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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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fand es immer noch fast unmöglich, in den Schwerkraftverhältnissen des Mars zu denken und den Konstruktionen zu vertrauen, die diese in Betracht zogen. Die Rampe sah einfach zu schwach aus!
    Aber der Traktor rollte ohne Unfall hinunter und hielt auf dem Boden an. Acht Meter lang, königsblau, mit übermannshohen Rädern aus Drahtgeflecht. Sie mußten über eine kurze Leiter in die Kabine steigen. Der Kran-Ansatz war schon am vorderen Ende montiert. Das machte es leicht, den Traktor mit der Winde, dem Sandbagger, den Kisten mit Ersatzteilen und schließlich den Wänden des Containers zu beladen. Als sie damit fertig waren, sah der Traktor so überladen und kopflastig aus wie eine Dampfpfeifenorgel, aber die Marsschwerkraft sorgte für Gleichgewicht. Der Traktor selbst war ein riesiger Klotz, mit 600 Pferdestärken, einem großen Radstand und mächtigen hohen Rädern. Sein Hydrazinmotor hatte ein noch schlechteres Anzugsmoment als ein Diesel, stellte aber als Gerät den letzten Schrei dar und war unverwüstlich. Sie fuhren los und rollten langsam zum Parkplatz der Anhänger. Und da war sie, Nadezhda Cherneshevsky, und fuhr einen Mercedes-Benz auf dem Mars! Sie folgte Samantha zum Sortierplatz und fühlte sich wie eine Königin.
    Das war also der Morgen gewesen. Zurück ins Habitat, Helm und Tank herunter und ein schneller Imbiß in Anzug und Stiefeln. Von all dem Umherlaufen hatte man mächtigen Hunger.
    Nach dem Lunch zogen sie wieder mit dem Mercedes-Benz los und schleppten damit ein Luftsammelgerät von Boeing zu einem Platz östlich der Habitate, wohin alle Fabriken kommen sollten. Die Luftsammler waren große Metallzylinder, die Rümpfen einer 737 ähnelten, nur daß sie acht wuchtige Fahrgestelle hatten und Raketenmotore vertikal an den Seiten, dazu zwei Düsenmotore vorn und hinten über dem Rumpf. Fünf solche Geräte waren vor zwei Jahren in dem Gelände abgeworfen worden. In der Zwischenzeit hatten die Düsenmotore die dünne Luft eingesogen und durch eine Folge von Trennvorrichtungen gejagt, um sie in ihre Bestandteile zu zerlegen. Die Gase wurden komprimiert, in großen Tanks gespeichert und standen jetzt zur Verfügung. Jede Boeing enthielt inzwischen 5000 Liter Wasser-Eis, 3000 Liter flüssigen Sauerstoff, 500 Liter Argon und 400 Liter Kohlendioxid.
    Es war keine leichte Aufgabe, diese Giganten über das Geröll zu den großen Vorratstanks bei ihren Habitaten zu schleppen; aber sie mußten das tun, denn nachdem sie dort in die Tanks entleert waren, konnte man sie wieder anstellen. Gerade an diesem Nachmittag hatte eine andere Gruppe einen leer gemacht und wieder in Tätigkeit gesetzt. Das tiefe Brummen seiner Düsen konnte man überall hören, sogar im Helm oder im Habitat.
    Nadia und Samanthas Boeing war hartnäckiger. Am Nachmittag gelang es ihnen nur, ihn einige hundert Meter zu schleppen; und sie mußten den BulldozerAnsatz benutzen, um auf der ganzen Strecke eine rohe Straße dafür zu kratzen. Kurz vor Sonnenuntergang kehrten sie durch die Schleuse in ihr Habitat zurück, mit kalten Händen und vor Erschöpfung stöhnend. Sie zogen sich bis auf ihr von Staub verklebtes Unterzeug aus und gingen direkt in die Küche. Sie hatten schon wieder Heißhunger. Vlad schätzte, daß sie je etwa 6000 Kalorien am Tage verbrauchten. Sie kochten und verschlangen rehydrierte Pasta. An ihren Schüsseln verbrannten sie sich fast ihre klammen Finger. Erst als sie mit Essen fertig waren, gingen sie in den Umkleideraum für Frauen und versuchten, sich mit heißem Wasser und Schwämmen zu säubern, um dann saubere Pullover anzuziehen.
    »Es wird schwer werden, unsere Kleidung sauberzuhalten. Der Staub geht sogar durch die Verschlüsse am Handgelenk, und die Reißverschlüsse in der Taille sind wie offene Löcher.«
    »Na ja, dieser Grus ist mikroskopisch fein. Wir werden damit mehr Mühe haben als mit schmutzigen Kleidern, das kann ich euch sagen. Das Zeug wird in alles eindringen, unsere Lungen, unser Blut, unsere Gehirne ...«
    »So ist das Leben auf dem Mars.« Das war schon ein beliebter Refrain, den man jedesmal benutzte, wenn man auf ein Problem stieß, besonders, wenn es ein unlösbares war.
    An manchen Tagen blieben nach dem Essen noch ein paar Stunden übrig; und die rastlose Nadia ging manchmal wieder nach draußen. Oft verbrachte sie die Zeit damit, daß sie um die Container spazierte, die an diesem Tag zur Basis geschleppt worden waren. Sie brachte allmählich eine persönliche Werkzeugausrüstung zusammen.

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