Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
rasch wurde sie der wichtigste Troubleshooter der Kolonie, das Mädchen für alles, wie John sie nannte. Bei fast jeder Aufgabe hatten sie von ihrer Hilfe profitiert; und wenn sie den ganzen Tag umherrannte, um Fragen zu beantworten und Rat zu erteilen, fühlte sie sich in einem zeitlosen Arbeitsparadies und blühte richtig auf. So viel zu tun! Jeden Abend bei den Planungssitzungen ließ Hiroko ihre Tricks spielen, und die Farm kam voran. Drei parallele Reihen von Gewächshäusern, die wie kommerzielle auf der Erde aussahen, nur kleiner und mit dickeren Wänden, damit sie nicht wie Luftballons explodierten. Selbst bei einem Innendruck von nur 300 Millibar, der kaum für Farmbetrieb taugte, war der Unterschied zur Außenseite drastisch. Eine schlechte Abdichtung oder eine schwache Stelle, und sie würden platzen. Aber Nadia verstand sich gut auf Dichtungen bei kaltem Wetter, und deshalb rief Hiroko sie in Panik jeden zweiten Tag zu Hilfe.
    Sodann erforderten die Materialien, welche die Wissenschaftler benötigten, um ihre Fabriken in Gang zu setzen, und die Leute, die den Kernreaktor montierten, ständig ihre Aufsicht. Sie wurden auch nicht von Arkady getröstet, der vom Phobos per Funk hartnäckig erklärte, sie würden keine so gefährliche Technik benötigen und sollten alle erforderliche Energie durch Windgeneratoren erzeugen. Er und Phyllis stritten heftig darüber. Dann war es Hiroko, die Arkady mundtot machte mit dem, was sie als ein japanisches Sprichwort bezeichnete: »Shikata ga nai«, was bedeutete: »Es gibt keine andere Wahl.« Windmühlen hätten genügend Energie erzeugt, wie Arkady behauptete. Aber sie hatten keine. Statt dessen hatte man ihnen einen Rickover-Kernreaktor geliefert, von der Navy gebaut und ein prächtiges Stück. Niemand hatte Lust, sich auf das Risiko eines Windkraftsystems einzulassen. Sie hatten zu große Eile. Shikata na gai. Das wurde bei ihnen zu einer oft wiederholten Redensart.
    Und so bat das Bauteam von Tschernobyl (der Name stammte natürlich von Arkady) Nadia, mit ihnen hinauszugehen und die Aufsicht zu übernehmen. Man hatte sie weit in den Osten der Siedlung verbannt, so daß es Sinn machte, mit ihnen einen vollen Tag hinzugehen. Aber dann forderten die Mediziner ihre Hilfe für den Bau einer Klinik und mehrerer Labors darin aus einigen aufgegebenen Frachtbehältern, die sie gerade in Unterkünfte verwandelten. Anstatt also draußen bei Tschernobyl zu bleiben, ging sie dann mittags zum Essen heim und half dem medizinischen Team. Jeden Abend brach sie erschöpft zusammen.
    Einige Abende zuvor hatte sie lange Gespräche mit Arkady oben auf Phobos. Dessen Leute hatten Schwierigkeiten mit der Mikrogravitation dieses Mondes, und auch er wollte ihren Rat. Er sagte: »Wenn wir nur etwas g bekommen könnten, nur um zu wohnen und zu schlafen.«
    Nadia schlug leicht verstört vor: »Macht aus einem der Tanks der Ares einen Zug und laßt ihn auf Schienen rundherum fahren! Geht an Bord und fahrt so schnell, daß ihr etwas Beschleunigung gegen das Dach des Zuges bekommt!«
    Rauschen, dann gackerte Arkady wild los. »Nadezhda Francine, ich liebe dich, ich liebe dich!«
    »Du liebst Schwerkraft.«
    Bei all dieser Beratertätigkeit ging der Bau ihrer eigenen permanenten Unterkunft recht langsam voran. Nur einmal in der Woche konnte Nadia in einen offenen Mercedes klettern und über den zerwühlten Boden zum Ende des Grabens fahren, den sie angefangen hatte auszuheben. An dieser Stelle war er zehn Meter breit, fünfzig lang und vier tief, was die von ihr gewünschte Tiefe war. Der Boden des Grabens war der gleiche wie an der Oberfläche: Ton, Grus, Steine aller Größe. Regolith. Während sie mit dem Bulldozer arbeitete, kletterten die Geologen in das Loch hinein und heraus, nahmen Proben und sahen sich um, sogar Ann, der es nicht gefiel, wie sie den Boden aufrissen. Aber kein Geologe, der jemals geboren worden war, konnte sich von einem Landaufschluß fernhalten. Nadia lauschte bei ihrer Arbeit deren Gesprächen. Sie meinten, der Regolith wäre so ziemlich der gleiche bis hinab zum Muttergestein. Und das war sehr schade; denn Regolith war nicht das, was sich Nadia als idealen Baugrund vorstellte. Zumindest war sein Wassergehalt niedrig, unter einem Zehntel Prozent, was bedeutete, sie würden unter einem Fundament nicht viel Einbrüche und Wegrutschen erleben, wie es zu den ständigen Alpträumen des Bauens in Sibirien zählte.
    Nachdem sie den Regolithboden begradigt hatte, begann sie mit

Weitere Kostenlose Bücher