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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Massen von Auswurfmaterial heraus wie Wasser unter einem kalbenden Eisberg. Ein tiefes Dröhnen erschütterte ihren Rover, und Nadia fuhr ihn vorsichtshalber vom Südrande zurück. Gerade noch, ehe eine massive Staubwolke ihnen die Sicht nahm, sahen sie, wie das Wasserwerk von der rasch kippenden Kante des Erdrutsches bedeckt wurde.
    Angela und Sam hatten gejubelt. Sasha fragte: »Wie können wir feststellen, ob es geklappt hat?«
    »Warte, bis wir es wieder sehen können!« sagte Nadia. »Hoffentlich wird die Flut stromabwärts weiß geworden sein. Kein offenes Wasser mehr, keine Bewegung.«
    Sasha nickte. Sie saßen da und schauten in den alten Canyon hinunter. Sie warteten. Nadia fühlte sich leer. Trübe Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie brauchte mehr Aktion, als in den letzten paar Stunden, eine Tätigkeit, die ihr Zeit zum Nachdenken ließ. Nur einen Moment Pause, und die ganze elende Situation prallte wieder auf sie zurück: die ruinierten Städte, die Toten überall, Arkadys Verschwinden. Und offenbar hatte niemand die Kontrolle. Keinerlei Plan. Polizeitruppen verwüsteten Städte, um der Revolution Einhalt zu gebieten; und Rebellen verwüsteten Städte, um die Revolution in Gang zu halten. Es würde damit enden, daß alles zerstört war, ihr ganzes Lebenswerk, vor ihren Augen in die Luft geflogen - und völlig ohne Grund. Aus absolut keinem Grund!
    Sie konnte es sich nicht leisten, nachzudenken. Da unten hatte ein Erdrutsch hoffentlich ein Wasserwerk überrannt, und das aus dem Brunnen brausende Wasser war blockiert worden und gefroren, um einen festen Damm zu bilden. Es war schwer zu sagen, was danach kommen würde. Wenn der hydrostatische Druck in dem Wasserreservoir groß genug war, konnte es zu einem neuen gewaltsamen Ausbruch kommen. Aber wenn der Damm dick genug war... Nun, man konnte daran nichts ändern. Wenn sie allerdings eine Art Notventil schaffen könnten, um den Druck von dem Erdrutschdamm zu nehmen...
    Langsam trieb der Wind den Staub fort. Ihre Gefährten jubelten wieder. Das Wasserwerk war dahin, bedeckt von einem frischen schwarzen Erdrutsch, der aus der Nordwand herausgekommen war, die jetzt an ihrem Rand einen großen neuen Bogen bildete. Aber es war knapp gewesen. Nichts auch nur annähernd so Großes wie ein Erdrutsch, wie sie gehofft hatte. Laßwitz selbst gab es noch, und es schien, als ob die Gesteinsschicht über dem Wasserwerk nicht allzu dick wäre. Die Flut schien eingedämmt zu sein. Sie schien bewegungslos, ein klumpiger, dreckiger, weißer Schwaden, wie ein Gletscher, der mitten in einem Canyon hinabgleitet. Und es stieg nur noch sehr wenig Reif dampf von ihm auf. Aber...
    »Wir sollten nach Laßwitz hinuntergehen und die Daten des Wasserreservoirs kontrollieren«, sagte Nadia.
    Sie fuhren die Straße in der Canyonwand hinab und in die Garage von Laßwitz. Sie gingen in Schutzanzügen durch die leeren Straßen. Der Kontrollraum des Wasserwerks lag gleich neben den Stadtbüros. Es war seltsam, ihre Zufluchtstätte der letzten Tage leer zu sehen.
    Im Kontrollraum untersuchten sie die Daten der verschiedenen unterirdischen Sensoren. Viele von ihnen funktionierten nicht mehr; aber die anderen zeigten an, daß der hydrostatische Druck im Reservoir höher war als je zuvor und noch zunahm. Wie um das zu unterstreichen, erschütterte ein leichtes Beben den Boden, daß die Sohlen ihrer Stiefel vibrierten. Keiner von ihnen hatte je zuvor so etwas auf dem Mars erlebt. »Scheiße!« sagte Yeli. »Das Ding wird sicher noch einmal explodieren.«
    »Wir müssen einen Abzugskanal bohren«, sagte Nadia. »Eine Art Druckventil.«
    »Aber wie, wenn es ausbricht wie das große?« fragte Sasha.
    »Wenn wir es an das obere Ende des Reservoirs legen oder auf halber Strecke, so daß es einen Teil der Wassermassen aufnimmt, sollte es gut sein. Ebensogut wie das alte Wasserwerk, das vermutlich jemand hat hochgehen lassen, sonst würde es noch prima funktionieren.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Wir müssen es riskieren. Wenn es klappt, dann klappt es. Falls nicht, bewirken wir vielleicht einen Ausbruch. Aber wenn wir gar nichts tun, wird es mit Sicherheit einen Ausbruch geben.«
    Sie führte die kleine Gruppe über die Hauptstraße zum Lagerhaus der Roboter in der Garage und fing an, im Befehlszentrum neu zu programmieren. Eine Standard-Bohrung mit maximaler Ausblashemmung. Das Wasser würde unter artesischem Druck an die Oberfläche kommen; und dann würden sie es in eine Pipeline leiten,

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