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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Lieferung von Elektrizität und Wasser. Sie waren auf vielfältige Weise gefährdet, an die sie nicht richtig gedacht hatten und die es daheim überhaupt nicht gab.
    Sie war schnell, wie sie es immer gewesen war. Zurück zu Versprechungen. Vor und zurück, Knüppel und Rübe, ein Schlag mit der Peitsche und einige Leckereien. Schließlich waren auch die Russen befriedet.
    Nachher im Zug hinauf nach Sheffield schnatterte Maya nervös erleichtert, mit gerötetem Gesicht und leuchtenden Augen. Sie ergriff seinen Arm, warf den Kopf zurück und lachte. Diese nervöse Intelligenz, diese anhaltende physische Präsenz... Er mußte selbst erschöpft gewesen sein oder mehr erschüttert durch das, was er während der Zeit in den Kuppeln gesehen hatte. Oder vielleicht war es auch die Begegnung mit Phyllis gewesen. Er hatte jetzt wärmere Gefühle für Maya. Es war, als ob man in eine Sauna käme nach einem kalten Tag im Freien, mit dem gleichen Gefühl von Erleichterung und tiefem Wohlgefühl. Sie sagte schnell: »Ich weiß nicht, was ich hätte tun können ohne dich. Du bist in solchen Situationen wirklich so gut, so klar, fest und scharf. Sie schenken dir Glauben, weil du nicht versuchst, ihnen zu schmeicheln oder die Wahrheit abzumildern.«
    »Das funktioniert am besten«, sagte er und schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Kuppeln. »Besonders wenn man ihnen schmeichelt und sie anlügt.«
    »O Frank!«
    »Das ist wahr. Darin bist du selbst gut.«
    Das war eine typische rhetorische Floskel, aber Maya merkte es nicht. Es gab dafür einen Fachausdruck, an den er sich nicht erinnern konnte. Metonymie? Synekdoche? Aber sie lachte bloß, lehnte sich an ihn und drückte seine Schulter. Als ob der Kampf in Burroughs nie stattgefunden hätte, von dem, was davor lag, ganz zu schweigen. Und in Sheffield ließ sie ihre Station passieren und stieg dann mit ihm zusammen aus. Sie ging an seine Schulter gelehnt durch die große Bahnhofshalle und dann zu seiner Wohnung. Dort entkleidete sie sich, duschte und zog einen Pullover von ihm an. Dabei plapperte sie ständig über den Tag und die Lage im allgemeinen. Als ob sie das immer so machten, gingen sie essen: Suppe, Forelle, Salat, eine Flasche Wein - wie alle Tage! Dann lehnten sie sich in ihren Sesseln zurück, um Kaffee und Brandy zu trinken. Politiker nach einen arbeitsreichen Tag. Die Anführer.
    Schließlich hatte sie genug und lag lässig in ihrem Sessel, damit zufrieden, ihn bloß anzusehen. Und erstaunlicherweise machte ihn das nicht nervös. Es war, als ob ein Kraftfeld ihn vor alledem schützte. Vielleicht der Ausdruck in ihren Augen. Manchmal schien es, als ob man wirklich sagen könnte, daß jemand einen mochte.
    Sie verbrachten die Nacht zusammen. Und danach teilte sie ihre Zeit zwischen ihrer Wohnung im >Mars- zuerst<-Büro und seinen Zimmern, ohne je zu diskutieren, was sie tat und was das bedeutete. Und wenn es Zeit fürs Bett war, zog sie sich aus, rollte sich neben ihn und dann auf ihn, warm und ruhig. Die Berührung eines ganzen Körpers, alles auf einmal... Und wenn er etwas unternahm, reagierte sie unverzüglich. Er brauchte nur ihren Arm zu berühren. Als ob man in eine Sauna ginge. Sie war in diesen Tagen so angenehm, so ruhig. Wie eine andere Person. Es war erstaunlich. Ganz und gar nicht Maya. Aber da war sie und flüsterte: Frank, Frank.
    Aber sie sprachen nie darüber. Es ging immer um die Lage, die Neuigkeiten des Tages; und das gab ihnen wahrhaft reichlich Gesprächsstoff. Die Unruhe auf Pavonis war in einen zeitweiligen Schwebezustand übergegangen; aber die Schwierigkeiten umfaßten den ganzen Planeten und wurden immer schlimmer: Sabotagen, Streiks, Krawalle, Kämpfe, Scharmützel, Morde. Und die Meldungen von der Erde waren durch den schwärzesten Galgenhumor in schieres Entsetzen abgesunken. Mars bot demgegenüber ein Bild der Ordnung, ein kleiner lokaler Wirbel, abgetrennt von dem gigantischen Mahlstrom, der Frank wie eine Todesspirale vorkam für alles, was hineingeriet. Kleine Kriege flackerten überall auf wie Zündhölzer. Indien und Pakistan hatten in Kaschmir Kernwaffen eingesetzt.
    Afrika lag im Sterben, und der Norden zankte sich darum, wer zuerst helfen sollte.
    Eines Tages erfuhren sie, daß die Mohole-Stadt Hephaestus westlich von Elysium, bemannt von Amerikanern und Russen, verlassen worden war. Der Funkkontakt war abgerissen; und als Leute aus Elysium gekommen waren, um nachzusehen, hatten sie die Stadt leer vorgefunden. Ganz Elysium

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