte er: »Gut. Ich denke, wir werden darüber noch lange reden müssen.«
    Dämmerung hatte die Atmosphäre unter ihnen zu einem schwarz-purpurnen Band gemacht, das wie eine samtene Kante um die schwarze, von Sternen getüpfelte Schüssel lief, die über ihren Köpfen erschienen war. In den Zelten unten sangen sie, angeführt von den Sufis: »Harmakhis, Mangala, Nirgal, Auqakuh; Harmakhis, Mangala, Nirgal, Auqakuh«, immer wieder, und von Zeit zu Zeit fügten sie Ziernoten hinzu, die andere Namen für Mars waren. Sie ermutigten die dort schon anwesenden Bands, Instrumentalbegleitungen aller Art hinzuzufügen, bis jedes Zelt von diesem Gesang erfüllt war und alle zusammen sangen. Dann begannen die Sufis ihren Drehtanz, und kleine Gruppen von Tänzern wirbelten durch die Mengen.
    »Wirst du wenigstens mit mir in Kontakt bleiben?« sagte John eindringlich zu Hiroko. »Wirst du mir das zusichern?«
    »Ja.«
     
    Sie begaben sich wieder in das obere Zelt, und die Gruppe ging gemeinsam nach unten zu der allgemeinen Party. John näherte sich langsam den Sufis und versuchte die Drehungen, die er von ihnen auf ihrer Mesa gelernt hatte. Das Volk jubelte und erwischte ihn, wenn er außer Kontrolle in die Zuschauer wirbelte. Nach einem Fall half ihm der schmalge sichtige Mann mit Haarborsten, der den mitternächtlichen Besuch seines Rovers angeführt hatte. »Cojote!« rief John.
    »Das bin ich«, sagte der Mann, und seine Stimme ließ John einen Schauer von Elektrizität den Rücken hinunterrieseln. »Aber kein Grund zur Besorgnis.«
    Er bot John eine Flasche an. Nach kurzem Zögern nahm John sie und trank. Das Glück ist mit dem Kühnen, dachte er. Anscheinend Tequila. »Du bist der Cojote!« brüllte er über die Musik der Magnesiumtrommelband.
    Der Mann grinste breit und nickte einmal, nahm die Flasche zurück und trank.
    »Ist Kasei bei euch?«
    »Nein. Er mag diesen Meteoriten nicht.« Und dann entfernte sich der Mann mit einem freundlichen Klaps auf den Arm in die wirbelnde Menge. Er blickte noch über die Schulter zurück und rief: »Viel Vergnügen!«
    John sah ihn unter den Gesichtern in der Menge verschwinden und fühlte die Tequila in seinem Magen brennen. Die Sufis, Hiroko, jetzt Cojote. Das war ein gesegnetes Zusammentreffen. Er erblickte Maya, lief zu ihr hinüber und legte einen Arm um ihre Schulter.
    Dann gingen sie durch die Zelte und die Verbindungstunnels, und die Leute toasteten ihnen zu, wenn sie vorbeikamen. Die halbstarren Fußböden der Zelte hüpften leicht auf und ab.
    Der Countdown erreichte zwei Minuten, und viele Leute stiegen zu den oberen Zelten empor und drückten sich dann gegen die klaren Wände der nach Süden gerichteten Bögen. Der Eis-Asteroid würde wahrscheinlich in einem einzigen Umlauf verglühen, weil seine Injektionsbahn so steil war. Ein Objekt, ein Viertel so groß wie Phobos, verbrannte zu Dampf und dann, wenn es heißer wurde, zu Molekülen von Sauerstoff und Wasserstoff. Und all das in Minuten. Niemand konnte sicher sein, wie es aussehen würde.
    So standen sie nun da. Manche

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