Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
wußten (mindestens) die anderen der Ersten Hundert, daß (wieder) etwas zwischen ihnen vorgefallen war. Und das war ärgerlich, wie er sich selbst sagte.
    Sie unterzeichneten den Vertrag in dem gleichen Konferenzraum, in dem sie ihn ausgefochten hatten. Helmut machte mit einem breiten Lächeln die Honneurs, und die Delegierten kamen nacheinander heran, im Frack oder schwarzen Abendkleid, sprachen ein paar Worte für die Kameras und legten dann die Hand auf >das Dokument< eine Geste, die nur Frank als bizarr archaisch zu empfinden schien wie das Einritzen von Hieroglyphen. Lächerlich! Als er an der Reihe war, sagte er etwas über eine erzielte Ausgewogenheit. Und genau das war es auch. Er hatte die konkurrierenden Interessen so disponiert, daß sie unter Winkeln zusammentrafen, die genau ihren Impuls ausglichen. Bei einem Verkehrsunfall wären auf diese Weise alle Fahrzeuge zu einer kompakten Masse zusammengestoßen. Das Ergebnis war der früheren Version des Vertrags gar nicht allzu unähnlich, indem sowohl Emigration wie Investitionen, die beiden Hauptmerkmale des Status quo (falls es auf dem Mars so etwas gab) größtenteils blockiert waren und zwar (das war der raffinierte Teil der Sache) sich gegenseitig blockierten. Das war eine gute Arbeit, und er unterzeichnete mit einem Schnörkel. Emphatisch erklärte er: »Für die Vereinigten Staaten von Amerika« und strahlte rundum alle an. Das würde sich im Fernsehen gut machen.
    An der anschließenden Parade nahm er mit der kühlen Genugtuung einer gut erledigten Arbeit teil. Die Zelte mit Grasböden und die Gehröhren der Stadt waren voll Tausender Zuschauer; und die Parade schlängelte sich hindurch, hinab durch das große Zelt an der Kanalseite mit Abzweigungen in die Mesas und dann zurück und unter Beifallsrufen über jede Kanalbrücke und weiter hinauf zum Princess Park zu einer großen Straßenparty. Das Wetter war auf kühl und frisch eingestellt worden mit lebhaften Fallwinden. Spielzeugdrachen wetteiferten unter den Zeltdächern miteinander in hellen Farben vor dem dunkelroten Nachmittagshimmel.
    Frank fand die Party im Park unbequem. Zu viele Leute beobachteten ihn, zu viele wollten sich ihm nähern und reden. Das brachte der Ruhm mit sich. Man mußte zu den Leuten sprechen, wenn sie beisammen waren. Also machte er kehrt und ging wieder zu dem Zelt am Kanal hinauf.
    Zwei parallele Reihen weißer Säulen flankierten den Kanal. Jede war im Bareißstil oben und unten halbkreisförmig, aber mit um 180 Grad gegeneinander versetzten Hemisphären. Durch diesen einfachen Trick entstanden Säulen, die völlig verschieden aussahen, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man sie anschaute. Und die beiden Reihen wirkten seltsam baufällig, als ob sie schon Ruinen wären, obwohl die Glätte und weiße Farbe ihrer von Diamantsplittern bedeckten Oberflächen diesen Eindruck Lügen straften. Sie erhoben sich aus dem Gras wie Zuckerwürfel und glänzten, als wären sie feucht.
    Frank ging zwischen den Reihen entlang und berührte abwechselnd jede einzelne Säule. Über ihnen stiegen zu beiden Seiten die Talhänge zu den mit Fenstern besetzten Klippen von Mesas an. Hinter dem ungefärbten Glas dieser Steilwände war massenhaft Grünzeug zu sehen, so daß die Stadt von riesigen Terrarien eingefaßt schien. Ein wirklich eleganter Ameisenbau. Der unter Zelten befindliche Teil des Talhanges war getüpfelt von Bäumen und Fliesendächern und von breiten begrasten Boulevards durchschnitten. Der nicht überdachte Teil war noch eine rote Steinflache. Eine große Anzahl von Gebäuden war gerade fertiggestellt worden oder noch im Bau. Überall ragten Kräne zu den Zeltdächern auf, eine Art seltsamer bunter Skulpturen. Es gab auch Dutzende von Bauten mit Gerüsten, so daß Helmut gesagt hatte, die von Zelten bedeckten Hänge erinnerten ihn an die Schweiz - kein Wunder, da die Konstruktion größtenteils von Schweizern stammte. »Sie rüsten ein Haus ein, auch wenn sie nur einen Blumenkasten ersetzen.«
    Sax Russell stand am Fuß eines solchen eingerüsteten Bauwerks und sah kritisch daran empor. Frank machte kehrt, ging durch eine Röhre zu ihm und begrüßte ihn.
    »Die haben doppelt so viel Stützen, als sie brauchen«, sagte Sax. »Vielleicht noch mehr.«
    »Die Schweizer mögen das.«
    Sax nickte. Sie starrten das Gebäude an.
    »Nun, was meinst du?« sagte Frank.
    »Der Vertrag? Er wird die Unterstützung für das Terraformen mindern«, sagte Sax. »Die Leute sind mehr geneigt zu

Weitere Kostenlose Bücher