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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wirkten, wie winzige Akteure in einer unverständlichen Seifen-Oper. Und dann brachen sie zusammen auf, speisten und gingen über die breiten Grasboulevards, bis sie zu seinem Zimmer in der Unterstadt kamen. Maya ging mit ihm hinein, ohne Erklärung oder Bemerkung, wie es ihre Art war. Es geschah einfach. Sie befand sich in seinem Zimmer und dann in seinen Armen und drückte ihn an sich. Sie lagen auf seinem Bett, und sie küßte ihn. Für Frank war das ein solcher Schock, daß er sich völlig von seinem Körper getrennt fühlte und sein Fleisch wie Gummi war. Das beunruhigte ihn, bis ihre schiere animalische Präsenz den Schock durchbrach, Körper zu Körper sprach, und er sie plötzlich wieder fühlen konnte. Die Sinnesempfindungen kehrten zurück, und er reagierte mit animalischer Intensität. Es hatte lange gedauert.
    Danach stand sie auf, drapierte ein weißes Laken wie ein Cape um sich und holte sich ein Glas Wasser. »Mir gefällt es, wie du mit diesen Leuten umgehst«, sagte sie, wobei sie ihm den Rücken zukehrte. Sie trank das Glas aus und blickte über die Schulter mit ihrem alten Grinsen der Zuneigung und diesem offenem Blick - einem Blick, der so durchdringend schien wie Laserlicht, das ihn sezierte, so daß er sich plötzlich nicht nur nackt, sondern bloßgestellt fühlte. Er zog sich den Rest des Lakens über die Hüfte und hatte das Gefühl sich lächerlich gemacht zu haben. Sie würde sicher sehen, wie die Luft in seiner Lunge zu kaltem Wasser wurde, sein Magen sich verkrampfte und seine Füße erstarrten. Er zwinkerte und erwiderte ihr Lächeln. Er wußte, daß das ein schwaches und schiefes Lächeln war, aber es tröstete ihn, wenn er sein Gesicht wie eine steife Maske über seinem wirklichen Fleisch fühlte. Niemand konnte aus dem Gesichtsausdruck Emotionen genau erkennen, das war alles gelogen, ein Schwindel wie Handlesen oder Astrologie. Also war er sicher.
    Aber nach dieser Nacht fing sie an, viel Zeit mit ihm zu verbringen, sowohl in der Öffentlichkeit wie privat. Sie begleitete ihn bei den Empfängen, die jeden Abend von dem einen oder anderen nationalen Büro gegeben wurden; sie saß neben ihm bei vielen Gruppenbanketten; sie befuhr mit ihm danach die rauhe See der Konversation, wenn sie sich die schlechten Nachrichten von der Erde ansahen, oder sie saß in der engen Gruppe der Ersten Hundert. Und sie ging mit ihm jeden Abend in sein Zimmer oder, was noch verwirrender war, nahm ihn mit in ihres.
    Und das alles ohne jedes Anzeichen, was sie von ihm wollte. Er konnte nur vermuten, sie wüßte, daß sie nicht darüber sprechen mußte. Daß es genügte, einfach bei ihm zu sein, daß er wissen würde, was sie wünschte, und sein Bestes tun würde, dies zu tun, ohne daß sie je ein Wort sagen müßte. Daß sie bekommen würde, was sie wollte. Natürlich war es unmöglich, daß sie all das ohne Grund täte. Das lag im Wesen der Macht. Wenn man sie besaß, war niemand wieder einfach bloß ein Freund oder ein Liebhaber. Unvermeidlicherweise begehrten alle Dinge, die man ihnen geben konnte, sei es auch nur das Prestige einer Freundschaft mit dem Mächtigen. Ein solches Prestige hatte Maya nicht nötig; aber sie wußte, was sie wollte. Und tat er das schließlich nicht auch? Er verärgerte einen großen Teil seiner Machtbasis und schmiedete an einem Vertrag, der niemandem außer einer Handvoll Ortsansässiger gefallen würde. Ja, sie bekam, was sie wollte. Und das alles ohne ein Wort, jedenfalls ohne ein direktes Wort. Nichts als Lob und Zuneigung.
    Als er so in den endlosen Konferenzen der Ausschüsse sprach und sorgfältig die Formulierung jedes einzelnen Satzes in dem Vertrag durchpaukte und die Rolle eines James Madison vor diesem merkwürdigen Phantom einer konstitutionierenden Versammlung spielte, gingen Spencer und Samantha herum und halfen ihm, und Maya beobachtete ihn mit einem minimalen Lächeln, das nur ihm ihre Zustimmung und ihren Stolz auf ihn kundtat. Und dann, durch die Arbeit des Tages mit Energie geladen, wanderte er durch den abendlichen Empfang, und sie lachte ihn an und stand an seiner Seite und plauderte mit allen anderen als eine Art von Gefährtin. Und was für eine Gefährtin! Und bei Nacht überschüttete sie ihn mit Küssen, bis es unmöglich war, sich vorzustellen, daß sie ihn nicht liebte.
    Dies war unerträglich. Daß es so einfach sein sollte, sogar die Leute zu täuschen, die einen am besten kannten... daß sie so stupide sein könnte... Es war schockierend, das

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