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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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war in Aufruhr; und Frank und Maya beschlossen zu sehen, ob sie in Person etwas ausrichten könnten. Sie nahmen zusammen den Zug nach Tharsis, hinab in die dicker werdende Luft und über die steinigen Ebenen, die jetzt gefleckt waren von Treibschnee, der nie schmolz. Der Schnee war jetzt gekörnt, schmutzig rosa, ähnlich wie die Nordseite jeder Düne und jedes Felsblocks, wie farbige Schatten. Und dann über die glitzernden schwarzen Flächen von Isidis, wo der Permafrost an warmen Sommertagen schmolz, um wieder zu schwarzen Schollen zu gefrieren. Eine Tundra im Entstehen, vielleicht sogar ein Sumpf. An den Fenstern des Zuges flogen Büschel schwarzen Grases vorbei, vielleicht sogar arktische Blüten. Oder war es vielleicht bloß Abfall?
    Burroughs war still und ungemütlich, die breiten begrasten Boulevards leer, ihr Grün so schockierend wie die Halluzination eines Nachbildes, wenn man in die Sonne geblickt hat. Während sie auf den Zug nach Elysium warteten, ging Frank in den Gepäckraum des Bahnhofs und reklamierte den Inhalt seines Zimmers in Burroughs, den er zurückgelassen hatte. Der Wärter kam mit einer einzigen großen Kiste zurück, die die Kücheneinrichtung eines Junggesellen enthielt, eine Lampe, einige Pullover und ein Lesegerät. Er konnte sich an nichts davon erinnern. Er steckte das Lese- und Notizgerät in die Tasche und warf den Rest in einen Müllbehälter. Vertane Jahre. Er konnte sich an keinen Tag davon erinnern. Die Vertragsübereinkunft hatte sich jetzt als reines Theater entpuppt, als ob jemand die Stütze einer Bühnendekoration umgeworfen und den ganzen Hintergrund hätte herunterkommen lassen, womit eine wahre Geschichte auf den Stufen dahinter zum Vorschein gekommen wäre, die zwei Männer zeigte, die sich die Hände schüttelten und zunickten.
    Das russische Büro in Burroughs wünschte, daß Maya bliebe und sich mit einigen russischen Angelegenheiten dort befaßte. Also nahm Frank allein einen Zug nach Elysium und schloß sich dann einer Roverkarawane nach Hephaestus an. Die Leute in seinem Wagen waren durch seine Anwesenheit gehemmt. Er ignorierte sie ärgerlich und sah sein Notizbuch durch. Größtenteils eine Standardauswahl, eine große Reihe von Büchern, die nur durch einige politisch-philosophische Titel ergänzt wurde. Hunderttausend Bände. Heute fassen solche Geräte das Hundertfache, obwohl das eine sinnlose Verbesserung war; denn es gab nicht mehr Zeit, auch nur ein einziges Buch zu lesen. Er hatte sich in jenen Tagen offenbar für Nietzsche interessiert. Ungefähr die Hälfte der markierten Stellen stammten von ihm. Als Frank sie durchsah, konnte er nicht nachvollziehen, weshalb er sie markiert hatte. Es war alles windiges Gefasel. Und dann las er etwas, das ihn erschaudern machte: »Das Individuum ist in seiner Zukunft und seiner Vergangenheit ein Stück Schicksal, ein Gesetz mehr und eine Notwendigkeit mehr für alles, das ist und alles, das sein wird. Wenn man zu ihm sagt > Verändere dich!<, heißt das zu verlangen, daß alles sich ändern soll, sogar in der Vergangenheit ...«
     
    In Hephaestus richtete sich eine neue Mohole-Mannschaft ein, größtenteils Oldtimer, Techniker und Ingenieure, aber viel gebildeter als die Neulinge auf Pavonis. Frank unterhielt sich mit einer Reihe von ihnen und fragte nach denen, die verschwunden waren.
    Eines Morgens beim Frühstück, als er an einem Fenster saß, durch das man die weiße Thermalpumpe des Moholes sah, sagte eine Frau, die ihn an Ursula erinnerte: »Diese Leute haben ihr ganzes Leben lang die Videos gesehen, sie haben den Mars studiert, sie glauben an ihn wie an einen Gral und organisieren ihr Leben dafür, hier zu leben. Sie arbeiten jahrelang und sparen und verkaufen dann alles, was sie haben, um eine Passage zu bekommen, weil sie eine ideale Vorstellung davon haben, wie es sein wird. Und dann kommen sie hierher und werden eingesperrt oder geraten bestenfalls in die alten Gleise, arbeiten irgendwo in einer Kuppel, so daß alles nur immer noch so ist wie im Fernsehen. Und so verschwinden sie. Denn sie suchen nach dem, weswegen sie hergekommen sind.«
    Chalmers entgegnete: »Aber sie wissen nicht, wie die Verschwundenen leben. Wenn sie überhaupt überleben.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Das spricht sich herum. Leute kommen zurück. Es gibt Videos für einmalige Wiedergabe, die gelegentlich auftauchen.« Die Leute um sie herum nickten. »Und wir können sehen, was nach uns von der Erde heraufkommt. Am besten

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