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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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behandelt, würde die UN diese Nation ächten. Aber weil es eine Angelegenheit der Frauen ist, schauen die Männer, die an der Macht sind, weg. Sie sagen, es sei eine Sache der Kultur, der Religion, in die man sich nicht einmischen dürfe. Oder es heißt deshalb nicht Sklaverei, weil es nur eine Übertreibung davon ist, wie Frauen anderswo behandelt werden.«
    »Oder nicht einmal eine Übertreibung«, meinte Zeyk. »Eine Variante.«
    »Nein, es ist eine Übertreibung. Westliche Frauen können vieles von dem, was sie tun, wählen. Sie können ihr eigenes Leben führen. Aber nicht so bei euch. Menschen wollen kein Eigentum sein. Sie hassen das und wenden sich dagegen und rächen sich dafür, soweit sie können. So sind eben die Menschen. Und in diesem Falle handelt es sich um eure Mutter, eure Frau, eure Schwestern, eure Töchter.«
    Die Männer sahen ihn an, immer noch mehr schockiert als gekränkt. Aber Frank schaute in seine Kaffeetasse und fuhr unerbittlich fort: »Ihr müßt eure Frauen befreien!«
    »Was schlägst du vor, wie wir das tun sollten?« fragte Zeyk und sah Frank neugierig an.
    »Ändert eure Gesetze! Erzieht eure Töchter so, daß sie in die gleichen Schulen wie eure Söhne gehen. Macht sie gleichberechtigt mit jedem Muslim jeder Art überall. Bedenkt, daß in euren Gesetzen viel ist, das nicht im Koran steht, sondern in der Zeit nach Muhammad hinzufügt wurde.«
    »Hinzugefügt von heiligen Männern«, sagte Al-Khal ärgerlich.
    »Gewiß. Aber wir suchen die Wege, in denen wir unsere religiösen Glaubenssätze stärken können, im alltäglichen Verhalten. Das trifft für alle Kulturen zu. Und wir können neue Wege wählen. Ihr müßt eure Frauen befreien!«
    »Ich mag mir keine Predigten anhören außer von einem Mullah«, sagte Al-Khal mit schmalen Lippen unter seinem Schnurrbart. »Mögen die, welche ohne Schuld sind, verkünden, was recht ist.«
    Zeyk lächelte heiter und sagte: »So pflegte Selim el-Hayil zu sprechen.«
    Und es trat tiefe, gespannte Stille ein.
    Frank zwinkerte. Viele Männer lächelten jetzt und sahen Zeyk zustimmend an. Frank fiel blitzartig ein, was in Nicosia geschehen war. Natürlich! Selim war in jener Nacht nur Stunden nach dem Attentat gestorben, vergiftet durch eine fremdartige Kombination von Mikroben. Aber sie wußten jedenfalls Bescheid.
    Und dennoch hatten sie ihn akzeptiert und in ihre Wohnungen geführt, in ihre persönlichen Bezirke, wo sie ihr Privatleben führten. Sie hatten versucht, ihn das zu lehren, was sie glaubten.
    »Vielleicht sollten wir sie so frei machen wie russische Frauen?« sagte Zeyk lachend und entlastete Frank für den Moment. »Durch Überarbeitung verrückt, so sagen sie doch? Man erzählt ihnen, sie seien gleich, sind das in Wirklichkeit aber nicht!«
    Yussuf Hawl, ein schneidiger junger Mann, kicherte tückisch. »Das sind tolle Weiber, kann ich euch sagen! Aber nicht mehr oder weniger als alle anderen Frauen. Ist es nicht so, daß daheim die Macht immer an den Stärkeren fällt? In meinem Rover bin ich der Sklave, das kann ich euch erzählen. Bei meiner Aziza bin ich bloß ein Pantoffelheld!«
    Die Männer brüllten vor Lachen über ihn. Zeyk nahm ihre Tassen und schenkte eine neue Runde Kaffee aus. Die Männer retteten die Lage, so gut sie konnten. Sie sahen über Franks grobe Kränkung hinweg, entweder, weil sie so maßlos war, daß sie nur Ignoranz verriet, oder weil sie Zeyks Gönnerschaft für ihn anerkennen und unterstützen wollten. Aber nur die Hälfte von ihnen schaute Frank überhaupt wieder an.
    Er zog sich zurück und hörte wieder zu, sehr über sich selbst verärgert. Es war ein Fehler, seine Meinung jederzeit zu äußern, es sei denn, sie diente einem politischen Zweck. Und das war nie der Fall. Am besten war es, alle Äußerungen des realen Inhalts zu entkleiden. Das war die Grundregel von Diplomatie. Draußen auf der Böschung hatte er das vergessen.
    Erregt stieg er wieder in seinen Rover. Die Träume wurden seltener. Als er zurückkam, nahm er keine Medikamente. Er saß schweigend in den Kaffeerunden oder sprach über Mineralien und Grundwasser oder den Komfort der neu modifizierten Mutungsrover. Die Männer sahen ihn zurückhaltend an und beteiligten ihn wieder an der Konversation wegen Zeyks Freundlichkeit, die nie erlahmte - außer in jenem einen Moment, da er Frank nachdrücklich an eine der Grundtatsachen der Lage erinnert hatte.
    Eines Abends lud ihn Zeyk zu einem privaten Abendessen mit ihm und seiner Frau Nazik

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