Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Gehröhren dazwischen. Aber dann duckte man sich durch eine Tür nach innen und trat in einen Raum, der erfüllt war von Sonnenlicht, das durch Oberlichtfenster strömte, Sofas und prächtige Teppiche beleuchtete, geflieste Fußböden, Pflanzen mit grünen Blättern, Schalen mit Obst, ein Fenster mit der Ansicht des Mars, gefärbt und gerahmt wie ein Foto, niedrige Liegen, silberne Kaffeekannen, Computerkonsolen mit Intarsien aus Teakholz und Mahagoni, fließendes Wasser in Becken und Springbrunnen. Eine kühle feuchte Welt, grün und weiß, intim und klein. Wenn Frank sich umschaute, hatte er den Eindruck, daß es solche Räume schon seit Jahrhunderten gegeben hatte und daß die Kammer sofort als das, was sie war, erkannt werden würde von Menschen, die im zehnten Jahrhundert in leeren Regionen gelebt hatten oder im nördlichen Asien im zwölften.
Zeyks Einladungen kamen oft am Nachmittag, wenn sich in seinem Rover eine Gruppe von Männern zu Kaffee und Gespräch zusammenfand. Frank saß an seinem Platz nahe Zeyk, schlürfte seinen trüben Kaffee und hörte dem Arabischen zu mit aller Aufmerksamkeit, die er aufbringen konnte. Es war eine schöne Sprache, musikalisch und sehr metaphorisch, so daß alle ihre moderne Terminologie von Bildern aus der Wüste widerhallte wegen der Bedeutung der Stammwurzeln aller neuen Wörter, die wie die meisten ihrer abstrakten Ausdrücke konkreten physischen Ursprung hatten. Arabisch war wie Griechisch von Alters her eine wissenschaftliche Sprache gewesen; und es ergaben sich viele überraschende Verwandtschaften mit dem Englischen, auch in der organischen und kompakten Natur des Wortschatzes.
Die Gespräche plätscherten so dahin. Sie wurden aber geleitet von Zeyk und den anderen Senioren, die von den jüngeren Männern in einer Weise geachtet wurden, die Frank unglaublich erschien. Oft wurde die Konversation für ihn zu einer deutlichen Lektion über beduinische Lebensweise, was ihm ermöglichte, zu nicken und Fragen zu stellen und gelegentlich auch Bemerkungen oder Kritik anzubringen. Zeyk sagte: »Wenn es in einer Gesellschaft einen stark konservativen Zug gibt, der sich von dem progressiven Teil absondert, kommt es zu Bürgerkriegen der schlimmsten Art. Wie zum Beispiel bei dem Konflikt in Columbien, den man La Violencia genannt hat. Ein Bürgerkrieg, der zum völligen Zusammenbruch des Staates führte, einem Chaos, das niemand verstehen, geschweige denn kontrollieren konnte.«
»Oder wie Beirut«, sagte Frank arglos.
»Nein, nein« erwiderte Zeyk lächelnd. »Beirut war viel komplexer. Das war nicht nur Bürgerkrieg, sondern auch eine Anzahl äußerer Kriege, die da mitspielten. Es war nicht nur eine Sache sozialer oder religiöser Konservativer, die sich vom normalen Fortgang der Kultur absonderten, wie in Columbien oder im Spanischen Bürgerkrieg.«
»Gesprochen wie ein echter Konservativer.«
»Alle Mahdscharis von Al-Qahira sind definitionsgemäß progressiv, sonst wären wir nicht hier. Aber der Islam hat Bürgerkriege dadurch vermieden, daß er ein Ganzes geblieben ist. Wir haben eine kohärente Kultur, so daß die Araber hier immer noch fromm sind. Das verstehen auch die konservativsten Elemente in der Heimat. Wir werden nie Bürgerkriege erleben, weil wir durch unseren Glauben geeint sind.«
Frank drückte nur durch seine Miene die Tatsache der schiitischen Häresie aus, neben vielen anderen islamischen >Bürgerkriegen< Zeyk verstand ihn, ignorierte das aber und fuhr fort: »Wir alle bewegen uns durch die Geschichte fort, eine lockere Karawane. Man könnte sagen, daß wir hier auf Al-Qahira wie einer unserer prospektierenden Rover sind. Und du weißt, was für ein Vergnügen es ist, in einem solchen zu sein.«
»So ...« Frank dachte angestrengt nach, wie er seine Frage formulieren sollte. Seine mangelnde Erfahrung mit dem Arabischen würde ihm nur einen gewissen Spielraum geben, ehe sie beleidigt wären. »Gibt es im Islam wirklich den Begriff des sozialen Fortschritts?«
»Oh, gewiß!« Mehrere hatten das bejaht und nickten. Zeyk sagte: »Ist das nicht deine Ansicht?«
»Nun...« Frank gab es auf. Es gab immer noch keine einzige arabische Demokratie. Es war eine hierarchische Kultur mit hoher Wertschätzung von Ehre und Freiheit; und für diejenigen, die in der Hierarchie weit unten standen, waren Ehre und Freiheit nur durch Ergebenheit erreichbar. Was das System stärkte und stabil hielt. Aber was konnte er sagen?
Ein anderer Mann sagte: »Die Zerstörung
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