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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Atlantik durch die Meerenge von Gibraltar gebrochen ist und das Becken des Mittelmeers überflutet hat. Das war ein Wasserfall, der zehntausend Jahre gedauert hat.«
    »Ich habe nie davon gehört«, sagte Nadia. »Kommt mit uns zur Klippe und helft uns, die Roboter in Gang zu setzen!«
    Während der Hinfahrt hatte sie alle Bauroboter der Stadt aus ihrem Hangar zum Fuß der Nordwand dirigiert, neben dem Wasserwerk. Als die zwei Rover dort ankamen, fanden sie, daß einige der schnelleren Roboter schon eingetroffen waren. Der Rest wühlte sich über den Canyonboden auf sie zu. Eine kleine Geröllhalde befand sich am Fuß der Klippe, die im Mittagslicht schimmernd wie eine enorme gefrorene Welle über ihnen aufragte. Nadia schaltete sich auf die Räumfahrzeuge und Bulldozer und gab ihnen Anweisungen, Wege durch die Halde freizumachen. Danach würden direkt in die Klippe Tunnels gebohrt werden. Nadia zeigte auf eine areologische Karte des Canyons, die sie auf den Schirm des Rovers gerufen hatte, und sagte: »Seht, da hinter dem überhängenden Stück ist eine Störung. Sie ist die Ursache, weshalb die Lippe der Mauer ein wenig abrutscht. Seht ihr den etwas niedrigeren Sims ganz oben? Wenn wir alle Sprengmittel, die wir haben, am Fuß dieser Störung einsetzten, wird sicher der ganze Überhang herunterkommen. Meint ihr nicht auch?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Yeli. »Es ist aber einen Versuch wert.«
    Inzwischen kamen die langsameren Roboter an und brachten verschiedene Sprengstoffe, die von der Ausschachtung bei der Gründung der Stadt übrig geblieben waren. Nadia ging ans Werk und programmierte die Vehikel, einen Tunnel in den Boden der Klippe zu bohren. Für den größten Teil einer Stunde war sie für die Welt verloren. Als sie fertig war, sagte sie: »Laßt uns wieder zur Stadt zurückgehen und alle evakuieren. Ich kann nicht sicher sein, wieviel von der Klippe herunterkommen könnte, und wir wollen nicht alle verschütten. Wir haben vier Stunden.«
    »Jesus, Nadia!«
    »Vier Stunden.« Sie gab den letzten Befehl ein und startete ihren Rover. Angela und Sam folgten mit Hochrufen.
    »Ihr scheint nicht sehr traurig zu sein wegzukommen«, sagte Yeli.
    »Es war höllisch langweilig«, erwiderte Angela.
    »Ich denke nicht, daß das künftig noch ein Problem sein wird.«
    Die Evakuierung war schwierig. Eine Menge Leute wollten die Stadt nicht verlassen, und es gab für sie kaum Platz in den verfügbaren Rovern. Schließlich waren alle in das eine oder andere Vehikel gestopft und befanden sich auf der Transponderstraße nach Burroughs. Laßwitz war leer. Nadia versuchte eine Stunde lang Phyllis über Satellitentelefon zu erreichen, aber die Kanäle waren unterbrochen durch etwas, das wie systematische Störbemühungen klang. Nadia hinterließ eine Mitteilung auf dem Satelliten: »Wir sind Nichtkombattanten in Syrtis Major und versuchen zu verhindern, daß das Wasserlager von Laßwitz Burroughs überflutet. Laßt uns also in Ruhe!« Eine Art von Kapitulation.
    Zu Nadia, Sasha und Yeli stießen noch Angela und Sam in ihrem Rover, und sie fuhren die steilen Spitzkehren der Klippenstraße empor zum Südrand des Arena-Canyons. Querab von ihnen lag die imposante Nordwand. Links unten war die Stadt, die fast normal aussah. Aber zur Rechten war deutlich etwas nicht richtig. Das Wasserwerk war in der Mitte durch einen dicken weißen Geysir zerbrochen, der wie ein defekter Hydrant eine Fahne bildete, die in ein Gewirr aus schmutzig weißroten Eisblöcken absank. Noch während sie hinschauten, verschob sich die ungefüge Masse und ließ kurzzeitig schwarzes strömendes Wasser erkennen, das wild Rauhreifdampf ausstieß. Weiße Nebelschwaden drangen aus den schwarzen Rissen und peitschten dann mit dem Wind den Canyon hinab. Das Gestein und der Grus der Marsoberfläche waren so dehydriert, daß sie, wenn Wasser darauf klatschte, in heftigen chemischen Reaktionen zu explodieren schienen. Wenn Wasser über den Boden rann, schössen darum große Staubwolken in die Luft und verbanden sich mit dem Eisdampf, der vom Wasser aufwirbelte.
    »Sax wird zufrieden sein«, sagte Nadia grimmig.
    Zu der angegebenen Stunde schossen vier Rauchwolken aus der Basis der Nordwand. Einige Sekunden lang passierte nichts weiter, und die Beobachter stöhnten. Dann machte die Vorderseite der Klippe einen Ruck, und der Fels des Überhangs rutschte langsam und majestätisch in die Tiefe. Dicke Wolken schössen vom Boden der Klippe auf, und dann sprangen dichte

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