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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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unter ihnen.
    Wenn Ann erfreut war, müßte Andy wütend sein. Frank ging zu ihm. Er wollte das erleben.
    Andy sah ihn, und sein Gesicht entspannte sich für einen Moment. Er sagte: »Frank Chalmers, was bringt dich hier herunter?«
    Sein Ton war liebenswürdig, aber seine Augen waren nicht heiter, sondern sogar kalt. Jawohl, er war ärgerlich. Frank fühlte sich sofort wohler und sagte: »Ich gehe bloß so umher, Andy, um das Blut wieder in Gang zu bringen. Was macht ihr so?«
    Jahns sagte nach ganz kurzem Zögern: »Wir sehen uns nach Büroraum um.«
    Er beobachtete, wie Frank verdaute, was das zu bedeuten hatte. Sein Lächeln wurde freundlicher. Er fuhr fort: »Das sind Freunde von mir aus Äthiopien, aus Addis Abeba. Wir gedenken, unser Stammbüro nächstes Jahr hierher zu verlegen. Und so...« Sein Lächeln wurde breiter, ohne Zweifel als Reaktion auf Franks Miene, die sich, wie dieser fühlte, auf seinem Gesicht verhärtete. »Und so haben wir eine Menge zu besprechen.«

A l-Qahira ist der arabische Name für Mars, ebenso auf malaiisch und indonesisch. Diese zwei Sprachen haben ihn von der erstgenannten übernommen. Man nehme einen Globus und sehe sich an, wie weit sich die Religion der Araber ausgebreitet hat. Die ganze Mitte der Welt, von Westafrika bis zum Westpazifik. Und das meiste davon in einem einzigen Jahrhundert. O ja, das war zu seiner Zeit ein Imperium; und es hatte wie alle Imperien nach seinem Tod ein langes Nachleben.
    Die außerhalb von Arabien lebenden Araber nennt man Mahdschari, und diejenigen, die auf den Mars kamen, sind die Mahdscharis von Qahira (wörtlich: die Kairo-Vorstädter). Als eine große Anzahl von ihnen auf dem Mars angekommen war, begannen sie durch Vastitas Borealis (die nördliche Badija = Wüste) und die Große Böschung zu wandern. Das waren meistens arabische Beduinen, und sie reisten in Karawanen, in einer absichtlichen Neuschöpfung eines Lebens, das auf der Erde verschwunden war. Leute, die ihr ganzes Leben in Städten verbracht hatten, kamen zum Mars und zogen in Rovern und Zelten herum. Als Vorwand für ihr unablässiges Wandern diente auch die Suche nach Metallen, die Areologie und der Handel; aber offenbar war die Hauptsache das Reisen, das Leben selbst.
     
    Frank Chalmers kam zur Karawane des alten Zeyk Tuqan einen Monat, nachdem der Vertrag unterzeichnet worden war, im nördlichen Herbst des M-Jahres 15 (Juli 2057). Er zog lange Zeit mit dieser Karawane über die zerrissenen Hänge der Großen Böschung. Er verbesserte seine arabischen Sprachkenntnisse, half bei ihren Minenarbeiten und machte meteorologische Beobachtungen. Die Karawane bestand aus wirklichen Beduinen aus Awlad 'Ali, der Westküste Ägyptens. Die hatten nördlich des Gebietes gelebt, welches die ägyptische Regierung das Neue Talprojekt genannt hatte, als bei der Suche nach Öl ein Wasserlager entdeckt wurde, dessen Umfang der vorn Nil in tausend Jahren geführten Wassermenge entsprach. Schon vor der Entdeckung der gerontologischen Behandlung war in Ägypten die Bevölkerungslage angespannt gewesen. Bei sechsundneunzig Prozent Wüstenland und neunundneunzig Prozent der Bevölkerung im Niltal war es unvermeidlich, daß die ins Neue Talprojekt umgesiedelten Horden die Beduinen und ihre völlig andere Kultur überwältigen würden. Die Beduinen wollten sich nicht einmal als Ägypter bezeichnen und verachteten die Nil-Ägypter als rückgratlos und unmoralisch. Aber das hinderte die Ägypter nicht daran, von Norden her aus dem Neuen Talprojekt nach Awlad 'Ali einzuströmen. Beduinen in den anderen arabischen Ländern hatten für diese überwältigten Außenposten ihrer Kultur Partei ergriffen. Und als das Arabische Commonwealth ein Marsprogramm startete und Platz auf der ständigen zwischen Erde und Mars pendelnden Flotte kaufte, bat es Ägypten, seinen westlichen Beduinen den Vorzug zu geben. Die ägyptische Regierung war nur allzu froh gewesen zuzustimmen und so die Region von ihrer lästigen Minorität zu säubern. So waren sie nun hier, Beduinen auf dem Mars, und zogen durch die den Planeten umspannende nördliche Wüste.
     
    Die Wetterbeobachtungen stachelten Franks Interesse an Klimatologie an, wie es noch kein Wissenschaftler mit seinen Worten hatte tun können. Das Wetter auf der Böschung war oft rauh, mit katabatischen Winden, die nach unten bliesen und mit den Monsunen der Syrte zusammenstießen und so große, schnelle rote Tornados oder Kieshagelschläge erzeugten. Gewöhn lich betrug der

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