Mars Trilogie 1 - Roter Mars
hier gibt es seltene und nicht nachwachsende Ressourcen, und wir werden in den Kampf hineingezogen und können uns ihm nicht entziehen. Wir gehören zu den Opfern, und unser Schicksal wird dadurch entschieden werden, was der ganzen Menschenwelt passiert. Und da dem so ist, sollten wir uns lieber für das gemeinsame Gute zusammentun, für den Mars und für uns und für alle Völker auf der Erde und für die sieben Generationen. Das wird hart sein und Jahre erfordern, und je stärker wir sind, desto besser sind unsere Chancen. Und darum bin ich so glücklich zu sehen, wie dieser brennende Meteorit die Matrix des Lebens in unsere Welt pumpt, und darum bin ich so glücklich, euch alle hier beisammen zu sehen, um das zu feiern, ein repräsentativer Kongreß von allem, das ich in dieser Welt liebe. Aber ich denke, daß die Stahltrommelband bereit ist zu spielen, nicht wahr?« (Zustimmende Rufe) »Warum fangt ihr also nicht an, und wir werden bis zur Morgendämmerung tanzen und uns morgen in die Winde zerstreuen und die Seiten dieses großen Berges hinabbegeben, um die Gabe überallhin zu tragen.«
Wilder Applaus. Die Magnesiumtrommelband nahm ihn in ihre Staccato-Rhythmen auf, und die Menge geriet wieder in Bewegung.
Die Party dauerte die ganze Nacht. John verbrachte die Zeit damit, von Zelt zu Zelt zu wandern, Hände zu schütteln und Leute zu umarmen. »Danke, danke, danke! Ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht an das, was ich gesagt habe. Aber das hier habe ich die ganze Zeit gemeint, genau hier.«
Seine alten Freunde lachten ihm zu. Sax, Kaffee trinkend und höchst entspannt, sagte zu ihm: »Ist das nicht Synkretismus? Sehr interessant, sehr gut formuliert«, mit einem ganz feinen Lächeln. Maya gab ihm einen Kuß, Vlad und Ursula und Nadia desgleichen. Arkady hob ihn hoch und wirbelte ihn mit großem Gebrüll in der Luft herum, gab ihm einen haarigen Kuß auf beide Wangen und rief: »He, John, könntest du das bitte noch einmal machen?« Er johlte: »Du setzt mich immer wieder in Erstaunen!« Und Hiroko lächelte intim, während Michel und Iwao neben ihr John zugrinsten ...
Michel sagte: »Ich denke, das ist es, was Maslow mit dem Ausdruck Spitzenerfahrung gemeint hat.« Iwao stieß ihn in den Ellbogen. Hiroko berührte John mit dem Zeigefinger am Arm, als ob sie einen gewissen belebenden Kontakt herstellen wollte, eine Macht oder eine Gabe übertragen.
Am nächsten Tag sortierten und verpackten sie die Reste der Party und verließen die Fliesenterrassen, die wie Fransen eines Emailhalsbandes an der Seite des alten schwarzen Vulkans drapiert waren. Sie sagten Lebewohl zu den Besatzungen der Luftschiffe, die vom Hang hinunterglitten wie Ballone, die einer Kinderhand entglitten waren. Die sandfarbenen der verborgenen Kolonie waren bald nicht mehr zu erkennen. Als John mit Maya in seinen Rover stieg, verabschiedeten sie sich, und während sie um den Rand von Olympus Mons fuhren, bewegten sie sich in Kolonne mit Rovern, in denen Arkady und Nadia, Ann und Simon und ihr Sohn Peter saßen. John sagte gesprächsweise an diesem Tage: »Wir müssen mit Helmut reden und die UN dazu bringen, uns als Sprecher für die Gesamtheit der lokalen Bevölkerung zu akzeptieren. Und wir müssen der UN einen Entwurf des revidierten Vertrages vorlegen. Um L s neunzig soll ich zu einer Einweihungszeremonie für ein neues Zelt auf Ost-Tharsis erscheinen. Man nimmt an, daß Helmut dort sein wird. Vielleicht könnten wir uns dann treffen?«
Nur wenige von ihnen konnten es schaffen, aber sie waren für den Rest als Delegierte ernannt, und man stimmte dem Plan zu. Danach sprachen sie über den möglichen Inhalt des Vertragsentwurfs und führten Funkgespräche mit allen Karawanen und Luftschiffen. Am nächsten Tag kamen sie über die Rampe zur nördlichen Böschung und fuhren an deren Fuß in verschiedene Richtungen weiter. »Das war eine gute Party!« sagte John über Radio der Reihe nach zu allen. »Auf Wiedersehen bei der nächsten!«
Die Sufis rollten da, wo sie hielten, vorbei. Sie winkten aus ihren Fenstern und sagten auch per Funk Lebewohl. John erkannte die Stimme der alten Frau, die ihn im Sturm nach dem Tanz auf der Toilette betreut hatte. Als sie seiner Karawane zuwinkte, rief sie über Funk:
»Sei es in dieser Welt oder jener...
Deine Liebe wird uns hinüberfuhren zuletzt.«
SECHSTER TEIL
WAFFEN UNTER DEM TISCH
An dem Tag, da John Boone ermordet wurde, befanden wir uns bei Ost-Elysium, und dieser
Weitere Kostenlose Bücher