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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ältere Form von Gemeinschaft nachahmte genau wie die Araber. Das war eine draufgängerische Ölsuchmannschaft, die rauhe Verhältnisse und lange Arbeitszeiten ertrug, um dicke Lohnschecks zu bekommen, die alle für die Rückkehr in die Zivilisation gespart wurden. Es war das wert, selbst wenn der Mars einen erschöpfte, was er ja tat. »Ich meine, selbst auf dem Eis kannst du nach draußen gehen, aber hier...? - Mist!«
    Ihnen war es egal, wer Frank war, und als er unter ihnen saß und zuhörte, erzählten sie einander alte Geschichten, die ihn erstaunten, obwohl sie irgendwie sehr vertraut waren. »Zwanzig von uns waren mit diesem kleinen mobilen Habitat ohne Zimmer darin zwecks Ölsuche unterwegs; und eines Abends machten wir eine Party und zogen uns vollständig aus. Und die Frauen bildeten auf dem Fußboden einen Kreis mit den Köpfen in der Mitte. Und wir Burschen bildeten außen einen Kreis. Und da waren zwölf Männer und zehn Weiber, so daß die zwei Kerle die Rotation hübsch schnell in Gang hielten. Und tatsächlich sind wir während des Zeitrutsches ganz herumgekommen. Wir versuchten, an seinem Ende alle gleichzeitig zu kommen, und das klappte recht gut. Nur einige Paare schafften es nicht. Es war wie ein Strudel und zog alle in sich hinein. War ein so gutes Gefühl!«
    Und dann, nach dem Gelächter und lauten Äußerungen von Ungläubigkeit: »In Acidalia pflegten wir diese Schweine zu töten und einzufrieren, aber das Schlachten war so, als ob man ihnen einen großen Pfeil in den Kopf schösse. Darum gedachten wir, sie gleichzeitig zu töten und einzufrieren und zu sehen, was dabei geschieht. Also haben wir sie alle mit Handicaps belegt und gewettet, welche es am weitesten bringen würden. Dann öffneten wir die äußere Schleusentür, und alle Schweine rannten hinaus und bums kippten alle um innerhalb vor fünfzig Yards von der Tür, außer einem kleinen weiblichen Exemplar, das fast zweihundert Yards schaffte und aufrecht stehend gefror. Ich habe dabei tausend Dollar gewonnen.«
    Frank grinste über ihr Gejohle. Er war wieder in Amerika. Er fragte sie, was sie sonst noch auf dem Mars getan hätten. Einige hatten auf dem Gipfel von Pavonis Mons Kernreaktoren gebaut, wo der Raumlift herunterkommen würde. Andere hatten an der Wasserleitung gearbeitet, die von Noctis bis Pavonis den östlichen Tharsisbuckel hinaufführte. Praxis, die federführende Transnationale für den Aufzug, hatte viele Interessen am >Arsch<, wie sie es nannten. »Ich habe an einem Westinghouse gearbeitet oben auf dem Compton-Wasserreservoir unter Noctis, von dem man annimmt, daß es soviel Wasser enthält wie das Mittelmeer. Und die ganze Energie dieses Reaktors war für eine Anzahl von Befeuchtern bestimmt. Tolle zweihundert Megawatt im ganzen. Es sind die gleichen Befeuchter, wie ich als Kind einen in meinem Schlafzimmer hatte, nur brauchen sie je fünfzig Kilowatt. Gigantische Rockwell-Ungetüme mit Einzelmolekülverdampfern und Düsenturboaggregaten, die den Nebel aus tausend Meter hohen Kaminen blasen. Einfach unglaublich. Eine Million Liter Wasserstoff und Sauerstoff jeden Tag in die Luft geblasen.«
    Ein anderer hatte eine neue Zeltstadt im Echuskanal unter Overlook gebaut. »Die haben dort ein Wasserreservoir angezapft, und in der ganzen Stadt gibt es Springbrunnen mit Statuen darin, Wasserfälle, Kanäle, Teiche, Schwimmbecken und so weiter. Es ist ein kleines Venedig da oben. Und auch große Wärmedämmung.«
    Das Gespräch wandte sich dem Fitnessraum zu, der gut ausgestattet war mit Maschinen, die ihre Benutzer in die Lage versetzen sollten, für die Erde bereit zu bleiben. Fast alle waren bestrebt, einen strengen Trainingsplan einzuhalten, mindestens drei Stunden täglich. »Wenn du aufgibst, bleibt du hier hängen, nicht wahr? Und wozu ist dann dein Sparkonto gut?«
    »Das wird schließlich legal werden«, sagte ein anderer. »Wo die Leute hingehen, wird der amerikanische Dollar sicher folgen.«
    »Ich dachte, der Vertrag verböte hier den Gebrauch von Geld der Erde«, sagte Frank.
    »Der Vertrag ist ein Kasperltheater«, sagte einer und machte Klimmzüge.
    »So tot wie Bessie, das Langstreckenschwein.«
    Sie blickten auf Frank, alle in den zwanziger und dreißiger Jahren, eine Generation, mit der er nie viel gesprochen hatte. Er wußte nicht, wie diese Menschen aufgewachsen waren, was sie geformt hatte, an was sie vielleicht glaubten. Die nur allzu vertrauten Akzente und Gesichter könnten täuschen, und taten das

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