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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Unterstützung und Gerechtigkeit. Die Sache selbst in die Hand zu nehmen, darauf lief es hinaus. Natürlich dauerte das einige Zeit. Und währenddessen mußte er versprechen, jede Beschwerde anzuhören, jede Ungerechtigkeit zu bereinigen und alles in Ordnung zu bringen, was falsch war. Das war lächerlich und widerlich, aber er verzog das Gesicht und machte es. Er beriet sie über Medienbeziehungen und Schlichtungsverfahren und wie man Zellen und Komitees bildet und Führer wählt. Sie waren ja so unwissend! Junge Männer und Frauen, sorgfältig erzogen, unpolitisch zu sein, Techniker zu sein, die jede Politik verabscheuten, um sie zu Wachs in der Hand ihrer Anführer zu machen. So wie immer. Es war erschreckend, wie stupide sie waren, und er konnte nicht umhin, sie aufzuputschen.
    Als er ging, erhielt er Beifall.
     
     
    Maya war draußen im Bahnhof. Er war erschöpft und konnte sie nur ungläubig anstarren. Sie hatte ihm über Video zugesehen, wie sie sagte. Frank schüttelte den Kopf. Die Idioten da drin hatten sich nicht einmal bemüht, die inneren Kameras auszuschalten. Vielleicht wußten sie nicht einmal, daß es sie gab. Also hatte die Welt alles gesehen. Und Maya hatte die gleiche Miene von Bewunderung, als ob die Befriedung ausgebeuteter Arbeiter mit Lügen und Raffinesse höchstes Heldentum bedeutete. Was es für sie ohne Zweifel war.
    Tatsächlich war sie losgezogen, um in der russischen Kuppel die gleiche Masche anzuwenden, weil es dort keinen Fortschritt gegeben hatte und sie nach ihr gefragt hatten. Also waren die Russen offenbar noch dümmer als die Amerikaner.
    Sie bat ihn, sie zu begleiten; und er war zu erschöpft, um Vorteil und Nutzen davon abzuwägen. Mit verzogenem Munde sagte er zu. Es war leichter, einfach weiterzumachen.
    Sie nahmen den Zug nach unten zur nächsten Station und bahnten sich ihren Weg durch die Polizei nach innen. Die russische Kuppel war dicht gefüllt wie ein Schaltbrett. Frank sah sich um und sagte: »Du wirst es wohl noch schwerer haben als ich.«
    »Russen sind es gewohnt«, erwiderte sie. »Die Unterkünfte in den Kuppeln unterscheiden sich gar nicht so sehr von Moskauer Wohnungen.«
    »O ja.« Rußland war zu einer Art immensem Korea geworden, das denselben brutalen stromlinienförmigen Kapitalismus kultivierte, perfekt nach dem TaylorSystem und mit einer Tünche aus Demokratie und Gebrauchsgütern, um die Junta zu tarnen. »Es ist erstaunlich, wie wenig man braucht, um verhungernde Menschen nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.«
    »Frank, bitte!«
    »Denk daran, und es wird klappen.«
    »Wirst du helfen oder nicht?«
    »Doch, ja.«
     
    Der Hauptplatz roch nach Bohnen, saurer Milch, Borschtsch und elektrischen Öfen, und die Menge war viel ungebärdiger und lauter als in der amerikanischen Kuppel. Jeder war ein trotziger Führer und bereit, eine Erklärung abzugeben. Es waren viel mehr Frauen dabei als bei den Amerikanern. Die Leute hatten einen Zug zum Entgleisen gebracht, und das hatte sie elektrisiert. Sie drängten auf weitere Aktionen. Maya mußte sich eines Handmegaphons bedienen und stand während der ganzen Zeit auf einem Stuhl und redete. Die Menge wirbelte um sie herum, und Teilnehmer mit lauten Argumenten ignorierten sie, als ob sie eine Cocktailpianistin wäre.
    Franks Russisch war eingerostet, und er konnte das meiste von dem, was die Menge Maya zubrüllte, nicht verstehen. Er folgte aber sehr gut ihren Antworten. Sie erklärte das Emigrationsmoratorium, den Engpaß in der Produktion von Städtebaurobotern und bei der Wasserversorgung, die Notwendigkeit von Disziplin und das Versprechen eines künftigen besseren Lebens, wenn alles ordentlich abliefe. Er hatte den Eindruck, daß das eine typische Babuschka-Ansprache war; und sie hatte den Effekt, die Leute etwas zu beruhigen, da bei vielen Russen jetzt eine starke reaktionäre Stimmung herrschte. Sie erinnerten sich, was soziale Unruhe wirklich bedeutete, und hatten verständlicherweise Angst davor. Und es gab viel zu versprechen. Alles erschien plausibel: eine große Welt, wenig Menschen, eine Menge von Rohstoffen, gute Roboterkonstruktionen, Computerprogramme, Gen-Muster...
    Als die Diskussion einmal wirklich laut wurde, sagte er zu ihr auf englisch: »Denk an den Knüppel!«
    »Was?«
    »Den Knüppel! Droh ihnen! Rübe und Knüppel.«
    Sie nickte und nahm wieder das Megaphon. Die ständige Unsicherheit der giftigen Luft, die tödliche Kälte. Sie waren nur durch die Kuppel am Leben und durch die

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