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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Repräsentant der Konferenz, kam vorbei und grüßte Chalmers mit einem kühlen Kopfnicken. Frank erwiderte es und ging weiter. Wegen Selim el-Hayil war der Ahad-Flügel der Muslimischen Bruderschaft für die Ermordung von Boone verantwortlich gemacht worden; und Chalmers hatte sie immer schnell und öffentlich vor all solchen Anschuldigungen verteidigt. Selim wäre ein Einzeltäter gewesen, wie er immer versicherte, ein wahnsinniger Mörder und Selbstmörder. Das unterstrich die Schuld der Ahads, forderte aber zugleich ihre Dankbarkeit heraus. Natürlich war Niazi, ein Anführer der Ahads, etwas frustriert.
    Man kam in den Speisesaal, und Frank begrüßte sie herzlich. Er verbarg automatisch das Unbehagen, das er immer in ihrer Gegenwart empfand.
    »Darf ich mich zu dir setzen?« fragte sie und sah ihn an.
    »Natürlich.«
    Maya pflegte vorauszuschauen, Frank konzentrierte sich auf den Augenblick. Sie plauderten. Das Thema des Vertrags kam auf, und Frank sagte: »Ich wünsche sehr, John wäre jetzt hier. Wir könnten ihn so nötig brauchen.« Und dann: »Er fehlt mir.«
    Das lenkte Maya sofort ab. Sie legte ihre Hand über seine. Frank fühlte es kaum. Sie lächelte und hatte ihren fesselnden Blick voll auf ihn gerichtet. Er mußte, ohne es zu wollen, wegschauen.
    Die Fernsehwand zeigte den neuesten von der Erde hochgeschickten Block. Frank drückte auf die Tischkonsole und drehte den Ton auf. Die Erde war in einem üblen Zustand. Das Video zeigte einen massiven Protestmarsch in Manhattan. Die ganze Insel war gedrängt voll von einer Menge, die die Demonstranten auf zehn Millionen und die Polizei auf fünfhunderttausend bezifferte. Die Bilder vom Helikopter waren recht eindrucksvoll, aber es gab in diesen Tagen eine Menge Plätze, die, obwohl weniger spektakulär, viel gefährlicher waren. Bei den fortgeschrittenen Nationen marschierten die Leute gegen drakonische Gesetze für Geburtenkontrolle und Gesetze, die die Chinesen wie Anarchisten aussehen ließen; und die Jugend war in Wut und Mißmut ausgebrochen, da sie fühlte, daß ihnen ihr Leben aus den Händen gerissen wurde durch eine große Anzahl alter widernatürlicher Untoter, durch die Geschichte selbst, die wieder lebendig geworden war. Das war gewiß schlimm. Aber in den Entwicklungsländern revoltierten die Menschen über die >Ungleichheit beim Zugang< zu den Behandlungen, und das war noch viel schlimmer. Regierungen wurden gestürzt, Menschen starben zu Tausenden. In Wirklichkeit sollten diese Bilder von Manhattan wohl Zuversicht wecken: Alles ist noch in Ordnung! sagten sie. Leute, die sich zivil aufführten, sei es auch in zivilem Ungehorsam. Aber Mexico City und Sao Paulo und New Delhi und Manila standen in Flammen.
    Maya blickte auf den Schirm und las laut eines der Spruchbänder von Manhattan: SCHICKT DIE ALTEN ZUM MARS!
    »Das ist der Kern eines Gesetzes, das jemand dem Kongreß vorgelegt hat. Wenn man hundert Jahre erreicht, ist man weg, auf Pensionssatelliten, den Mond oder nach hier.«
    »Speziell hier.«
    »Vielleicht«, sagte er.
    »Ich nehme an, das erklärt ihre Sturheit hinsichtlich Emigrationsquoten.«
    Frank nickte. »Die werden wir nie bekommen. Sie stehen da unten unter zu großem Druck, und man sieht uns als eines der wenigen Sicherheitsventile. Hast du das Programm gesehen, das von Eurovid über all das freie Land auf dem Mars ausgestrahlt wurde?«
    Maya schüttelte den Kopf. »Es war wie ein richtiges Immobilieninserat. Nein. Wenn die UN-Delegierten uns bei Emigration mitsprechen ließen, würden sie gekreuzigt werden.«
    »Was sollen wir also machen?«
    Er zuckte die Achseln. »In jedem Punkt auf dem alten Vertrag bestehen. So handeln, als sei jede Änderung das Ende der Welt.«
    »Darum warst du also so verrückt wegen der Präambel.«
    »Sicher. Das Zeug mag nicht ganz so wichtig sein, aber es geht uns wie den Briten bei Waterloo. Wenn wir in irgendeinem Punkt nachgeben, bricht die ganze Front zusammen.«
    Sie lachte. Sie war mit ihm zufrieden. Sie bewunderte seine Strategie. Und das war eine gute Strategie, obwohl es nicht die war, die er verfolgte. Denn sie waren nicht wie die Briten bei Waterloo. Sie waren, wenn überhaupt, wie die Franzosen, die einen letzten Notangriff machten, den sie gewinnen müßten, um zu überleben. Und so war er sehr eifrig gewesen, in manchen Punkten bei dem Vertrag nachzugeben in der Hoffnung, vorwärtszukommen und das zu behalten, was er auf anderen Gebieten verlangte. Dazu gehörte sicherlich eine

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