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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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in Kasinos auftreten zu können. Kurzum - Idioten. Aber nützliche Idioten. »Ich werde tun, was ich kann«, versprach Chalmers energisch und skizzierte einige Strategien, mit denen er sogleich anfangen wollte. Mit den Chinesen über ihren Bedarf an Land sprechen, dem Kongreß wieder die Idee eines fairen Ertrages von Investitionen nahebringen. Gewiß! Hier und da Versprechungen machen, dann würde der Druck nachlassen, und inzwischen konnte die Arbeit weitergehen. Das war kein solcher Spaß, wie zweimal über einen Bach zu hüpfen.
    Also kehrte er an den Konferenztisch zurück und machte weiter wie zuvor. Der Spaziergang auf der Brücke, wie er jetzt genannt wurde (andere nannten ihn den Chalmers-Trick), hatte aus der Sackgasse geführt. Der 6. Februar 2057 = L s 144 wurde in der Geschichte der Diplomatie ein Datum, das rot angestrichen wurde. Jetzt kam es noch darauf an, jedem anderen ein Stück zu geben und die tatsächlichen Zahlen festzusetzen. Im Verlauf dieses Prozesses sprach Chalmers mit all den Beobachtern der Ersten Hundert dort, gab ihnen Zuversicht und sondierte ihre Ansichten.
    Sax war, wie sich zeigte, verärgert über ihn, weil er dachte, daß das Terraformen erheblich verlangsamt werden würde, wenn die Transnationalen ihre Investitionen einstellten. Er sah bei allen neuen Unternehmen Wärme entstehen. Und Ann war ihm auch gram, weil ein neuer Vertrag auf Basis seines Tricks sowohl verstärkte Einwanderung als auch Investition zulassen würde; und sie und die Roten hatten immer auf einen Vertrag gehofft, der dem Mars den Status einer Art von Welt-Naturschutzpark geben sollte. Diese Realitätsfremdheit machte ihn rasend. »Ich habe euch gerade fünfzig Millionen chinesischer Immigranten erspart«, schrie er sie an, »und du hackst auf mich ein, weil ich es nicht geschafft habe, alle nach Hause zu schicken. Du meckerst, weil ich kein Wunder getan und diesen Felsen in einen heiligen Schrein verwandelt habe, gleich Tür an Tür mit einer Welt, die allmählich aussieht wie Calcutta an einem schlechten Tag. Ann, Ann, Ann! Was hättest du denn getan, außer herumzustolzieren und alles mieszumachen, was die Leute sagen, und alle zu überzeugen, daß du vom Mars kommst? Mein Gott, geh los und spiele mit deinen Steinen und überlaß die Politik den Leuten, die denken können!«
    »Frank, erinnere dich daran, was Denken ist!« erwiderte sie gelassen. Irgendwie hatte er sie da für eine Sekunde zum Lächeln veranlaßt, mitten in seiner Tirade. Aber sie funkelte ihn genauso wie früher an, ehe sie ging.
    Aber Maya - nun Maya war mit ihm zufrieden. Er konnte ihren Blick fühlen, wenn er in den öffentlichen Versammlungen sprach. Millionen schauten zu, und er fühlte nur diesen Blick. Das ärgerte ihn. Sie war voller Bewunderung für den Spaziergang auf der Brücke, und er erzählte ihr nur das, was sie gern hören wollte über die Kompromisse, die er hinter der Bühne machte, um Zustimmung zu erzielen. Sie leistete ihm am Abend während der Cocktailstunde immer häufiger Gesellschaft. Sie ging auf ihn zu, sobald der erste Ansturm von Kritikern und Bittstellern abgeebbt war, stand an seiner Seite während der zweiten und dritten Wellen. Sie sah zu und erleichterte die Dinge mit ihrem Lachen und holte ihn von Zeit zu Zeit heraus durch den Hinweis, daß sie gehen müßten, um etwas zu essen. Dann pflegten sie in ein Terrassenrestaurant unter den Sternen zu gehen, zu essen und Kaffee zu trinken, über die orangefarbenen Fliesen und Dachgärten unter einem der großen Zelte oben auf einer Mesa Ausschau zu halten und die abendliche Brise genau so zu fühlen, als wären sie im Freien. Die Schar von Mars-zuerst hatte sich für diesen Plan entschieden, damit hatte er die meisten Hiesigen hinter sich und das Heimatbüro und damit wohl die zwei wichtigsten Einzelgruppen in dem ganzen Prozeß, außer der transnationalen Führungsschicht, bei der er wenig ausrichten konnte. Es war also nur eine Sache der Zeit, bis er den Handel durchführen könnte. Manchmal, spät am Abend, wenn er etwas ihrem Reiz erlegen war, sprach er so. Wurde von ihr beruhigt. »Wir werden es unter uns schaffen«, pflegte er zu sagen, wenn er zu den Sternen am Himmel aufschaute, unfähig, ihren durchdringenden Blick zu ertragen.
    Und eines Abends kam sie während der Cocktailparty immer wieder zu ihm zurück. Zusammen mit allen anderen sahen sie die Nachrichtenmeldungen der Erde über den Tagesverlauf und sahen wieder, wie verzerrt und verflacht sie

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