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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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begriff, warum sie so genau hinschaute und warum ihr Magen sich verkrampfte: Sie hatte ihn noch nie gesehen.
    Er wandte sich um und blickte in ihre Richtung. Durch zwei gekrümmte Glasflächen begegneten sich ihre Augen. Er war ein Fremder, mit schmalem Gesicht und großen Augen.
    Er verschwand in einem braunen Schimmer. Maya zögerte eine Sekunde und fürchtete sich, ihn zu verfolgen. Dann zwang sie sich, durch den ganzen Raum zu rennen und die zwei Biegungen der Verbindung hinauf in den nächsten Zylinder. Der war leer. Sie lief durch drei weitere Zylinder, ehe sie anhielt. Dann stand sie da und schaute mit rasselndem Atem auf Tomatenranken. Sie schwitzte, fror aber. Ein Fremder?! Das war unmöglich. Sie hatte ihn aber gesehen! Sie konzentrierte sich auf ihr Gedächtnis und versuchte sich das Gesicht zu vergegenwärtigen. Vielleicht war es... Aber nein. Es war keiner der Hundert gewesen, das wußte sie. Gesichtserkennung gehörte zu den stärksten Fähigkeiten des Geistes und war erstaunlich exakt. Und er war bei ihrem Anblick weggelaufen.
    Ein blinder Passagier. Aber auch das war unmöglich! Wo würde er sich verstecken, wie würde er leben? Was würde er während des Strahlungssturms gemacht haben?
    Fing sie also schon an zu halluzinieren? War es so weit gekommen?
    Sie ging in ihren Raum zurück. Ihr war übel. Die Gänge von Torus D waren etwas finster, trotz der hellen Beleuchtung, und es kribbelte ihr im Nacken. Als die Tür erschien, tauchte sie in das Refugium ihres Zimmers. Aber da gab es nur ein Bett und einen Wandtisch, einen Stuhl und eine Toilette, sowie einige Regale. Sie saß da eine Stunde lang, dann zwei. Aber sie konnte da nichts machen, keine Antworten, keine Zerstreuungen. Kein Entrinnen.

M aya fand sich außerstande, jemandem gegenüber zu erwähnen, was sie gesehen hatte; und das war irgendwie noch erschreckender als der Vorfall an sich, da es seine Unmöglichkeit noch unterstrich. Die Leute wurden denken, sie wäre übergeschnappt. Welche andere Schlußfolgerung gab es? Wie würde er essen, wo würde er sich verstecken? Nein. Das würden zu viele Leute wissen müssen. Es war wirklich unmöglich. Aber dieses Gesicht?
    Eines Nachts begegnete es ihr wieder im Traum. Sie wachte schweißgebadet auf. Halluzination war eines der Anzeichen von Zusammenbruch im Raum, wie sie wohl wußte. Das geschah recht häufig während langer Aufenthalte in Erdumlaufbahnen. Einige Dutzend Fälle waren aktenkundig. Gewöhnlich fing es damit an, daß die Leute vor dem ständig vorhandenen Hintergrund von Ventilation und Apparaten Stimmen hörten; aber eine recht häufige Alternative war der Anblick eines Arbeitskollegen, der nicht da war, oder noch schlimmer eines Doppelgängers, als ob sich der leere Raum mit Spiegeln angefüllt hätte. Man glaubte, daß Mangel an Sinneseindrücken diese Phänomene bewirkte. Und die Ares auf ihrer langen Reise und keiner Erde zum Anschauen und einer brillanten (und manche könnten sagen: besessenen) Besatzung war als mögliches Risiko erachtet worden. Dies war einer der Gründe, weshalb man den Schiffsräumen eine solche Vielfalt an Farbe und Struktur gegeben hatte, zusammen mit täglich und jahreszeitlich sich änderndem Wetter. Und dennoch hatte sie etwas gesehen, das sie nicht glauben konnte.
    Und wenn sie jetzt durch das Schiff ging, schien es ihr, als ob die Crew sich in kleine private Gruppen aufspaltete, die wenig wechselseitige Beziehungen unterhielten. Das Team der Farm verbrachte fast seine ganze Zeit in den Agrarbezirken, nahm seine Mahlzeiten sogar dort auf dem Fußboden ein und schlief (miteinander, wie man raunte) längs der Reihen von Pflanzen. Das medizinische Team hatte in Torus B seine eigene Suite von Räumen, Büros und Labors; und die Leute verbrachten ihre Zeit dort, vertieft in Experimente und Beobachtungen und Konsultationen mit der Erde. Das Flugteam bereitete sich auf den Eintritt in die Marsumlaufbahn vor und ließ jeden Tag mehrere Simulationen laufen. Und der Rest war... zerstreut und schwer zu finden. Wenn Maya durch die Torusse ging, erschienen ihr die Räume leerer als je zuvor. Der Speisesaal D war nie voll. Und dann bemerkte sie bei den getrennten Klumpen von Essenden, die da waren, daß recht häufig Streitereien ausbrachen und sehr rasch gedämpft wurden. Privates Gezänk, aber worum?
    Maya selbst saß weniger am Tisch und hörte mehr zu. Man konnte eine Menge über eine Gesellschaft daraus erfahren, welche Gesprächsthemen vorkamen. In diesen

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